Donnerstag, März 28, 2024

ÖGB-Katzian warnt vor Billiglohnsektor durch Hintertür

Katzian steht den arbeitspolitischen Plänen der Regierung skeptisch gegenüber. Der ÖGB-Chef wehrt sich dagegen, dass zu den Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose „Legenden verzapft werden“.

 

Wien, 02. September 2021 | Einem Ende des Zuverdienstes erteilte Katzian heute im “Ö1-Morgenjournal” eine klare Absage. Man solle sich jene Arbeitgeber anschauen, die Beschäftigte für einen Zuverdienst anmelden und dann 40 Stunden arbeiten lassen. Diese Firmen seien “Sozialschmarotzer”.

„Wer sagt, die haben einen Lenz, lebt am Mond“

Katzian verwies auf eine Sora-Studie im Auftrag der AK OÖ, wonach neun von zehn Arbeitslosen unter der Armutsgefährdungsschwelle leben. “Also wer sagt, die haben einen Lenz, denen geht‘s gut, der lebt am Mond”, betonte Katzian. Es könne nicht sein, dass bei der Vermittlung von Arbeitslosen die Qualifikation nicht mehr zähle. “Das ist nicht Österreich, das ist nicht unser Sozialstaat”, sagte Katzian im “Ö1-Morgenjournal”.

Hier werde von der Regierung davon abgelenkt, “was wirklich geplant ist”, erklärte Katzian. Nur rund elf Prozent der Arbeitslosen würden geringfügig dazuverdienen und damit nicht nur ihre Armut lindern, sie hätten so auch einen Fuß in der Arbeitswelt.

Vermisst konkrete Vorschläge

Zu einem degressiven Modell – also zuerst mehr, dann weniger Arbeitslosengeld – fehlt Katzian, wo das “zuerst Mehr” und dann das “Weniger” angesiedelt ist. Er vermisst hier konkrete Vorschläge. Und es gehe nicht nur ums Geld, sondern auch um Perspektiven, insbesondere für Langzeitarbeitslose – etwa durch Stiftungsmodelle. “Wir wollen Vollbeschäftigung, das ist die Zielsetzung”, stellte Katzian klar.

Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hat sich in der heutigen Ausgabe der “Vorarlberger Nachrichten” noch einmal für ein degressives Arbeitslosenmodell ausgesprochen. Einer allgemeinen Erhöhung des Arbeitslosengeldes erteilte er eine Absage. Zuverdienstmöglichkeiten in der Arbeitslosigkeit steht Wallner skeptisch gegenüber.

Er ist damit auf Linie mit dem ÖVP-Wirtschaftsbund, der als Eckpfeiler einer Reform ein degressives Arbeitslosengeld, “Anreize” für einen Ortswechsel und die Streichung der Zuverdienstgrenze von 475 Euro fordert.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Redaktion
Redaktion
Die ZackZack Redaktion
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

23 Kommentare

  1. Die Konzerne erzählen, die Stammtische glauben. Und die Arbeiterklasse zeichnet sich seit Jahrzehnten durch beispielloses politisches Versagen aus. Dass da auch der ÖGB in Zitronengelb flaniert, rundet das traurige Bild bloß ab.

  2. War denn nicht auch die SPÖ mit ihren Anhängseln an den prekären Kollektivverträgen mit beteiligt ?
    Schande Schande Schande Schande………….

  3. Wieso Billiglohnsektor ‘durch die Hintertür’? Ist dem Herrn Katzian entgangen, wie sich Leiharbeit entwickelt hat? Oder die diversen anderen Dienstverträge? Oder die zunehmende ‘Praktikarisierung’? Die Hintertürln, die den Firmen jetzt schon offenstehen werden fleissig genutzt, jetzt soll offensichtlich weiter ausgehebelt werden, was an Arbeitsrechten und Unternehmerpflichten erkämpft wurde. Lediglich ein weiterer Schritt.

  4. Die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer sagen das Richtige und werden doch wieder ausgebremst werden. Leider gibt es in Österreich keine ordentliche Streik bzw. Demonstrationskultur. Die österreichische Bevölkerung ist zu träge, viel zu wenig solidarisch und kann einzelne Themen nicht auseinander halten.
    Die Impfproblematik mit Arbeitskampf und Migration zu vermischen reitet uns immer mehr in ein Dilemma und die Türkisen lachen sich ins Fäustchen..
    Z.b. Kocher, ist meiner Meinung nach sehr gefährlich. Er ist ein militanter Kapitalist und kennt das Wort sozial nicht einmal vom Hörensagen. Passt perfekt zur hemmungslosen NVP und die Opposition hat bei seiner Angelobung noch Beifall geklascht.

    • Organisation unter den Erwerbsarbeitssuchenden ist ja noch einmal um einen Deut erbärmlicher als bei den Erwerbstätigen, was so etwas wie Streiks oder Demos entsprechend komplizierter macht.

    • Die “Sagen” meisterns das Richtige, aber mit dem Tun happerts.
      Die Parteiinteressen gehen wohl vor ?

