Freitag, April 19, 2024

Forscher züchten Mini-Organe im All

Beim nächsten Versorgungsflug zur Internationalen Raumstation ISS sind menschliche Gewebestammzellen mit an Bord. Ein Team der Uni Zürich und des Unternehmens Airbus Defense and Space nutzt die Schwerelosigkeit als Werkzeug, um aus den Zellen Mini-Organe zu züchten.

Wien, 26. August 2021 | Die Forschenden um den Anatomie-Professor Oliver Ullrich und die Biologin Cora Thiel schicken Gewebestammzellen von zwei Frauen und zwei Männern unterschiedlichen Alters ins All. Aus diesen Zellen sollen dreidimensionale organähnliche Gewebe wachsen. Das Ziel ist, diese im All gezüchteten, sogenannten Organoide, dereinst in der Transplantationsmedizin und als Ersatz für Tierversuche einzusetzen. Denn: “Auf der Erde lassen sich wegen der Schwerkraft ohne Stützskelette keine dreidimensionalen Organoide produzieren”, sagte Thiel laut Aussendung der Universität Zürich vom Donnerstag.

Leber-,Knochen- und Knorpel-Strukturen

Bereits im vergangenen Jahr schickten die Forschenden 250 Teströhrchen mit adulten menschlichen Stammzellen auf die ISS. Damals hätten sich organähnliche Leber-, Knochen- und Knorpel-Strukturen entwickelt, während sich die auf der Erde in Kultur gehaltenen Zellen kaum in verschiedene Typen differenzierten, schrieb die Uni Zürich.

Mit der aktuellen Mission prüft das Team, wie robust die Züchtungsmethode ist, wenn Zellen unterschiedlicher biologischer Variabilität eingesetzt werden. “Im Hinblick auf die anvisierte Kommerzialisierung, müssen wir jetzt herausfinden, wie lange und in welcher Qualität wir die im All gezüchteten Organoide nach der Rückkehr zur Erde in Kultur halten können”, erklärte Ullrich.

Der Start des Versorgungsflugs zur ISS ist für den 28. August um 9:37 Uhr MESZ geplant. Anfang Oktober kommt das Organoid-Experiment wieder zurück zur Erde.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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1 Kommentar

  1. sehr vielen anderen Forschenden ist es übrigens schon gelungen, dreidimensionale Organoide von allen möglichen menschlichen Organen unter Schwerkrafteinfluss auf der Erde in verschiedenen Stützmatrixen zu züchten oder mit 3-D-Printer zu drucken, auch aus induzierten pluripotenten Stammzellen zB aus Haarwurzelzellen. Mit Hilfe Mikrofluidischer Systeme können auch schon bis zu 10 unterschiedliche menschliche Miniorgane miteinander verbunden werden, um spezifische Patienten auf Multiorganchips zu simulieren.

    Viele Wissenschafter betonen, dass humanrelevante Forschung kein bloßer Ersatz für Tierversuche sind, weil humanspezifische Methoden viel mehr können als Tierversuche. Vor allem liefern humanspezifische Methoden Ergebnisse, die sich auf Menschen bzw individuelle Patienten übertragen lassen und nicht bloß Rückschlüsse zulassen, wie sich eine Labortier verhält.
    Ärzte gegen Tierversuche und die NAT-Datenbank (Non Animal Technologies) sind exzellente Infoquellen zu diesem Thema.

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