Freitag, März 29, 2024

Österreichs Corona-Zahlen großes Chaos – Rechnungshofbericht

Rechnungshofbericht

Auf mehr als 200 Seiten prüfte der Rechnungshof die Corona-Politik des Bundes. Viele Punkte stehen in der Kritik: die Datenlage sei chaotisch, Planungsgrundlagen äußerst schwierig.

Wien, 20. September 2021 | Der Rohbericht des Rechnungshofes zur Corona-Politik macht es deutlich: Vor allem am Anfang der Krise herrschte in Österreich ein einziges Daten-Chaos. Das geht aus dem Bericht hervor, der mehreren Medien und auch ZackZack vorliegt.

Zahlenchaos

Der Rechnungshof übt deutliche Kritik an einer Zahlenvielfalt, aus denen die Covid-Indikatoren erstellt und Grundlage für die Corona-Restriktionen wurden. Jedes Land hatte unterschiedliche Berechnungen, die den Ministerien zur Verfügung gestellt wurden.

Gesundheitsministerium, Innenministerium und die Länder veröffentlichten auf ihren Dashboards oder Websites täglich “in unterschiedlichen Formaten zu unterschiedlichen Zeitpunkten Daten mit unterschiedlichen Auswertungszeitpunkten und unterschiedlichem Detailgrad, die sich mitunter auch in ihrer Definition unterschieden”, schreiben die Kontrolleure.

Das Gesundheitsministerium hatte wenig Überblick. So konnte anhand der Daten nicht beurteilt werden, „inwieweit die Bezirksverwaltungsbehörden eine zeitnahe Absonderung der infizierten Personen erreichten.“ Die Länder hatten die Vorgaben des Ministeriums „teilweise unterschiedlich ausgelegt“, was die Interpretation der resultierenden Daten „erschwerte“. Für den Bund sei es auch nicht ersichtlich gewesen, aus „welchen Quellen die Länder ihre Daten erhoben“.

Datenqualität der Tests unzureichend

Auch die Erfassung der tatsächlichen Spitalsauslastung sei kaum möglich gewesen, was „Prognoserechnungen und Kapazitätsplanung“ enorm erschwert habe. So bekam das Gesundheitsministerium ab Mai 2020 monatlich Diagnose- und Leistungsdaten, allerdings jeweils mit „rund achtwöchiger Verzögerung“.

Im 213-seitigen Bericht zieht sich der Punkt wie ein roter Faden durch: die Länder agierten alle unterschiedlich. So etwa auch in den Pflege- und Altersheimen, die man zunächst verstärkt testen wollte. Eine entsprechende Verordnung, die Betretungsverbote vorsah, kam erst im November 2020. Außerdem vereinbarte man dann Rückmeldungen der Heime ins Ministerium. Aber: „die Zahl der rückmeldenden Heime variierte mitunter wesentlich“, und lag „deutlich unter den Zielwerten.“

Eine Differenzierung der Tests, etwa nach „Symptomen, Kontaktgruppe, Screening“ sei zur Gänze unterlassen worden. Auch nähere Informationen, etwa das Alter der Testperson, war dem Bericht zufolge nicht verfügbar. Die absolute Anzahl der Tests bezog die Corona-Kommission deshalb in ihre Berechnungen nicht ein, weil die Zahl auf „problematischer Datenquelle“ beruht hätte. All das sieht der Rechnungshof „kritisch“ und empfiehlt „die Qualität der Datenmeldungen zu den Tests zu verbessern“.

Die Kapazitätsauslastung ist in der ersten Phase der Pandemie enorm gesunken. Der Ambulanzkontakt ging 2020 um 16 Prozent zurück, Intensivbettentage insgesamt um 5 Prozent. Kritisiert wird das Gesundheitsministerium deshalb, weil man in keiner Phase kommuniziert habe, nicht auf medizinische Leistungen zu verzichten. Stattdessen hieß es bekanntlich: „Bleiben Sie zu Hause“.

Nicht vorbereitet

Die Absonderung der positiven Personen ist für den Bund bis heute essentiell, Contact Tracing konnte allerdings im Herbst 2020 nicht mehr gewährleistet werden. Der Ausbau sei im Sommer 2020 nicht erfolgt.

Bei der Beschaffung des Schutzmaterials ist vor allem Oberösterreich betreffend finanziellen Aufwand hervorgestochen, das berichtete ZackZack schon vor zwei Wochen. Am Sonntag berichteten „Standard“ und ORF über den Bericht des Rechnungshofes. Beim Schutzmaterial gab es ähnliche Probleme wie bei den Daten: Zu Beginn existierte keine österreichweite Übersicht darüber, wie viel Material vorhanden ist. Die Krankenanstalten hatten aber laut Bericht genug Ausrüstung zur Verfügung.

