Freitag, März 29, 2024

Mann ließ tote Mutter über ein Jahr im Keller

Kassierte Pension und Pflegegeld

Ein 66-Jähriger hat in Tirol über ein Jahr lang den Leichnam seiner 89-jährigen Mutter im Keller unter Katzenstreu und Kühlakkus aufbewahrt, um weiter ihr Pensions- und Pflegegeld zu beziehen.

Wien, 09. September 2021 |  Eine Obduktion zeigte keine Hinweise auf Fremdverschulden, berichtete die Polizei. Beamte der Innsbrucker Fremdenpolizei hegten bereits den Verdacht, dass die Frau im Juni 2020 verstorben sei und untersuchten das Haus des 66-Jährigen. Der finanzielle Schaden liegt bei rund 50.000 Euro.

Mutter mit Katzenstreu bedeckt

Bei einer ersten Einvernahme war der Mann geständig. Es stellte sich heraus, dass die 89-Jährige tatsächlich Mitte 2020 daheim gestorben war. Der Sohn hatte offenbar aufwändige Vorkehrungen getroffen, um den Tod seiner Mutter möglichst lange geheim zu halten, erklärte Helmuth Gufler von der Abteilung Sozialleistungsbetrug der Polizei gegenüber dem ORF Tirol. “Er hat dafür gesorgt, dass es zu keiner Geruchsbelästigung kommt. Er hat die Mutter mit Kühlakkus gelagert, die er regelmäßig getauscht hat. Allfällige Körperflüssigkeiten hat er mit Verbandsmaterial aufgesaugt. Als ihm all diese Dinge ausgegangen sind, hat er seine Mutter mit Katzenstreu bedeckt. Letztlich ist dann eine Mumifizierung der Leiche eingetreten”, schilderte Gufler.

Die 89-Jährige bekam ihre Pension laut Exekutive regelmäßig als Geldbrief zugestellt. Als ein neuer Briefträger seinen Dienst antrat, bestand dieser darauf, die Frau zu sehen. Als das scheiterte, ging das Geld retour an die Auszahlungsstelle. Dies führte letztlich zu Erhebungen und zum Auffinden der Leiche am vergangenen Samstag, hieß es.

Verdacht: Schwerer Betrug und Störung der Totenruhe

Als Motiv habe der Sohn, der über kein Einkommen verfügt, angegeben, er habe nicht auf das Geld seiner Mutter verzichten wollen. “Er hat gewusst: Wenn er den Tod der Mutter meldet, werden sofort alle Zahlungen eingestellt. Ihm war klar, dass er finanziell weder das Begräbnis bezahlen kann, noch das Haus weiter halten kann, wo die beiden gewohnt haben”, sagte Ermittler Gufler. Der 66-Jährige wird wegen des Verdachts des schweren Betrugs und Störung der Totenruhe angezeigt.

Ansonsten nahm offenbar niemand vom Aufbewahren der Leiche im Keller Notiz. Als der zweite Sohn ins Einfamilienhaus zu Besuch kam, habe der 66-Jährige ihm erklärt, die Mutter sei derzeit im Krankenhaus, was ihm dieser geglaubt habe, hieß es von der Polizei gegenüber dem ORF. Er habe sie dort auch nicht besuchen oder nach ihr sehen wollen, da die Frau offenbar ohnehin seit längerem dement gewesen sei und er annahm, sie würde ihren Sohn nicht wiedererkennen. Auch Freunde oder Bekannte, die sich um die bettlägerige Frau sorgten, gab es nicht. Die 89-Jährige war laut dem Bericht letztlich an Altersschwäche im Beisein einer rumänischen Hauskrankenpflegerin verstorben.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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8 Kommentare

  1. Mittlerweile eine gute alte österreichische Tradition . . .

  2. Fälle wie diese sagen einiges über den Zustand des Landes aus, wie verzweifelt muss jemand sein um so zu handeln, einfach schrecklich. Aber kein Problem jeden Tag sinnlose Millionen ÖVP-nahen zweifelhaften Pandemiefirmen mit sagenhaftem Aufstieg für Tests zukommen zu lassen, mit denen man Kinder in der Schule quält. Und ein Verfassungsgerichtshof und Bundespräsident der die Leute extremst verachtenswert im Stich läßt. Neben all dem Wahnsinn der da passiert, macht mir dieses unfassbare Totalversagen des Rechtsstaates am meisten Sorge. Korrupte Politik führt Krieg gegen die Bürger, und entzieht vielen sowohl psychisch als auch physisch die Lebensgrundlage.

  3. == Der 66-jährige Sohn hat keine eigene (Mindest)Pension bezogen. ==
    Das wird nicht schuldmindernd sondern erschwerend gewertet werden.
    Da er von der Pension seiner verstorbenen Mutter alle Lebenskosten deckte liegt nämlich ein ‘erwerbsmäßiger’ schwerer Betrug vor.
    Wenn der Richter schlecht drauf ist bekommt, er eine höhere Strafe als wenn er das Geld nur aus Gier kassiert hätte.

  4. Die mutter wird es nicht mehr gejuckt haben.
    Sonst aber etwas makaber.

    • Also mein sohn darf mit meiner asche seinen garten düngen.
      Ist schon ausgemacht.
      Offiziell steht die urne natürlich im wohnzimmer.
      Ashes to ashes, and dust to dust….

      • Die Urnenkapsel ist leider mit einer amtlichen Plombe versiegelt, die nicht geöffnet werden darf, darüber hinaus gibt es noch eine Überurne für den Zierwert, was dann die meisten mit Urne meinen. Für die Urne im Wohnzimmer müssens den Nachwuchs ziemlich viel Bürokratie zumuten, wird glaube ich sogar ins Grundbuch eingetragen oder so, aber natürlich wird da wenig wahrscheinlich jemand nachsehen ob die Urne noch verplombt ist. Der Staat geht davon aus, dass diese ewig lang im selben Zustand verbleibt. Erwähn es nur mal damit Sie sich das nicht zu leicht vorstellen.😌

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