Mittwoch, April 24, 2024

Hinrichtungen: Taliban machen Jagd auf Journalisten

Hinrichtungen:

Berichte bestätigt: Die Taliban gehen von Haus zu Haus und töten Journalisten. Auch Mitarbeiter deutscher Medien und ihre Angehörigen wurden hingerichtet. Einstweilen versuchen Zehntausende unter Lebensgefahr, den Kabuler Flughafen zu erreichen.

Kabul, 20. August 2021 | Die ganze Woche über mehrten sich Berichte von Verhaftungs- und Todeslisten, mit denen die Taliban von Haus zu Haus gingen. Jetzt ist bestätigt: Taliban-Kämpfer suchen gezielt nach den Häusern, in denen Journalisten leben, um sie zu ermorden. Das berichten unter anderem “Deutsche Welle” (DW) und “BBC”. Amdadullah Hamdard, ein Übersetzer, der für die “Zeit” arbeitete, wurde in Dschalalabad am 2. August auf offener Straße durch Schüsse hingerichtet. Einen Journalisten der “Deutschen Welle” konnte ein Taliban-Kommando nicht finden – er arbeitet mittlerweile in Deutschland. Stattdessen erschossen die Terroristen einen Angehörigen des Mannes und verletzten einen weiteren schwer. Die übrige Familie konnte knapp entkommen. Die Häuser von zwei weiteren DW-Journalisten wurden durchsucht. Es gibt zahlreiche verlässliche Berichte von afghanischen Journalisten, die von den Taliban aufgespürt und getötet wurden.

Doch die neuen Herrscher Afghanisatns suchen nicht nur nach Journalisten. Der “BBC” liegt ein vertrauliches Dokument der UN vor. Demnach gingen Taliban in afghanischen Städten von Haus zu Haus, um nach “Kollaborateuen”, also Polizisten, Armeeangehörigen und Beamten der Regierung zu suchen. Eine “große Zahl von Personen” befände sich zur zeit “im Visier” der Taliban. Die Ermordung von Familienmitgliedern wie denen des DW-Journalisten hat System. Die Taliban lassen die Gesuchten wissen: Wer sich nicht stellt, dessen Familienmitglieder werden “verhaftet, verhört und bestraft”, wie Christian Nellemann, der Verantwortliche für den UN-Bericht festhält. Nellman warnt vor Massenhinrichtungen von Regimegegnern.

Der Flughafen als trügerische letzte Hoffnung

Nach der Besetzung Kabuls hatten die Taliban versprochen, dass es keine Racheakte geben würde. “Wir versichern den Menschen in Afghanistan, dass ihr Eigentum und ihr Leben sicher sind,” sagte ein Sprecher der Terrororganisation. “Wir sind Diener des Volkes und des Landes.” Trotzdem versuchen Zehntausende, den Hamid Karzai-Flughafen von Kabul zu erreichen, in der Hoffnung, von den abziehenden NATO-Streitkräften oder diplomatischen Missionen mitgenommen zu werden. Ein Sprecher der NATO teilte am Freitag mit, dass auf diese Weise bisher 18.000 Menschen in Sicherheit gebracht wurden. Die Taliban kontrollieren jedoch die Zugänge zum Flughafen. Sie entscheiden, wer durchgelassen wird und wer nicht. Videos zeigten Menschen, die sich an startende Flugzeuge klammerten und in den Tod stürzten. Frauen reichen Soldaten ihre Kinder über den Zaun, um wenigstens sie zu retten.

Junge Afghanen, die das Land verlassen wollen, vor der Botschaft des UK.

Taliban-Kämpfer vertreiben Menschen mit Peitschen und Warnschüssen aus der Umgebung des Flughafens. Nicht immer schießen die Terroristen in die Luft. Eine Sprecher der Taliban sagte gegenüber den Nachrichtenagentur Reuters, dass bisher zwölf Menschen beim Versuch, den Flughafen zu erreichen, getötet wurden. Eine Frau berichtet, dass sie angehalten wurde, weil sie ohne männlichen Begleiter unterwegs war. Auch Menschen mit gültigen Visa können die Checkpoints der Taliban oft nicht passieren. Videos zeigen, wie US-Soldaten Tränengas gegen verzweifelten Menschen einsetzen, die versuchen, auf das Flughafengelände zu gelangen.

