Donnerstag, April 18, 2024

Haider platzte der Kragen: Streit um 30 Euro-Gagen auf offener Bühne

Haider platzte der Kragen

Morgen steht in der Zeitung ‘Burgenland zahlt nur 30 Euro pro Abend'”, Moderator Alfons Haider wusste bei der Burgenland-Jubiläumsshow bereits, was von diesem Abend bleiben würde. Die Stimmung kippte, als einer der Musiker die niedrigen Gagen des Orchesters ansprach.

Wien, 17. August 2021 | Das Burgenland ist 100. Eigentlich hätte am Samstagabend die Geschichte und Kultur des Bundeslandes im Mittelpunkt stehen sollen. Doch es kam anders: Bei der Eröffnungsshow auf der Burg Schlaining kippte die Stimmung plötzlich, als Alexander Köck, Sänger und Gittarist der Mörbischer Band “Cari Cari”, auf offener Bühne die niedrigen Gagen des Orchesters kritisierte.

“Haben in Albanien mehr Gage bekommen”

“Ich habe mitbekommen, dass die Damen und Herren da drüben im Orchester 30 Euro pro Abend fürs Spielen bekommen”, nutzte Köck eine Pause zwischen zwei Liedern, um vor allen Zuschauern darauf aufmerksam zu machen. Solch niedrige Beträge seien “beschämend für ein sozialdemokratisches Land”, besonders “nach Corona, in einer Zeit, wo genug Geld da ist, dass es zwei Intendanten für die Seefestspiele in Mörbisch gibt.”

Der Musiker, der gemeinsam mit Schlagzeugerin und Sängerin Stephanie Widmer, bereits durch ganz Europa getourt ist, schaffte es innerhalb kürzester Zeit, das Burgenland vor laufender Kamera schlecht aussehen zu lassen. Denn immerhin hätten sie sogar “in Albanien eine höhere Gage bekommen”.

“Bei allem Respekt”, wurde Köck plötzlich von Alfons Haider, der als Moderator durch den Abend führte, unterbrochen: “Sie haben da eine falsche Information, jeder Musiker in Mörbisch bekommt 140 Euro pro Abend”.

Haider, der seit diesem Jahr Intendant der Mörbischer Seefestspiele ist, platzte der Kragen und wollte die Aussagen nicht einfach so stehen lassen, wenngleich sich Köcks Kritik nicht auf Mörbisch, sondern auf diesen Abend bezog, wie er Haider gleich zu verstehen gab.

“Seien’s mir net bös”

Innerhalb Minuten war die Stimmung auf der Burg Schlaining im Keller. Zwischen Köck und Haider entstand ein Streit auf offener Bühne. Zunächst war unklar, wer denn jetzt genau nur 30 Euro an diesem Abend verdient. Haider dementierte zunächst, reagierte grantig auf die “Unterstellungen” von Köck: “Ich bitte Sie vorsichtig zu sein, die da oben sind ja immer die Verbrecher, dem ist nicht so.” Köck entschuldigte sich, wollte nicht, dass “Haider sich persönlich angegriffen fühlt”, stattdessen suche er den Dialog. Haider: “Aber nicht bei so einer Show, wo alles emotional ist. Seien’s mir bitte nicht bös.” Die Show ging daraufhin weiter.

Hier der ganze Eklat im Video:

Haider ahnte bereits Shitstorm

Doch damit war die Sache nicht erledigt. Die nächste Pause nutzte Haider, um für Aufklärung zu sorgen: So würden die jungen Musiker im Orchester tatsächlich nur 30 Euro für den Abend bekommen. Das aber auch nur, weil sie derzeit noch das Konservatorium besuchen, also “nicht abgeschlossene Musiker” seien, wie Haider erklärt.

Dann wandte sich Haider persönlich an die Studenten vom Konservatorium. Es tue ihm Leid, dass sie nur 30 Euro verdienen, er hoffe, dass sich niemand ausgenutzt fühlt, wenngleich sie “keine Profi-Musiker” seien, wie Haider erneut wiederholte. Obwohl noch sichtlich genervt von der Debatte – Haider musste sich eben erst für die Gagen bei den Seefestspielen Mörbisch rechtfertigen – beendete der Moderator dann das Thema.

“Morgen steht in der Zeitung ‘Burgenland zahlt nur 30 Euro pro Abend'”, ahnte Haider schon auf der Bühne, was die nächsten Tage auf ihn zukommen würde. Er sollte recht behalten.

(mst)

Titelbild: Screenshot/ORF

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

27 Kommentare

  1. Es gibt sehr viele musikhochschulabgänger.
    Das nützen veranstalter sehr brutal aus.

  2. eine frechheit, aber wundert das wirklich noch wen? solidarität + gerechtigkeit sind reine platitüden, mehr nichts.

    an einer hand könnte ich nicht abzählen, wie oft ich unbezahlter praktikant war – istja gut für den lebenslauf, erfahrung, kontakte usw und ja nichts dagegen sagen, wird einem ja immer eingeredet! scheint allerdings eher eine taktik zu sein, um dann als berufstätiger bereits mit einem lächerlichen gehalt zufrieden zu sein.

    so ist das eben.

