Nach dem ZackZack-Bericht über organisierten Drogenhandel in Martin Hos Pratersauna, diskutiert das Netz über mögliche Folgen und die politische Dimension der Affäre. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes laufen bereits.
Wien, 30. August 2021 | ZackZack berichtete am Wochenende, wie das Geschäft mit den Drogen in der Pratersauna von Kurz-Freund Martin Ho brummt. Ho selbst wollte keine Stellungnahmen abgeben. Jetzt sind die Behörden am Zug. In der Causa wird bereits ermittelt, wie ZackZack in Erfahrung bringen konnte.
Kokain, das in der Pratersauna zu erwerben war, wird als harte Droge eingestuft. Dealen im großen Stil kann zu teils hohen Freiheitsstrafen führen. Neben einigen Journalisten und Politikern, griffen zahlreiche Nutzer die Geschichte mit Postings in sozialen Medien auf.
Ermittlungen laufen
Einige Twitter-User stellen Fragen nach Konsequenzen und möglichen Ermittlungen. Sie machen sich Sorgen und melden sich zum Teil selbst bei der Wiener Polizei:
Eine Userin hat bereits Kontakt mit der Polizei aufgenommen. Screenshot: Twitter.
Auch NEOS-Politiker Helmut Brandstätter wirft in einem Tweet die Frage nach einer möglichen Razzia im Ho-Club auf: „Kann es wirklich sein, dass dort (Pratersauna, Anm.) mit Drogen gedealt wird? Gab es schon Anzeigen?“
Auf ZackZack-Anfrage teilt die Landespolizeidirektion Wien am Montagmittag mit: „Das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Zentrum/Ost, hat die Ermittlungen übernommen.“ Es wird unter anderem wegen des Verdachts auf Suchtmittelhandel ermittelt.
Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Es ergeht an die StA Wien ein Anlassbericht bzw. eine kriminalpolizeiliche Sachverhaltsdarstellung. Es wurde auch bereits fernmündlich Kontakt mit der StA Wien aufgenommen und es laufen bereits die Ermittlungen. Aufgrund kriminaltaktischer Gründe können wir zu den laufenden Ermittlungen keine näheren Angaben machen.“
Reaktionen: Von Kanzler-Umfeld bis „Drogenkrieg“
Einige Nutzer thematisieren auch das Umfeld von Martin Ho, der Kanzler Sebastian Kurz öffentlichkeitswirksam als seinen Freund bezeichnet. Kurz wiederum war bereits in Hos Lokalen zu Gast, was in den sozialen Netzwerken mit Fotos belegt wird. Eine Facebook-Userin schreibt: “Ich bin echt entsetzt, und da ist der Basti (Kurz, Anm.) Stammgast.” Damit erhalten die Vorgänge in der Pratersauna politische Sprengkraft:
„Vielleicht liegt es daran, dass ich ein konservativer, fader alter Sack bin, nicht mehr in Clubs gehe und mit gewissen Substanzen nix anfangen kann, aber: mit was das engste soziale Umfeld des Kanzlers so sein Geld verdient, halte ich doch eher für ein politisch relevantes Thema“, schreibt ein User, der Kommentare aufgreift, die Handel oder Konsum mit Drogen herunterzuspielen versuchen.
Brisant: Gerade die Kanzlerpartei war in den vergangenen Jahren mit harten Tönen in der Drogenpolitik aufgefallen. So wollte man etwa laut Wahlprogramm 2017, dass Drogenhandel ohne Chance auf Diversion oder Bewährung mit Freiheitsstrafe geahndet wird.
Dieser User thematisiert die öffentliche Relevanz unterschiedlicher Bewertungen von Drogenkonsum und -handel. Screenshot: Twitter.
Weiter heißt es, dass aufgrund mutmaßlichen Drogenkonsums in höchsten Kreisen der Politik eine „vernünftige Drogenpolitik nicht möglich“ sei. Ein anderer User schreibt deshalb ironisch: „Halte es für möglich, dass die ÖVP recht zeitnah mit einem Initiativantrag zur Drogenlegalisierung um die Ecke kommt.“ Ex-SPÖ-Mediensprecher Thomas Drozda macht in einem Tweet auf Hos Behauptung, er habe zum Zeitpunkt der letztjährigen Drogen-Corona-Party im „Dots im Brunnerhof“ bereits geschlafen, aufmerksam.
Eine weitere Userin beschreibt, wie blutig das mittlerweile stark internationalisierte Geschäft mit dem weißen Pulver ist: „Über 85.000 Menschen sind im Drogenkrieg in Mexiko gestorben. Koks für europäische Partypeople. Eine Gruppe von 300 mex. Müttern sucht seit Jahren 1.500 verschwundene Kinder. Sie graben mit Schaufeln die Erde um. In den letzten Jahren haben sie 208 Leichen gefunden.“
(red)
ZackZack wird aufgrund des öffentlichen Interesses und der politischen Brisanz weiter berichten. Lesen Sie demnächst: Schutz für Martin Ho? So gut ist der Gastronom in höchsten Polit- und Wirtschaftskreisen vernetzt.
Titelbild: ZackZack (Eingang der Pratersauna)