(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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40 Kommentare

  1. Mal ganz rational gesehen … Kollaborateure, also jene Gewinnler die mit und an Besatzern verdienten, wurden schon seit jeher entweder gleich an die Wand gestellt oder zumindest medial provokativ in die Gosse getreten … das schafften sogar die hochkulturellen Franzosen nach dem WW2 … und da braucht man sich von diesen afghanischen Primaten wohl nichts anderes erwarten …

    • So sehr ich die Außenpolitik der USA auch kritisiere, aber unter “Besatzern” stelle ich mir etwas anderes vor.
      Hinzu kommt: Die vor Jahren vertriebenen und jetzt an die Macht zurückgekehrten Taliban waren und sind durch keine einzige Wahl legitimiert.

    • Ja,ja die genetisch bevorzugte Gattung des Homo Sapiens und die Primaten. Zu welcher sollte man sie zählen? Moralisch eher zur Zweitgenannten mir scheint. 👎

  2. Vom unvorstellbaren persönlichen Leid der im Stich gelassenen Afghanen mal abgesehen
    – uns, dem “Wertewesten”, wird auf Jahrzehnte niemand mehr trauen wenn wir sagen: “Hilf mit dein Land zu befreien”.

    Detail am Rande:
    Tausende Liter Bier hat die deutsche Bundeswehr beim Abzug evakuiert. Dafür gab es Ressourcen ….

    • Man kann das ja auch positiv sehen … dass man diese supergläubigen Muslime nicht mit so dekadenten Überbleibseln wie alkoholischen Gärgetränken kompromittieren wollte … für einen Halbkontinent der sich mit Genderdiskussionen beschäftigen kann, ohne dies eine weitsichtige Strategie .. weil wir ja sonst keine Probleme hochköcheln lassen wollen …

  3. Und unser Depperter Innenkanister will immer noch abschieben…
    Herr Hirnhammer, bitte klagen sie mich! Ich freue mich darauf!
    Geh in Oarsch!

    • Aber geh, unser verehrter Herr Innenminister hat doch eh schon bedauert dass er den “afghanischen Pöbel” gar nicht mehr in die Heimat zurückverfrachten kann. Vielmehr denkt er jetzt darüber nach wie eine geordnete Übergabe ans afghanische Nachbarland Türkei von Statten gehen kann. Dort ist ja seit längeren schon ein türkises Auffanglager in Planung.

      • Liegt ja nur Iran oder Turkmenistan dazwischen, aber Geografie (eig. so ziemlich Alles) war noch nie Starke der türkisen Schwurbler.

        • Karli ist nicht zum denken da sondern vielmehr um zu untermauern was sein Besitzer von sich gibt. Und wenn dieser der Bildzeitung erklärt dass die Türkei ein Nachbarland von Afghanistan ist, gibts da fürn Karli keinen Zweifel dran.

    • Bedsuerlicherweise haben Sie es bisher nicht geschafft einen Darwin Award zu ergattern … verdient hätten Sie einen jedenfalls …

  4. Einfach nur die Leute rausbringen, die jetzt wegen ihrer Mitarbeit mit wem auch immer in Lebensgefahr schweben. Lasst es tausende sein, das macht das Kraut jetzt auch nicht mehr fett. Der Westen ist es ihnen schuldig. Ich muss mir nur eine Sekunde vorstellen, wie es wäre, vor meinen Kindern aus der Wohnung gezerrt und im Hof abgeknallt zu werden, um zu wissen, was hier ohne Zögern zu tun ist. Holt die Leute raus. Soviele wie möglich, so schnell wie möglich. Taliban hin oder her, die handeln wie weiland Timur Lenk: wer sich mir entgegenstellt, dessen Schädel kommt auf eine Pyramide aus solchen.

