Ig-Nobelpreis
Der Ig-Nobelpreis ehrt jedes Jahr die skurrilsten Forschungsarbeiten. Dieses Jahr auf dem Programm: Sind korpulente Politiker korruptionsanfälliger? Und ob es sicherer ist, Nashörner in der Luft falsch herum zu transportieren.
Wien, 10. September 2021 | Bakterien in weggeschmissenen Kaugummis und Bärte zum Schutz vor Faustschlägen ins Gesicht: Zehn wissenschaftliche Studien, die “erst zum Lachen und dann zum Denken anregen” sollen, sind in den USA mit “Ig-Nobelpreisen” ausgezeichnet worden (gesprochen “ignoble”, was übersetzt etwa unwürdig heißt). Wegen der Corona-Pandemie wurde die traditionell schrille Gala in der Nacht auf Freitag bereits zum zweiten Mal in Folge ausschließlich übers Internet veranstaltet. Vergeben wird der Preis von der in Cambridge erscheinenden Zeitschrift Annals of Improbable Research. Überreicht werden die Preise an der Harvard-Universität.
Das Oberthema war in diesem Jahr “Maschinenbau”. Die zum 31. Mal verliehenen undotierten Auszeichnungen sollen nach Angaben der Veranstalter “das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren”.
So bekamen Wissenschaftler aus Spanien und dem Iran einen Preis in der Kategorie Ökologie für die Nutzung genetischer Analysen. Mit deren Hilfe wurden verschiedene Arten von Bakterien identifiziert, die sich in weggeschmissenen Kaugummis finden, die auf Gehsteigen in unterschiedlichen Ländern kleben. Forscher aus den USA bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für das Testen der Hypothese, dass Bärte in der Entwicklung des Menschen entstanden, um sich vor Faustschlägen ins Gesicht zu schützen.
Übergewicht Indikator für Korruption
Für Wissenschaftler aus Österreich, Frankreich, der Schweiz, Australien, Tschechien und Großbritannien gab es den Preis für die Entdeckung, dass das Übergewicht der Politiker eines Landes ein guter Indikator für die Korruption in diesem Land sein könnte.
Wissenschafter aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, Neuseeland, Griechenland und Zypern bekamen die Ehrung in der Kategorie Chemie für die chemische Analyse der Luft in Kinos um zu testen, ob die von Zuschauern produzierten Gerüche zuverlässig den Grad von Gewalt, Sex, antisozialem Verhalten, Drogengebrauch und Fluchen in dem Film auf der Leinwand widerspiegeln. Forscher aus Deutschland, Großbritannien und der Türkei bekamen den Preis in der Kategorie Medizin für den Beweis, dass Orgasmen beim Sex genauso effektiv wie abschwellende Medikamente dabei helfen, die Nasenatmung zu verbessern.
Die Sieger im Überblick
BIOLOGIE: Eine Wissenschafterin aus Schweden für die Analyse von Variationen von Schnurren, Zwitschern, Plappern, Vibrieren, Erzeugen hoher Töne, Murmeln, Miauen, Stöhnen, Quietschen, Fauchen, Jaulen, Heulen, Knurren und anderen Arten von Katze-Mensch-Kommunikation.
ÖKOLOGIE: Wissenschafter aus Spanien und dem Iran für die Benutzung genetischer Analysen, die dazu dienen, verschiedene Arten von Bakterien zu identifizieren, die sich in weggeschmissenen Kaugummis auf Gehsteigen unterschiedlicher Länder finden.
CHEMIE: Wissenschafter aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, Neuseeland, Griechenland und Zypern für die chemische Analyse der Luft in Kinos zwecks Überprüfung, ob die von Zuschauern produzierten Gerüche zuverlässig den Grad von Gewalt, Sex, antisozialem Verhalten, Drogengebrauch und Fluchen in dem Film auf der Leinwand widerspiegeln.
WIRTSCHAFT: Wissenschafter aus Österreich, Frankreich, der Schweiz, Australien, Tschechien und Großbritannien für die Entdeckung, dass das Übergewicht der Politiker eines Landes ein guter Indikator für die Korruption in diesem Land sein könnte.
MEDIZIN: Wissenschafter aus Deutschland, Großbritannien und der Türkei für den Beweis, dass Orgasmen beim Sex genauso effektiv wie abschwellende Medikamente dabei helfen, die Nasenatmung zu verbessern.
FRIEDEN: Wissenschafter aus den USA für das Testen der Hypothese, dass Bärte in der Entwicklung des Menschen entstanden, um sich vor Faustschlägen ins Gesicht zu schützen.
PHYSIK: Wissenschafter aus den Niederlanden, Italien, Taiwan und den USA für Experimente im Hinblick darauf, warum Fußgänger nicht dauernd mit anderen Fußgängern zusammenstoßen.
KINETIK: Wissenschafter aus Japan, Italien und der Schweiz für deren experimentelle Untersuchung, warum Fußgänger manchmal mit anderen Fußgängern zusammenstoßen.
INSEKTENKUNDE: Wissenschafter aus den USA für ihre Studie “Eine neue Methode zur Kakerlaken-Kontrolle auf U-Booten”.
TRANSPORT: Wissenschafter aus Namibia, Südafrika, Tansania, Simbabwe, Brasilien, Großbritannien und den USA für den experimentellen Versuch, ob es sicherer ist, Nashörner in der Luft falsch herum zu transportieren. Laut dem Versuch ist es sicherer das Nashorn auf dem Rücken zu transportieren.
(bf/apa)
Titelbild: APA Picturedesk