  3. Der Profiteur und die Blöden
    Das nennt man Solidarität von Alexander Köck. Meine volle Hochachtung. Schon vor vielen Jahren ist beispielsweise die Opernsängerin Elisabeth Kulman (übrigens auch eine Burgenländerin) bei den Salzburger Festspielen gegen die prekären Verhältnisse im Kunst-und Kulturbetrieb aufgetreten. Geholfen hat es offensichtlich nichts, wie das soeben erlebte Beispiel beweist. Es wird sich immer wieder jemand finden, der den lukrierten Überschuss eines Honorars, welcher sich bei so schlechter Bezahlung ergibt, für sich beansprucht. Diesen darf man dann getrost als Profiteur und die schlecht Bezahlten als die Blöden bezeichnen.
    Mut ist, wenn sich jemand auf offener Bühne hinstellt und diesen ekelhaften Sachverhalt beim Namen nennt. Das Beispiel sollte Schule machen, dann würden sich Profiteure weniger trauen. Gerechtere Vergütung wäre die Folge.

  4. Genau genommen ist das nicht mal eine Gage, sondern nur Reisekostenersatz. Aber wenn man diese Diskussion will, dann müsste man jedes Praktikum o.ä. mit Mindestlohn hinterlegen. Dann würde es aber ganz still im Saal.

  5. Herrlich, wie der Haider “aufbladlt” wird. Chapeau, Cari Cari. 😀

  6. Jaja Herr Haider, aus dem warmen Nest hinaus zu spucken und zynisch zu sein, keine Profi Musiker, ist leicht. Aber es ist typisch für Österreich, wie man mit Musikern, die nicht zum Klüngel gehören, umgeht und ausnutzt, anstatt sie zu fördern.

    • Eine Gemeinheit sondergleichen war das. Die Musiker als “nicht fertig ausgebildete” hinzustellen.

      • Wenn man das auf die Branche umlegt, dann könnte wohl kaum einer von seinem Beruf – in dem er noch so eine Ausnahmeerscheinung sein kann – leben.

        In meinem direkten Tätigkeitsfeld kenne ich 2 erfolgreiche Kollegen mit offizieller Ausbildung, beide sind aber bei der Abschlussprüfung durchgefallen.
        Von denen die bestehen schaff(t)en es nur die allerwenigsten wirklich in die Branche.

        In dieser Branche zählt nur das Ergebnis. Gefällt es, dann wird man gebucht. Egal wofür. Ob Bühnenbildnerei, Kostüme, Gesang, Logistik,……KEINER fragt da nach einer Ausbildung. Diesen sinnlosen “Luxus” erlauben sich nur große Orchester, aber auch die würden einen erwiesenen Könner niemals abweisen, nur weil er kein Diplom vorweisen kann….wenn er der beste Bewerber ist, dann hat er den Job. Gilt allerdings nicht für den Funktionärs-Bereich, denn dort wird politisch besetzt, und das hat dann wirklich nichts mehr mit Kultur zu tun…..aber das ist eine andere Geschichte.

  7. Zum schämen ist das.
    So eine Veranstaltung, und die Musiker herunterhafteln als Schüler.
    Die Leistung aber eines fertig ausgebildeten liefern.
    Meine Tochter verdiente mehr mit ihrer Flöte auf Mittelalterveranstaltungen.

    Wieviele da oben sind den nun jetzt Verbrecher, wenn er das anspielt?

  8. Sogar bei unseren Konzerten hinter Gittern haben wir damals (1998) 300 Euro bekommen und das im Alter von 15 Jahren.

    Die Burgenländer sind Bobberer (Ausdruck für Neidhammel)

  9. aber sehr wichtig und mutig, was hier von cari cari angesprochen wurde, und wenn ein haider davon schwadroniert, dass die musikerInnen des orchesters ja gar keine profimusiker sind, weil sie noch das konservatorium besuchen, kann man nur sagen: herr haider, diese aussage war und ist eine schweinerei. und ja, sie fühlten sich betroffen und waren daher betroffen. sie haben sich jeglichen shitstorm verdient.

    ich empfand haider immer schon als arrogant und überheblich, dies wurde durch diese aussagen bestätigt.

    man sah auch, dass die musikerInnen verlegen lachten, als sie von haider gefragt wurden, ob sie sich ausgenutzt fühlen.

    • Positiv sehen kann man sein outing.
      Da können sich gewisse schwürkise was abschneiden davon,

  10. Ich war auch dort: Haider hat gleich persönlich angegriffen reagiert, das Publikum war gespalten und die Stimmung im Keller. Dosko nahm später den Ball auf, flocht den Streit geschickt in seine Rede ein. Danach dirigierte Kolonovits seine Bombastversion der Burgenlandhymne und alle – auch ich – waren wieder hellauf begeistert. Es gab standing ovations. Trotz dieser Störung war es ein sehr gelungener Abend vor der tollen und großartig renovierten Burg Schlaining.
    Wer mag, kann sich den ungeschnittenen Festakt mit Streit Haider – Cari Cari auf Youtube anschauen.

  11. Es gehört viel Mut dazu, dies dort öffentlich anzusprechen. Die Aussage “Des san kane Musiker” ist natürlich eine Frechheit. 30 Euro für einen Abend und den Gabalklee schiebst Millionen in den Anus, das ist die Frechheit. NAtürlich sind 99 % “die da oben” Verbrecher. Sonst kommst ja nicht so weit. Soviel sollte man im hohen Alter schon wissen. Aber die Hand die einem füttert, ….

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!