»Falschinformationen, Hassrede und Anstiftung zur Gewalt«
Facebook hat knapp 150 Kanäle der “Querdenken”-Bewegung gelöscht. Diese seien für eine “koordinierte Schädigung der Gesellschaft” verantwortlich, würden zudem Falschinformationen verbreiten und zur Gewalt anstiften.
Menlo Park/Berlin, 17. September 2021 | Facebook hat knapp 150 Konten und Gruppen auf seinen Plattformen gelöscht, die der Internetkonzern der umstrittenen “Querdenker”-Bewegung zuordnet. Es sei weltweit die erste gezielte Aktion, die sich gegen eine Gruppierung richte, die eine “koordinierte Schädigung der Gesellschaft” (Coordinated Social Harm) hervorrufe, erklärte Facebook-Sicherheitsmanager Nathaniel Gleicher.
Instagram auch betroffen, WhatsApp nicht
Betroffen seien auch die Accounts von “Querdenken”-Gründer Michael Ballweg. Die Aktion richtet sich gegen “Querdenker” auf Facebook selbst und Instagram. Nicht betroffen ist der Chatdienst WhatsApp, der ebenfalls zum Facebook-Konzern gehört. Facebook-Manager Gleicher warf den “Querdenkern” vor, in koordinierter Weise wiederholt gegen die Standards von Facebook verstoßen zu haben. “Hierzu zählen die Veröffentlichung von gesundheitsbezogenen Falschinformationen, Hassrede und Anstiftung zur Gewalt.”
Ballweg kündigte an, gegen die Löschung rechtlich vorzugehen. Man habe sich bereits in den vergangenen Monaten mehrfach gegen ungerechtfertigte Löschungen rechtlich zur Wehr setzen können.
Verhindern von Gewaltpotential
Facebook hat zudem eine Liste von Webseiten der “Querdenker” identifiziert, die auf Facebook nicht länger verlinkt werden können: “Wir haben Verlinkungen auf Domains der ‘Querdenken’-Bewegung von unserer Plattform entfernt.” Das “schädliche Netzwerk” sei von Personen betrieben worden, die mit Gewalt außerhalb der Plattform und anderen “sozialen Schäden” in Verbindung gebracht würden. An diesen koordinierten Kampagnen seien in der Regel authentische Nutzer beteiligt. “Das sind keine Fake-Profile, sondern echte Menschen, die sich organisieren, um systematisch gegen unsere Richtlinien zu verstoßen und Schaden auf oder außerhalb unserer Plattform anzurichten”, sagte Gleicher. “Auch wenn wir Querdenken nicht grundsätzlich auf unserer Plattform verbieten, werden wir die Lage weiter beobachten und Maßnahmen ergreifen”, sobald Facebook weitere Verstöße gegen seine Nutzungsregeln feststelle, erklärten Gleicher und Rens.
Die beiden Manager erklärten weiter: “Die Inhalte bergen in der vorliegenden Form das Potenzial, in reale Gewalt umzuschlagen und auch in anderer Form gesellschaftlichen Schaden anzurichten.” Sie betonten auch, dass die Querdenker “reale Gewalt gegen Menschen ausgeübt” hätten, die “im Journalismus, bei der Polizei oder im Gesundheitswesen” arbeiten.
Auch YouTube sperrt Corona-Leugner
Ende Mai hatte bereits die Video-Plattform YouTube den Kanal “Querdenken 711” gelöscht. Ein Google-Sprecher warf damals der umstrittenen Gruppierung vor, gegen die YouTube-Richtlinien für Fehlinformationen verstoßen zu haben. Michael Ballweg, Sprecher von “Querdenken 711”, bestritt damals die Vorwürfe und kündigte an, auf eine dezentrale Alternative zu YouTube ausweichen zu wollen.
In den sozialen Netzwerken ist “Querdenken” mittlerweile vor allen auf der Plattform Telegram unterwegs.
(jz/apa)
Titelbild: APA Picturedesk