    • Als Kollaborateur hat man mit sowas einfach zu rechnen … seit jeher und in jedem noch so kultivierten Land … siehe französische Resistance ..

    • Wir haben ca. 50.000 Afghanen im Land, davon sind 10% höchst kriminell. Sie woĺlen also noch mehr Kriminalität in Österreich? Na dann…..

  5. Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt.” – Regierungserklärung, Berlin, 11. März 2004, Verteidigungsminister Peter Struck (SPD)

  6. Und Bush und andere Lustige Kriegstreiber haben ein fettes Bankkonto Dank Rüstungsmafia. Super Welt. Super Politik.

  7. Und, wie reagieren die länder, für deren zeitungen die journalisten gearbeitet haben?
    Am besten, saleh und seine anhänger ordentlich aufrüsten.

  8. Die neue afghanische Taliban-Führung dürfte daran interessiert sein, dass möglichst viele ihrer Bürger gen Europa auswandern. Schliesslich spülen sie mit Geldüberweisungen aus der Sozialhilfe bald ordentlich Devisen ins Land. Und für Bevölkerungsnachschub ist in Afghanistan ohnehin gesorgt bei 4,47 Geburten pro Frau (Stand 2018).

  9. Seit ca. 40 Jahren gibt es nun den Afghanistan Konflikten und von den Sowjets bis zur USA inkl. der deutschen Beteiligung war hier alles am Kriegschauplatz was Rang und Namen hatte. Und nun, quasi über Nacht stehen die Taliban wieder in Kabul auf der Straße und keiner will´s kommen gesehen haben? Was für eine Eintrag in die Zeittafel der Menschheitsgeschichte.

    • Der Nehammer war halt noch nicht da! Der hätte bestimmt d i e Lösung.

    • Die usa haben schon unter trump mit ihnen verhandelt.
      Das resultat ist die jetzige situation.
      Der dealmaker steht jetzt ziemlich nackt da.
      Aber was scheren den orange old boy pöbrl und tiere, speziell in moskemischen ländern.
      Übrigen, genauso wenig wie unsere schwürkisen heilsbringer.

  10. Die Revolution frisst ihre Kinder.

    Oder anders gesagt; we sich mit den Amis ins Bettchen legt wird von denselbigen ans Messer geliefert.

  11. Mit Verlaub, aber Dolmetscher und Übersetzer sind keine Journalisten, sondern fallen hier ebenfalls unter “Kollaborateure”. Es sind auch keine deutschen Journalisten, wie der Subtitel suggeriert.

    Diese Sache ist schon schlimm genug. Kann man es also bitte unterlassen sie auch noch für einen Spin zu missbrauchen?

    • Prokrastinator, was ist an den folgenden 2 Sätzen aus dem Artikel nicht verständlich?
      “Einen Journalisten der “Deutschen Welle” konnte ein Taliban-Kommando nicht finden – er arbeitet mittlerweile in Deutschland. Stattdessen erschossen die Terroristen einen Angehörigen des Mannes und verletzten einen weiteren schwer.”

      Prokrastinator, es gab afghanische Dolmetscher, Übersetzer, z.B. beim Deutschen- und USA-Militär, UND Journalisten, die für westliche Medien, z.B. die “Deutsche Welle”, berichtet haben. Alle diese Gruppen schweben jetzt in Lebensgefahr. M.M.n. sollen Alle die Chance im Westen bekommen, weiterleben zu dürfen.

      Wenn diese “Kollaborateure” in Afghanistan zurückgelassen werden, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie von den Taliban getötet werden.

      Prokrastinator, Sie schreiben “Es sind auch keine deutschen Journalisten, wie der Subtitel suggeriert”. Am Artikelanfang steht “Auch Mitarbeiter deutscher Medien und ihre Angehörigen wurden hingerichtet.”. Damit sind Afghanen gemeint, die für deutsche Medien gearbeitet haben. Nicht deutsche Journalisten, die in Afghanistan gearbeitet haben. Prokrastinator, das haben Sie m.M.n. nicht richtig verstanden!