  5. Die ÖVP führt mit Hr. Kocher den Billiglohn und Lohndumpingsektor durch die Vordertür ein. Und die Grünen applaudieren, das Kaminchen faselt weiter “so sind wir sochon oder nicht oder wo is mei Tschick”

  6. https://www.nachdenkseiten.de/?p=74156
    Arbeits-Armut, Renten-Armut: Bisheriger Höchststand in Deutschland
    von Werner Rügemer
    Die Agenda 2010 des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder wurde ab 2005 unter der CDU-Kanzlerin Angela Merkel verschärft fortgeführt: Unregulierter Ausverkauf an Kapitalorganisatoren wie Blackstone, BlackRock & Co, noch mehr menschenrechtswidrige Arbeits- und Rentenarmut, zudem europaweit. Zu dieser Politik gehören systemisch mehr Hetze gegen inszenierte äußere Feinde und noch mehr Aufrüstung.
    Die „Heuschrecken“ legten unter Merkel erst richtig los
    Prekäre Arbeitsverhältnisse, Arbeitsstress, Unterversorgung der Patienten, Beratung durch McKinsey und Union-Busting-Kanzleien: Das gehört in diesem Milieu zum Standard.
    „Menschenrechte sind linke Ideologie“
    Gesundheitsbereich: Abbau von Arbeitsplätzen mit Unterbezahlung
    Mindestlohn: Zu spät, zu niedrig, oft nicht bezahlt
    Hartz IV/Arbeitslosengeld II: Härtere Sanktionen, staatlicher Missbrauch
    und…
    sehr informativ!

    • Merkel hat Schröders Politik jeden schon wackligen sozialen Zahn gezogen. Nach 16 Jahren Kanzlerschaft kann man Deutschland als Sozialruine bezeichnen. Die was haben, haben Angst. Die nichts haben, werden auch nichts kriegen.

  7. Die Wirtschaft will mobile Arbeitskräfte. Egal ob der Lohn hoch oder niedrig ist. Als Alleinstehender ist das ein geringes Problem. Als Person mit Familie schon. Da explodieren die Kosten, sei es durch erweiterte Fremdbetreuung, Umzug oder dauernde Pendelei. Wenn das Gehalt da nicht stimmt, ist das ein Minusspiel. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Reserven durch eine Arbeitslosigkeit schmelzen wie Schnee in der Sonne, besonders mit Kindern und die Kosten durch eine normale Mietwohnung. Wenn man dann auch noch pendeln soll, aber kein Geld oder Möglichkeit für zusätzliche Kinderbetreuung oder eine liebe Oma hat, wird es sehr eng. Bei Alleinerziehenden oder doppelter Arbeitslosigkeit sieht das ganze noch einmal schlimmer aus.

  8. Was daran wußte man nicht schon seit Jahten? Hat sich ja offensichtlich vor unser aöler Augen abgespielt.
    Keinen hat es gejuckt.

  9. Jetzt kann man nur mehr auf die Gewerkschaften hoffen. Mücke sagt zwar auch was, aber das wird eher nix.

      • Die Gewerkschaften zehren von dem Schmäh, dass sie für das Vorhandensein des 13. und 14. verantwortlich sind, was so sein mag. Aber über die Versäumnisse, durch aktives Schweigen und Wegsehen, während die Gesetzgeber Gesetze zuungunsten der Arbeitnehmer beschlossen haben und somit wieder abhanden gekommen sind, wird geschwiegen.
        Arbeitnehmervertreter können sich allerdings nur dadurch bewähren, indem sie sich zugunsten ihres Klientel, auch in bevorstehenden Herausforderungen auszeichnen.
        Aber die Gewerkschaft scheint nicht gewillt zu sein, die Rechte der Erwerbstätigen (dazu zählen auch jene, die vorübergehend nicht aktiv erwerbstätig sind) aktiver zu verteidigen. Streikmittel werden scheinbar bewusst nicht zweckmäßig eingesetzt – was man ned ausgibt bleibt also zwangsläufig übrig, siehe ‘Dagobert Duck Mentalität’.

    • Die Grünen zieren sich noch, zumindest öffentlich. Am Ende gilt doch eh der Koalitionsvertrag.
      E wird sich wieder mal die scheinheilige Doppelmoral der Grün*Innen zeigen.
      Böse sind immer nur “die Anderen”

  10. Das ist der schwarz/türkise KURS. Die von ihnen verursachten Arbeitslosen werden die Bettler von morgen. Das Arbeitslosengeld wird langfristig reduziert. Die Schlinge der Menschen mit Hausverstand, die eine notzugelassene Impfung ohne Langzeitstudien verweigert, wird enger geschnürt. Es lebe die Gelassenheit diesen Sturm vorbeiziehen zu lassen und sich TREU ZU BLEIBEN.

  11. Baby boomer gehen bis 2025 verstärkt in die Pension. Wirtschaft ist nicht gewillt anständige Löhne zu zahlen. Die AfD will AL kürzen und Arbeitslose quer durch Österreich schicken. Zusätzlich wollen Betriebe keine MA ab 50ig. Ausländer aufnehmen ist pfui gack. Hausgemachte Probleme bei der Wirtschaft. Unfähige Regierung. Ist ja klar das die niemanden finden.

    • Und das Ganze spielt sich unter den Augen einer ” scheinbar linken” Regierungsbeteiligung der Grünen ab.

      • Die Grünen sind schon lang nicht mehr links, sie haben das s gestrichen und sind nur mehr link.
        Immer nur Blabla und dann stimmen sie wieder mit den Türkisen.😬

  12. Die USA werfen 15 Mio. Impfdosen weg …
    … wie viele Dosen werfen die anderen Staaten in die Tonne …
    … Österreich befindet sich sicher in bester Gesellschaft.
    Verdammte Urasserei, von an Haufen auszuckta Gfrasta!
    Also verheizts ruhig die Marie, oder besser noch, nehmts gleich die Goldreserven schmelzt sie ein und machts a goldenes Kalb draus und tanzts drum herum …
    … und die Zeche zahlen die Arbeitslosen (und ned nur die), weil die sans jo die dem Staat ja ach so teuer kommen!
    Schlaraffenland für die elitären Plutokraten, Irrenhaus und Armut für die Massen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!