Im Allgemeinen hat es, so der Schluss des Rechnungshofes, im Wesentlichen an geeigneten Regelungen für den Krisenfall gefehlt. Sowohl in der Gesundheitsplanung, wie auch im Krankenanstalten- und Sozialversicherungsrecht.

Wenig Forschung

Aber das Chaos wird wohl bleiben: So habe es „kein Konzept“ für die Erforschung von Langzeitfolgen von Covid-19 gegeben, aber auch nicht über „Folgeschäden durch eingeschränkte Leistungen, während der Covid-19-Pandemie oder für einen veränderten Bedarf der Bevölkerung, etwa aufgrund verschobener Operationen“. Auch die Entwicklung der Gesundheit der Infizierten wurde zunächst nicht erfasst, was ebenfalls kritisiert wird: “Die Anwendung des EMS auf die Covid-19-Pandemie bleib in einigen Punkten unklar, insbesondere hinsichtlich des Monitorings der Absonderungsmaßnahmen und der Krankheitsverläufe.”

Der Rechnungshof empfiehlt die Weiterentwicklung des EMS insbesondere in Hinblick auf die Dokumentation von Krankheitsverläufen und das Monitoring von Absonderungsmaßnahmen und die Verpflichtung zur Eintragung. Er prüfte die Coronakrise August 2020 bis Februar 2021. Es habe aber seit März 2020 auch Verbesserungen gegeben.

(ot)

Titelbild: APA Picturedesk

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34 Kommentare

  1. Bettenbelegung Deutschland.Bitte beim Unabhängigen Journalisten Reitschuster nachlesen.
    Seeehr interessant.Ich denke bei uns ist der Fall ähnlich gelagert.

    • Ich habe die Bettenbelegung mit AGES-Zahlen überprüft. Selbst wenn man davon ausgeht, die Tests wären zuverlässig und die Zählweise korrekt, hat und hätte es nie eine Überlastung gegeben. Richtig ist, dass es massig leere Intensivbetten gegeben hat, auf den Normalstationen hat C überhaupt keine Rolle gespielt und genau deswegen konnte man über 7000 Leute in Kurzarbeit schicken.

  2. Das Chaos als „beabsichtigter“ Teil der Inszenierung? Was war der Wunsch UHBK´s bezüglich der Statistik Austria? Man erinnert sich?

  3. Solange wir brav mitspielen, statt endlich Fakten zu fordern, werden wir uns im Kreis drehen….& die Möchtegernpolitiker lachen sich einen Ast….wie leicht Sie uns doch vorführen können….

  4. Aber die 95%-Ungeimpfte-auf-der-Intensiv stimmen immerhin ganz, ganz bestimmt. Eine blöde Frage, aber liegen die angeblich 95% Ungeimpften eigentlich wegen Covid auf der Intensiv oder wegen anderer Beschwerden (Frakturen, etc…)? Schließlich neigen die Regierungspropagandamedien dazu, oft ein paar wesentliche Dinge wegzulassen.

    • Nachdem derartige Daten offenbar nicht systematisch erhoben werden kann man diese getrost als Panikmache und fake news klassifizieren.

    • Gilt man jetzt nach 7 oder 14 Tagen nach 2.”Impfung” als geimpft? Dazwischen und vorher gilt man ja als ungeimpft.Ergo fallen alle die sich in diesem Stadium befinden als ungeimpfte in die Statistik.

    • Das Problem ist, dass vom Zeitpunkt der Positivtestung bis zur Hospitalisierung ein Vakuum herrscht.

      Anstatt die wirksamen Medikamente zu verschreiben, dazu Vitamine C und D, Zink etc, muss der positiv Getestete warten, ob er einen schweren schweren Verlauf hat oder nicht und wird gegebenenfalls hospitalisiert und im worst case auf die Intensivstation kommen.

      4 Milliarden Dosen an Ivermectin wurden bereits weltweit Menschen verschrieben und in jenen Ländern oder Regionen, wo dies im Behandlungsprotokoll festgeschrieben wurde, wurde die Hospitalisierungsrate um 70 – 80 % gesenkt.

      Es wird immer noch vom Pferdeentwurmungsmittel geschwurbelt, obwohl es anerkannte Wissenschaft ist, dass es nicht ratsam ist, Tiermedikamente zu nehmen, da sie weniger strengen Vorlagen genügen müssen. In Drittweltländern wird Ivermectin in der für den Menschen produzierten Form verabreicht und nicht das für Tiere produzierte Mittel.

