Freitag, März 29, 2024

NGOs: »Einige hundert Menschen« aus Afghanistan retten

Das ist ein Unterüberschrift

Ungarn und Polen holen hunderte Menschen aus Afghanistan, doch Österreich weigert sich. Man müsse wenigstens einige Journalistinnen, Richterinnen und Politikerinnen retten, fordern NGOs.

Wien, 24. August 2021 | Mehrere NGOs haben sich zusammengeschlossen, um für die Aufnahme von Menschen aus Afghanistan zu werben. Sie haben am Dienstag ein Forderungspapier an die Regierung zur Rettung von bedrohten Menschen aus Afghanistan präsentiert. Gefordert werden die Aufnahme von Familienangehörigen von hier lebenden Afghanen und besonders gefährdeten Menschen sowie die Beendigung von Abschiebungen. Dem Bündnis gehören u.a. Amnesty International, Diakonie und Caritas an.

“Schändlich”, niemanden herauszuholen

Klaus Schwertner von der Caritas und Heinz Patzelt von Amnesty International Österreich übten bei einer Pressekonferenz am Dienstag scharfe Kritik an der Bundesregierung. Anstatt darüber nachzudenken, wie man die Europäische Menschenrechtskonvention umgehen und Menschen nach Afghanistan abschieben könne, sollte die Bundesregierung besonders gefährdete Menschen von dort herausholen. Alles andere sei “schändlich”, so Patzelt. Er zeigte Fotos von Frauen aus Afghanistan, die sich für die Demokratie engagiert haben und nun um ihr Leben fürchten. Er warf der Regierung mangelnden Anstand vor, wenn sie sich nicht solidarisch erkläre.

Schwertner bezeichnete die Wortmeldungen aus der Regierung zu Afghanistan als “ernüchternd und schockierend”. Nur weil man nicht alle retten könne, sei es keine Alternative, niemanden zu retten. Es gehe sowohl um Hilfe vor Ort als auch um Evakuierungen. Viele Länder hätten sich entschieden zu helfen, ebenso die EU-Kommission und die Kirchen. “Einzig die österreichische Bundesregierung hat die Dringlichkeit des Themas nicht erfasst.” Die Regierungslinie sei “völlig entglitten”, so Schwertner. Es brauche keine “realitätsfremden Abschiebungsfantasien, sondern Evakuierungen”. “Europa und Österreich müssen ihre Verantwortung wahrnehmen.” Auf die Frage, wie viele Menschen nach Ansicht des Bündnisses aus Afghanistan nach Österreich geholt werde sollte, sprach Schwertner von “einigen hundert Menschen”.

Frauen verbrennen Bildungszertifikate

Lukas Gahleitner-Gertz von der Asylkoordination warf der Regierung Angstmacherei vor. Angesichts der verstörenden Bilder aus Kabul könne man nicht die “Verantwortung abwälzen und mit dem Finger auf andere zeigen”. “Das bringt uns nicht weiter. Wir müssen unseren Beitrag leisten”, so Gahleitner-Gertz.

Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser verwies auf die besondere Gefährdung für Frauen, die in Afghanistan in der Öffentlichkeit aufgetreten sind, durch die Taliban. Es gehe um Journalistinnen, Richterinnen und Politikerinnen. Es gebe Berichte aus Afghanistan, wonach sich diese Frauen in Kellern verstecken und ihre Bildungszertifikate verbrennen, um von den Taliban nicht umgebracht zu werden. Man höre sogar Berichte über Frauen, die sich das Leben nehmen, um einer Zwangsverheiratung zu entgehen. “Um diese Frauen geht es”, so Moser. Diese würden nämlich in den Nachbarländern nicht ausreichend Schutz bekommen.

Bildungsminister Heinz Faßmann bekräftigte dagegen am Rande einer Pressekonferenz am Dienstag die ÖVP-Linie. “Ich bin mir nicht sicher, dass die Ansage, alle Leute aufzunehmen, die Lösung darstellt.” Wer das gefordert haben soll, sagte Faßmann nicht. Man müsse laut dem Bildungsminsiter alles tun, um aus dem “failed state” Afghanistan wieder einen funktionierenden Staat zu machen. Auch die Aufnahme einzelner Bevölkerungsgruppen löse das Problem nicht. Als Demograph weise er außerdem darauf hin, dass Österreich in der Vergangenheit eine große afghanische Community aufgenommen habe. Nun seien andere europäische Staaten solidarisch verpflichtet, etwas zu tun.

