Dienstag, März 18, 2025

»Kontrollierte Durchseuchung«: Wiener Gymnasien rechnen mit Regierung ab

»Kontrollierte Durchseuchung«:

Wiener Gymnasien nehmen den Schulstart zum Anlass, um der Regierung in Form eines offenen Briefes eine klare Botschaft zu senden: Die Schüler haben es satt, im Stich gelassen zu werden.

Wien, 13. September 2021 | Wiener Schulsprecher rechnen in einem offenen Brief mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, Bildungsminister Heinz Faßmann und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein ab. Sie werfen ihnen Verantwortungslosigkeit vor und fordern eine bessere Vorbereitung auf das kommende Schuljahr und den Schutz der Gesundheit der Jungen.

Distance Learning zu erwarten

Insgesamt haben sich 32 von 35 kontaktierten Wiener Gymnasien an dem offenen Brief vom Schulsprecher der GRG6 Rahlgasse, Mati Randow, zum Schulstart im Westen Österreichs beteiligt. Für Randow war die erneute Aufmerksamkeit auf Schulen eine gute Möglichkeit, auf das Chaos hinzuweisen, das sich im Osten vor einer Woche abgespielt hat. Diese starteten bereits vergangene Woche mit „Unbehagen und Unsicherheit“ in die erste Schulwoche. Das hätte jedoch vermieden werden können. Allerdings nicht mit den aktuellen Maßnahmen, denn damit steuere man auf Schulschließungen und Distance-Learning zu. „Wenn ich optimistisch bin, gibt es keine Schulschließungen, wenn ich realistisch bin, gibt es Schulschließungen“, befürchtet Randow.

Vorbereitung verschlafen

Der Sommer wurde laut ihm erneut verschlafen. Denn auch wenn Kurz stets darauf gepocht hat, nicht die Fehler des vergangenen Sommers zu wiederholen, tue er genau dies: „Monatelang haben Sie propagiert, man dürfe den Sommer nicht verschlafen und die Fehler des letzten Jahres nicht wiederholen, bloß um dann den Sommer zu verschlafen und die Fehler des letzten Jahres zu wiederholen“, heißt es in dem offenen Brief. Schon lange bevor Faßmann das Wort „Luftreinigungsgerät“ in den Mund nahm, forderten die Gymnasien eine Anschaffung dieser. Ein Verfahren, solche Geräte zu beantragen, wurde zwar eingeleitet, aber der Prozess sei so umständlich, dass bis heute keine einzige Klasse ein Luftreinigungsgerät besäße.

„Kontrollierte Durchseuchung“

Man glaube immer noch, dass Corona für Kinder ungefährlich sei und vernachlässige sie daher. Dabei liegt die 7-Tage-Inzidenz bei ungeimpften Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren bei 400. Nach der ersten Schulwoche im Osten gab es bereits 505 positiv-registrierte PCR-Tests und in Wien gab es 125 teilgeschlossene Schulen. Auch auf den Intensivstationen befinden sich seit mehreren Wochen immer mehr Junge. Das sei der Tatsache geschuldet, dass junge Menschen zwischen 12 und 24 mit knapp 50% die geringste Durchimpfungsrate aufweisen und das wiederum sei das Resultat einer mangelnden Impfkampagne. Randow spricht von einer „kontrollierten Durchseuchung“ der Jugend und verweist auf die UN-Kinderrechtskonvention, die in seinen Augen missachtet wird. Mit diesen klaren Worten versuchen diese Gymnasien, sich Gehör zu verschaffen und eine Veränderung zu bewirken.

(nb)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Nura Wagner

    Greift der Redaktion unter die Arme so gut sie kann, sei es mit ihren E-Mail-Beantwortungsskills oder mit ihren Russisch-Kenntnissen.

LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

132 Kommentare

132 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare

Jetzt: Pilnacek-Gefährtin Karin Wurm packt aus

Nur so unterstützt du weitere Recherchen!

buch werbebanner 600x1200 sidebar