Donnerstag, März 28, 2024

Nichts geht mehr: Streik bei Deutscher Bahn

Nichts geht mehr:

In Deutschland streiken Lokführer und andere Bahnmitarbeiter, und zwar richtig: (Fast) nichts geht mehr im Zugverkehr, auch Österreich ist betroffen.

Berlin/Wien, 23. August 2021 | Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) legt mit einem Streik bei der Deutschen Bahn seit den frühen Morgenstunden den Großteil des Zugverkehrs in Deutschland lahm. Bis Mittwochfrüh, 2.00 Uhr, müssen sich Millionen Reisende auf starke Einschränkungen vor allem im Fernverkehr einstellen. Voraussichtlich werden auch Verbindungen von und nach Österreich betroffen sein.

Außer den Lokführern sind erneut auch Beschäftigte in der Verkehrssteuerung, etwa in den Stellwerken, aufgerufen, die Arbeit ruhen zu lassen. Ein Versuch der Bahn, den Streik mit einem weiteren Tarifvorschlag am Sonntag abzuwenden, war gescheitert. Der Konzern stellte unter anderem Verhandlungen über eine von der GDL geforderte Coronaprämie für die Beschäftigten in Aussicht. Noch am Nachmittag lehnte Gewerkschaftschef Claus Weselsky das Angebot ab.

Gewerkschaft: Bahn soll konkrete Ansagen machen

“Man muss doch wenigstens eine Zahl nennen”, sagte Weselsky Montagfrüh im ZDF-“Morgenmagazin. “Ich schicke meine Leute auf die Züge, um anschließend festzustellen, dass das Angebot für eine Coronaprämie bei Eins ist? Das fällt aus.” Die GDL fordert neben 3,2 Prozent mehr Geld unter anderem auch eine Coronaprämie in Höhe von 600 Euro. Weselsky betonte erneut, dass ein verbessertes Angebot der Deutschen Bahn Voraussetzung für weitere Verhandlungen sei.

Bahnsprecher Achim Stauß kritisierte Montagfrüh die Absage der Gewerkschaft. “Das zeigt, der GDL geht es um einen politischen Kampf und nicht um eine Lösung am Verhandlungstisch.” Die GDL-Spitze richte Schaden an, “ohne Rücksicht auf die Fahrgäste, ohne Rücksicht auf den Großteil unserer Beschäftigten und ohne Rücksicht auf das Unternehmen DB. Das ist verantwortungslos.”

Ein Viertel der Fernzüge unterwegs

Die Deutsche Bahn will bis zum Ende der Streikwelle erneut ein Grundangebot von rund einem Viertel der Fernzüge garantieren. Im Regional- und S-Bahnverkehr wird ein Fahraufkommen von etwa 40 Prozent der Bahnen erwartet. Der Notfahrplan sei in der Früh “stabil angelaufen”, teilte der Konzern mit. “Trotz des verlässlichen Grundangebots kann die DB nicht garantieren, dass alle Reisenden wie gewünscht an ihr Ziel kommen”, hieß es weiter. Wer könne, solle seine Reise auf die Zeit nach dem Streik verschieben. Bereits am Samstag hatte die GDL mit dem Streik im Güterverkehr begonnen.

Der Konzern geht davon aus, dass sich der Fernverkehr im Laufe des Mittwochs nach Streik-Ende wieder normalisieren wird. Es ist bereits die zweite Streikwelle im laufenden Tarifkonflikt zwischen der Bahn und der GDL. Vor rund zwei Wochen hat die Gewerkschaft bereits zwei Tage lang große Teile des Personenverkehrs lahmgelegt. Dieses Mal hatten die Reisenden allerdings länger Zeit, sich auf den Arbeitskampf einzustellen. GDL-Chef Weselsky hatte die Streikaktionen am Freitag angekündigt.

In dem Tarifstreit geht es unter anderem um mehr Geld für die Beschäftigten. Über die Höhe der künftigen Löhne und Gehälter sind sich beide Seiten einig: 3,2 Prozent mehr soll es geben. Aber über den Zeitpunkt der Auszahlung besteht Uneinigkeit. Offen sind außerdem Fragen zur Betriebsrente, die Höhe einer möglichen Coronaprämie für die Beschäftigten sowie der Einflussbereich der GDL.

Machtkampf bei der Bahn

Nicht zuletzt geht es der Gewerkschaft in der Auseinandersetzung auch um den eigenen Einfluss im Konzern, den sie durch das sogenannte Tarifeinheitsgesetz gefährdet sieht. Das Gesetz sieht vor, dass in einem Betrieb mit zwei konkurrierenden Gewerkschaften nur die Tarifverträge der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung zur Anwendung kommen. Bei den Betrieben der Deutschen Bahn ist das in der Regel die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).

Laut aktuellem Stand verkehren während des geplanten deutschen Bahnstreiks ICE-Züge über Passau nach Wien Hauptbahnhof in Österreich planmäßig. Bei den EC-Zügen Tauern/Ennstal über Salzburg kommt es voraussichtlich zu einem Ausfall im Bereich der Deutschen Bahn, eine Wende auf Gegenzug ist in Salzburg vorgesehen.

Folgende ÖBB-Nachtzugverbindungen können wegen des Bahnstreiks in Deutschland seit Sonntag nicht geführt werden: Wien-Hamburg, Innsbruck-Amsterdam, Hildesheim-Hamburg und Zürich-Berlin. Zusätzlich entfallen ab heute, Montag, die Nachtzüge Salzburg-München und Köln West-Brüssel Midi. Bei der Verbindung Berlin-Wien gibt es nur einen Kurswagenteil aus Warschau. Ab Mittwoch werden die Nachtzüge laut ÖBB wieder regulär unterwegs sein.

(dpa/APA/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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8 Kommentare

  1. Alle Räder sthen still, wenn ein starker Arm das will!

    Könnten sich unsere Gewerkschaften auch mal wieder daran erinnern, besonders im Pflegebereich.

    • Schon bei 12/60 wäre ein generalstreik wichtig gewesen, plus demos.
      Was sind die gewerkschafter für lulus. Immer mit den mächtigen arrangieren

      • Hieß früher “Sozialpartner”. Jetzt ist das ganze pervertiert zum Herren/Sklaven-Schema.

  2. Güter gehören auf die bahn.
    Großbritannien sieht jetzt die ergebnisse ihrer verfehlten infrastrukturpolitik.

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