      Es gibt die Studien, doppelblind, randomisiert, doch kann Big Pharma nicht die Riesenprofite einfahren als mit zum Beispiel dem unwirksamen Remdesivir oder den Impfstoffen.

      • Die Behandlung kostet ja auch nur um die 2 Euro.Als Geimpft giltst ja erst ab dem 7.Tag nach der 2. Impfung(hab ich so gelesen,oder waren es14?)also wennst nur 1 Impfung hast,oder 2 Tage nach der 2. ins Krankenhaus kommst bist ja eigentlich Ungeimpft.

  5. Schön, dass man den fleißigen und sachkundig vorgehenden Rechnungshof nicht reflexartig das Etikett Coronaleugner umhängen kann, wie sonst allen anderen die seit langer Zeit auf diesen absolut unverständlichen Dilettantismus der Datenerfassung hinweisen. Wie kann man dermaßen hinverbrannt sein, beim Auftreten einer neuen und potentiell gefährlichen Virusvariante KEINE Kohortenstudien und keine langfristige und verpflichtende Erfassung von Symptomen und Verläufen bei positivem Testergebnis zu erheben? All das ist mit etwas Aufwand machbar. All dies hätte auch bei Impfbeginn verpflichtend erhoben werden müssen; so wie es bei einer Phase-III-Studie normalerweise für Studienpopulationen üblich ist. Alles dies ist nicht geschehen. Sogar ein Laie hätte hier besser agiert als der eigentlich erfahrene Anschober. Man muss sich schon fragen, was der Kerl die ganze Zeit getrieben hat.

    • Der Lehrling ist entzaubert

      „Türkis“ zu sein ist eben keine ausreichende Qualifikation. Aber was will man erwarten, wenn ein Maturant Bundeskanzler werden kann?

    • Zu Beginn der Krise gab es wirklich Chaos. Man hat vergeblich versucht ein Contact-Tracing zu etablieren und dort unnötig Ressourcen hineingesteckt (ich erinnere an die absurde App). Aber spätestens im Sommer 2020 hätte man anfangen müssen zumindest Daten standardisiert und systematisch zu erheben. Das hätte das Vertrauen in die Politik und wohl auch in die Impfung stärken können (falls die Zahlen Vorteile für die Impfung für die betreffende Altersgruppe ergeben hätten). Man hätte auch auswerten können, welche Impfungen am besten wirken (wie viele mit Impfstoff x Geimpfte sind in der Intensivstation gelandet). Mit professioneller Arbeit hätte man viele Opfer verhindern können.

  6. Überrascht das irgendjemanden?

    Man will keine guten Daten – denn die wären einfach zu erheben gewesen. Kohortenstudien bei “Impflingen” – nur ein logistischer Aufwand, aber keine Raketenwissenschaft. “Fall”-Bestimmung per PCR – hat schon in der Schweinegrippe in die Irre geführt, von den Toten “an oder mit” blieben ca 5% in der Statistik.

    Man sollte die Behörden endlich einmal zwingen, diesen zentralen Konjunktiv – und nichts anderes ist es – aufzulösen. Man möge uns bitte definitiv sagen, wer von den “an oder mit” nun an oder eben mit C verstorben ist. Denn solange man “an oder mit”in einen Topf wirft, ist es nichts anderes als “könnte an C gestorben sein, weiß man nicht genau”.

    Dass sie das nicht aufschlüsseln können beweist nur, dass sie es gar nicht wollen. Auch dafür wäre es nur nötig Daten zu erheben und zu ordnen.
    Aber so geistert weiterhin die erbärmlich überhöhte Konjunktiv-Opferzahl durch die Medien.

    Die Pandemie des Konjunktivs.
    Die Pandemie ist konjunktiv.

    • Naja, die Lustigen in der Regierung haben sich gefreut, daß es wieder eine Krise gibt. Der schnellste Ansatz für die war, so viel herausholen was geht. Postenschacher, PR-Millionen, Familienmitglieder ausfinanzieren, Politik-Ballast loswerden, Verfahren daschlogn etc. Jetzt rennt die Krise aber PR mäßig vollkommen aus dem Ruder und jetzt müßte man halt etwas machen aber wie sollen die Vollkapazunder irgendwas hinbekommen? Bis jetzt ein Versagen/Versager nach dem anderen. Österreich hat sich abgeschafft.

    • Im Sommer hat mal jemand im Standard-Forum geschrieben, dass die Totenscheine nur auf Papier ausgestellt werden und deswegen die AN Corona Verstorbenen erst bis Juni 2021 ausgewertet werden können. Jetzt haben wir September und es gibt noch immer keine öffentlichen Zahlen.