      • “Einen Journalisten der “Deutschen Welle” konnte ein Taliban-Kommando nicht finden – er arbeitet mittlerweile in Deutschland. Stattdessen erschossen die Terroristen einen Angehörigen des Mannes und verletzten einen weiteren schwer.”

        Eben, sehr unwahrscheinlich, dass es sich dabei um einen Deutschen Staatsbürger handelt (afgh. Angehöriger). Daher habe ich starke Zweifel inwieweit der Titel “Journalist” hier korrekt gewählt wurde. DAS ist genau der Punkt, an dem sich amS Realität und Spin vermischt. Für mich klingt das eher nach einem afghanischen Dolmetscher, den man halt ausgeflogen hat. Deutschland flog ja von Anfang an nicht nur Deutsche aus, sondern auch Kooperationspartner und Mitarbeiter vor Ort, die sich auf Grund ihrer “Kollaboration” vor Rache fürchten.

        Nochmal, ja es ist schlimm, und gut, dass man auch solchen versucht zu helfen. Ich finde aber, dass man dabei besonders korrekt formulieren muss. Etwas, das Medien längst verlernt haben, denn da geht “Haltung vor Faktum”. Hat sogar der Correctiv-Chef einmal genau so getwittert…..

        Auch Medien müssen penibel kontrolliert werden. Von uns Lesern.

        Da bin ich lieber mal “zu streng”……aber ZZ könnte es ja recherchieren und klarstellen. Dann wäre allen gedient.

        • Prokrastinator, wenn Sie einen längeren Artikel zu diesem Thema lesen wollen, dann finden Sie ihn hier:
          https://www.stern.de/politik/ausland/afghanistan–wie-die-taliban-jagd-auf-journalisten-machen-30671056.html

          Zitat aus Stern-Artikel:
          In einem am Donnerstag erschienenen Artikel schildert die “New York Times”, wie Nachrichtenorganisationen afghanische Kollegen aus Kabul herausholten. Die neuen Machthaber hätten am überfüllten Flughafen der Hauptstadt gezielt auf Journalisten von US-Medien geschossen. Mehrere Tage hätten die rund 200 lokalen Mitarbeiter und ihre Familien ungesichert in ihren Häusern ausharren müssen, bevor sie außer Landes gebracht werden konnten.

          Prokrastinator, die Times redet von 200 Afghanen, die wohl als Journalisten, Sekretärinnen, Übersetzer oder Fahrer für die Times gearbeitet haben. Alle diese Menschen sind jetzt in Lebensgefahr.

          In dem Stern-Artikel ist übrigens das gleiche Schicksal wie im ZZ.Artikel erwähnt, dass ein Familienmitglied eines Deutsche-Welle-Journalisten getötet wurde.

  12. Zu Hause abgeschlachtet und vor der einzigen Möglichkeit vor Schlächter zu fliehen mit Schüsse und Tränengas zurückgetrieben…
    Wahnsinn was da abgeht….die haben Todesangst, und nicht umsonst….

  13. Nur leere Versprechungen von den Taliban, die haben sich nicht geändert. Schrecklich für die Menschen dort. Nicht einmal flüchten können sie.

    • und da gibt es tatsächlich Politiker und viele andere Menschen, die geglaubt haben, was die Taliban von sich gegeben haben….das ist ja schon mehr als naiv!

      • Die aufgeklärten afghanen wussten, welche stunde ihnen geschlagen hat.

  14. Die NATO und die beteiligten Staaten haben die Pflicht, diese Leute in Sicherheit zu bringen und zu beschützen. Der Machtwechsel kommt ja nicht überraschend und über Nacht, sondern ist in Teilen wohl auch ein Ergebnis von Verhandlungen. Pakistan als Verbündeter ist der NATO wohl wichtiger als ein talibankontrolliertes Afghanistan. Wenn die Lage jetzt so eskaliert, so ist das der Untätigkeit und Unterlassung zuzuschreiben. Milit. Personal und Flugzeuge sind genug da, um Flughäfen zu beschützen und Evakuierungen durchzuführen.

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