Die »Freedom Fighters«
Weil in ihren Heimatländern Krieg herrscht, kamen sie nach Österreich. Geflüchtete Syrer, Afghanen und Iraker lernen bei Kampfsport-Weltmeister Ronny Kokert nicht nur das Boxen, sie erhalten auch eine Perspektive im Leben.
Wien, 20. September 2021 | Abbas, Khalegh, Zubai, Hussein, um nur ein paar von Ronny Kokerts “Freedom Fightern” zu nennen – sie alle flohen aus ihrer Heimat, haben Schlimmes erlebt. Heute sind viele von ihnen Staats- oder Weltmeister im Kickboxen, gewinnen für Österreich Medaillen. Hinter jedem von ihnen steckt eine andere Geschichte, doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie wollen sich in Österreich ein Leben aufbauen.
Aus Angst wird Mut
Kokert hilft ihnen dabei. Der Taekwondo-Weltmeister und gebürtige Wiener lehrt den jungen Männern in seinem Studio in Wien-Josefstadt seine eigene Kampfkunst “Shinergy”, welche auf den Lehren des Zen-Buddhismus basiert. Das Motto: “Kämpfen zu können bedeutet nicht mehr kämpfen zu müssen.”
Wut, Frust, aber vor allem Angst ist laut Kokert ein ständiger Wegbegleiter von Geflüchteten. Er sorgt mit seinen Trainings dafür, dass aus dieser Angst schlussendlich Mut wird. Mut, sich in einer neuen Gesellschaft, einer neuen Kultur zurechtzufinden und sich was zu trauen.
Kostenloses Kampftraining für Asylwerber? – “Absurd”
Seit der Boxtrainer im Jahr 2016 seine Initiative “Freedom Fighters” gestartet hat, war er auch immer wieder mit Kritik konfrontiert. Der ehemalige FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky schrieb etwa damals auf Facebook: “Fast jeden Tag Übergriffe von Asylwerbern auf Österreicher. Und dann gibt es noch kostenloses Kampftraining? Wie absurd ist das denn?”
Kokert ist klar, dass es Problemfelder gibt und auch Menschen nach Österreich kommen, die sich nicht integrieren wollen. Eine ganze Volksgruppe für die Verbrechen einiger weniger verantwortlich zu machen, das sei jedoch “absurd”.
“Ich selbst bin Niederösterreicher und wurde noch nie für die Verbrechen von Fritzl oder Priklopil angeklagt”,
zieht Kokert im ZackZack-Interview den Vergleich.
ZackZack hat sich mit der Kamera selbst auf die Matte begeben, den Kampfsportler in einer Trainingsstunde begleitet und ihn mit den Sorgen und der Kritik vieler Österreicher konfrontiert. Warum laut Kokert die Integrationsarbeit der Regierung außerdem nur “aus Stehsätzen” besteht, warum er nicht jeden in seinen Kurs aufnehmen konnte und was den “Freedom Fightern” selbst am Boxen so gefällt, erfahren Sie im Video:
Mit seinem Buch “Der Weg der Freiheit” ist er mitterweile auch unter die Autoren gegangen. Kokert schreibt über seine Erlebnisse im Flüchtlingslager in Moria und auch darüber, wie ihn das Training mit jungen Kriegsflüchtlingen mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert hat.
(mst)
Titelbild: ZackZack