Das ist ein Unterüberschrift
AMS-Chef Kopf will, dass Arbeitslose nichts mehr dazuverdienen dürfen. Die meisten Arbeitslosen leben schon jetzt unter der Armutsgrenze.
Wien, 26. August 2021 | Ab Herbst soll die österreichsiche Arbeitsmarktpolitik neu organisiert werden. Einen Teil des Plans ließ AMS-Chef Johannes Kopf am Donnerstag im Interview mit den “Oberösterreichischen Nachrichten” durchsickern: Kopf will, dass Arbeitslose nichts mehr dazuverdienen dürfen. Bisher kann man sich zum Arbeitslosengeld maximal 475 Euro extra erarbeiten. Kopf sagt, er habe über das Thema “viel nachgedacht”. Zwar gebe es Vorteile, etwa, dass Arbeitslose einen Fuß im Arbeitsleben halten könnten. Doch aus Sicht des AMS-Chefs überwiegen die Nachteile. Konkret meint Kopf damit, dass Branchen, in denen sehr wenig bezahlt wird, Schwierigkeiten hätten, Arbeitskräfte zu finden.
Statt höhere Mindest- und Kollektivlöhne zu fordern, will Kopf nun die Möglichkeit, etwas dazuzuverdienen am liebsten ganz abschaffen, wenigstens aber “massiv einschränken”. Und: Wie Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) will auch Kopf ein sogenanntens degressives Arbeitslosengeld. Das bedeutet, dass die Höhe des Arbeitslosengeldes mit der Zeit sinkt.
Dazuverdienen, weil das Arbeitslosengeld nicht reicht
Wird der Vorschlag umgesetzt, träfe er eine Gruppe, die jetzt schon kaum das Auslangen findet. Wie eine Studie von SORA im Auftrag des Momentum Instituts zeigt, haben 97 Prozent der Arbeitslosen kaum genug zum Leben. 90 Prozent müssen mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen, sind also offiziell arm. Das liegt unter anderem an der im internationalen Vergleich niedrigen Nettoersatzrate beim österreichischen Arbeitslosengeld. Wer seinen Job verliert, bekommt nur 55 Prozent des Einkommens ersetzt. Da der Großteil der Arbeitslosen schon zuvor weniger als 1.400 Euro netto verdiente, bleibt am Ende kaum etwas. Ein Drittel der Arbeitslosen muss etwas dazuverdienen, um Fixkosten wie Miete, Essen und Heizen bezahlen zu können. Diese Möglichkeit fiele nun weg.
(tw)
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