Grazer ÖVP-»Postenschacher«
Im Mai wurde ein neuer Finanzdirektor für Graz bestellt. Der Raiffeisen-Banker soll von ÖVP-Bürgermeister in den Posten gehievt worden sein. Die NEOS wollen eine Neuausschreibung.
Graz, 01. September 2021 | Mitte Mai wurde der Raiffeisen-Banker Stefan Tschikof zum Grazer Finanzdirektor bestellt. Ein Paradebeispiel von Grazer ÖVP-Posten-Vergabe, meinen die NEOS.
CV-Brüder
Tschikof sei von ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl persönlich nachnominiert worden. Das gehe aus zugespielten Unterlagen hervor. Auffällig: beide sind Mitglieder derselben CV-Vereinigung. Erst sehr verspätet sei Tschikof zum Hearing geladen geworden. Die Entscheidung für den Raiffeisen-Banker trafen Nagl, FPÖ-Vizebürgermeister Mario Eustaccio und der ÖVP-Finanzstadtrat Günter Riegler.
Die Personalberatung, die für den Bewerbungsprozess extra engagiert worden sei, blieb am Ende außen vor, sagen die NEOS. Diese sehen „Postenschacherei“ und warnen vor den Auswirkungen: “Schließlich geht es hier um eine der wichtigsten Personalentscheidungen für viele Jahre.”
Neuausschreibung gefordert
Langzeitbürgermeister Nagl habe „nicht nur seine Kompetenzen“ überschritten, sondern auch „jeglichen Anstand und Respekt“ gegenüber den Grazern verloren. Es gehe ihm um die „Macht der Partei“ und um seine „eigenen Interessen“, so Philipp Pointner, der für die NEOS zur Wahl Ende September antritt. Die Liberalen wollen nun den Stadtrechnungshof einschalten. Es sollen alle Personalentscheidungen der letzten Jahre überprüft werden.
Außerdem verlangt Pointner, dass Nagl und Eustaccio den designierten Finanzdirektor „noch vor seinem Antritt abberufen und die Stelle samt öffentlichem Hearing neu ausschreiben.“ Es sei amtlich, was viele Grazer „schon lange wussten“. Dem ÖVP-Bürgermeister gehe es nur um seine Freunde. Nagl gab gegenüber ZackZack keine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab.
Wahlkampf
Graz wählt am 26. September ein neues Rathaus. Mitte Augst wurde eine Umfrage im Auftrag der FPÖ öffentlich. Diese sagen der Nagl-ÖVP nur leichte Verluste nach. Sie steht bei 36 Prozent. Die Grazer KPÖ mit Elke Kahr dürfte erneut auf über 20 Prozent kommen und Platz zwei sicher haben. Die FPÖ dürfte verlieren, die NEOS kämpfen um den Wiedereinzug. Aktuell haben die Pinken einen Gemeinderat.
(ot)
Titelbild: APA Picturedesk