      Ich habe die Hoffnung verloren, dass es am Können scheitert.

    • Wer in der Regierung will das alles wissen?Das Ziel ist ja nicht Gesundheit…

  7. Herr LH Schützenhöfer, warum liegen die ersten 20 Städte mit der höchsten Zahl an Covid-Toten pro 100.000 EW österreichweit in der Steiermark?

    • Wos frog´ns denn mi? Ich bin fleissig und steh´ früh auf. Sunnst wär ich zu spät gekommen in die Latschenhütte auf der schönen Teichalm. Der Christoph hot Geburtstag gehabt, unser Herr Bundeskanzler war auch da. Und jetzt muss ich dem Siegi helfen, damit er eine U-Bahn bauen kann, am liebsten bis nach Wildon oder nach Radkersburg… oder bis ans Meer… das eröffnet dann gaanz neue Möglichkeiten… und eine schöne Seilbahn, am liebsten bis auf den Hochschwab.

      Und überhaupt, regieren ist nur was für Leute wie mich. Deshalb würde ich mich auch für eine nächste Regierungsperiode opfern. Und für eine übernächste und eine überübernächste. Weil was besseres kommt nicht nach. Da bin ich fest davon überzeugt.

      (Ironie off).

    • Ich glaube nicht, dass das am Landeshauptmann liegt, weil das würde voraussetzen, dass die Krise in anderen Ländern professioneller bekämpft wurde.

  8. Willkommen im Föderalismus. Das die Krankheitsverläufe so wenig dokumentiert sind, liegt auch daran, dass den daheim isolierten Kranken jegliche medizinische Behandlung verweigert wurde und anscheinend noch immer wird. Das ist der eigentliche Skandal dieser Pandemie. FPÖ Manfred Haimbuchner sagte wörtlich in einem Interview: “Hätte ich nicht zufällig ein Pulsoximeter (zur Messung des O2 im Blut) gehabt, wäre ich vermutlich ganz einfach zu Hause gestorben!”

    • Na klar verweist keiner auf die Kollateralschäden hin. Es gab ja auch einen Sterbeanstieg jetzt vor der 4ten Welle, die nichts mit Corona zu tun hat weil eben keine Behandlungen stattgefunden haben und die Leute deshalb früher gestorben sind. Aber das weiß man nicht erst seit gestern.

      • Das stimmt ,Freund von mir wurde auch alleine zu Hause liegen gelassen bis er die Rettung rufen musste.

    • Stimmt,mein Sohn ist seit 3 Monaten doppelt geimpft(man hätte ihm sonst die Anwesenheit bei der Geburt seines Sohnes verweigert).Gestern schrieb er mir er ist positiv getestet durch seine Ärztin(leichte Symptome).Sie hat ihn nicht in die Praxis gelassen und ihm auch kein Rezept für irgend ein Medikament ausgestellt.Einfach weggeschickt!!!Heute muß er zu einer Teststation fahren(mit erhöhter Temperatur).
      Tolle Ärzte!!!

  9. Das Daten- und Zahlenchaos ist gewollt. So verunsichert man eine Bevölkerung, treibt die Angst in die Höhe und bringt die Menschen dazu, für eine angebliche Sicherheit und für die Gesundheit sich der Diktatur zu unterwerfen. Verwirrung ist dabei ein alter Trick, das wusste schon Goebbels.

    • muss nur bei einem Satzteil widersprechen! Goebbels meinte nicht Verwirrung sondern Angst! Mach den Menschen Angst – und das gelingt mit dem Tod sehr gut – kannst du vielen ALLES erdenkliche erzählen .. sie werden es dir glauben.

    • Bei vielen mag das Daten- und Zahlenchaos Angst und Verwirrung hervorgerufen haben. Die Panik kam mit dem Bericht von Einzelschicksalen, wie die Afroamerikanerin, die von einem Corona Positiven angespuckt wurde und an oder mit Corona verstorben ist, zustande.

      Bei mir bewirken inkonsistente Daten und Zahlen zuerst eine gewisse Wachsamkeit, die mit vermehrter Informationsbeschaffung entweder bestätigt oder entkräftet wird. Jeder, der sich ausgiebig mit der Pandemie beschäftigt hat und durch Zweifel immer wieder den eigenen Standpunkt überprüft hat, kann nur zu einem Schluss kommen. Warum gibt es eine so eindeutig einseitige Berichterstattung, die nicht mehr die Gesundheit der Menschen zum Ziel hat?

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