NGO will Rettungsflüge durchführen

Die deutsche Initiative “Luftbrücke Kabul” – ein Zusammenschluss zahlreicher NGOs um den detuschen Grün-Politiker Erik Marquardt – hat indes ein Flugzeug gechartert, das am Mittwoch nach Afghanistan abheben soll. Die Initiative hat nach eigenen Angabe besonders gefährdete Personen identitifziert und aufgefordert, zum Flughafen zu kommen. Das sei “nicht leicht”, doch die Situation verbessere sich und gebe mehr Möglichkeiten, sicher auf das Flughafengelände zu gelangen.  Am montag war es beim Flughafen zu einem Feuergefecht gekommen. Auch deutsche Soldaten waren beteiligt, ein Angehöriger der aufgelösten afghanischen Armee wurde getötet. Bei den Angreifern handelte es sich möglicherweise um Mitglieder des lokalen IS-Zweigs, der mit den Taliban verfeindet ist.

(APA/red)

Titelbild: APA Picturedesk

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8 Kommentare

  1. >NGOs: »Einige hundert Menschen« aus Afghanistan retten<
    Das klingt ja fast so, als wären die Afghanen vom Aussterben bedroht- obwohl die Bevölkerungszahl lt. Wikipedia einen Anstieg um 332,7 Prozent in den letzten 60 Jahren verzeichnet.
    Also diesbezüglich müsste man sich weniger Sorgen machen. Da wäre der Fokus doch eher auf den wahrscheinlichen Terrorimport zu legen.

  2. Daran, dass das Wort “Asyl” beim Großteil der Österreicher das sprichwörtliche Messer im Hosensack aufgehen lässt, daran ist weder Nehammer noch Kurz und auch kein Kickl oder Strache verantwortlich.

    Die Zerstörung unseres Asylsystems dürfen sich die Welcomeklatscher auf ihre Fahnen schreiben.
    Wer die Aufnahme von allen die kommen möchten fordert,
    wer jeden negativen Asylbescheid und jede Abschiebung als Verbrechen bezeichnet,
    der zerstört das (ehemals fast heilige) Asylsystem.
    Das ist der Preis dafür sich kurzfristig in der eigenen Selbstgerechtigkeit und moralischen Überlegenheit suhlen zu dürfen.

  3. Für eine Rettung in die Nachbarländer rund um Afghanistan sind wir Österreicher*innen jederzeit bereit. Der noch Bundespräsident Bellen möchte „Freunde“ aus Afghanistan aufnehmen, welcher Österreicher hat Freunde in Afghanistan? Das Kind russischstämmiger Migranten wird anscheinend nie ein Österreicher, Bellen hat sich noch nie für die Interessen und Probleme der Österreicher*innen eingesetzt, denke da an die gesetzwidrigen Corona Maßnahmen, an die noch immer geltenden Freiheits- und Demokratieeinschränkungen. Julian Paul Assange sitzt noch immer unschuldig in Großbritannien in Isolationshaft, warum setzt er sich nicht für seine Freilassung ein?

  4. Dont’t forget Leonie!
    Dieser Mordfall in Wien hat sich tief ins Herz gebrannt. Das waren Afghanen. Vollalimentiert mit Gemeindewohnung und reichlich Kohle vom Steuerzahler.
    Das Mädel wurde unter Drogen gesetzt, missbraucht, ermordet und entsorgt wie Müll. Natürlich haben die Afghanen nun Top-Anwälte, alles wieder von den Steuerzahlern bezahlt.

  5. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Türkisen Bedingungen zu diktieren. Als Alternative zu den Grünen bieten sich lediglich die Impf-Gegner FPÖ mit Herbert Kickl und die SPÖ an, die auch nicht unter Wert zu haben sein wird. Ein Alptraum für die Türkisen. Da kann Kurz auch gleich gegenüber den Grünen einlenken.

    • Das Problem sind hier weniger die Türkisen, sondern die Österreicher.
      Die finden offensichtlich mehrheitlich den brutalen Kurs der ÖVP richtig.
      Darum können Kurz&Co dran festhalten.
      Sie können Sie und jeden anderen, der hier meckert, fragen: Und was ist mit der Demokratie? Sollen wir jetzt nicht die Meinung der Bürger in den Müll kippen?

    • Kurz fürchtet Kickl wie der Teufel das Weihwasser. Solange Kickl die Richtung vorgibt, solange werden die Grünen an der Kurzen Leine verhungern…..

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