Wegen Maskendiskussion:
In Deutschland wurde ein 20-jähriger Tankstellen-Kassierer ermordet, weil er einen 49-jährigen Mann auf die Maskenpflicht hingewiesen habe. Der Täter habe „keinen anderen Ausweg gesehen“.
Idar-Oberstein, 21. September 2021 | Nach einer tödlichen Attacke auf einen Tankstellen-Kassier im Streit über das Tragen einer Corona-Maske gehen die Ermittlungen gegen den 49-Jährigen weiter. Er soll dem 20-jährigen Verkäufer in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) am Samstagabend in den Kopf geschossen haben, nachdem dieser ihn beim Bierkauf zwei Mal auf die Maskenpflicht hingewiesen habe.
Mörder wollte „ein Zeichen“ setzen
Der Deutsche habe die Tat gestanden. Er sagte aus, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne. Zum Motiv habe er angegeben, dass ihn die Situation der Corona-Pandemie stark belaste, so Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann. Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und “keinen anderen Ausweg gesehen”, als „ein Zeichen“ zu setzen. Das Opfer schien ihm dabei “verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe”, sagte Fuhrmann.
Waffen und Munition bei Hausdurchsuchung sichergestellt
Die Tatwaffe, weitere Waffen und Munition seien bei einer Hausdurchsuchung bei dem Tatverdächtigen von der Polizei gefunden und sichergestellt worden. Der Mann habe keine waffenrechtliche Erlaubnis – die Herkunft der Waffen müsse noch weiter aufgeklärt werden. Der Mann ist nach Angaben von Fuhrmann bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Weitere Angaben zur Person wollte Fuhrmann zunächst nicht machen. Der Verdächtige befindet sich nun in Untersuchungshaft in einer Haftanstalt.
Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der 49-Jährige am Samstagabend den Verkaufsraum der Tankstelle ohne Maske betreten und zwei Sechserpack Bier zur Kasse gestellt. Er habe die Maske vergessen, sagte er später. Der Kassier wies den Mann auf die Maskenpflicht hin – woraufhin der Mann den Ermittlungen nach den Raum verließ und dabei drohend die Hand hob.
„Gezielt von vorne in den Kopf geschossen“
Der 49-Jährige habe sich über die Zurückweisung geärgert, hieß es am Montag. Daraufhin habe er zuhause einen Revolver eingesteckt und sei erneut zur Tankstelle gefahren, um den 20-jährigen Verkäufer zu provozieren, berichtete Fuhrmann aus der Einlassung des Tatverdächtigen.
Diesmal habe er eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, wieder ein Sechserpack Bier genommen und sei zur Kasse gegangen. “Dort setzte er die Mund-Nasen-Bedeckung ab”, sagte Fuhrmann. Der Kassier habe den Mann erneut auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen: Daraufhin zog der Täter die Waffe und erschoss den 20-Jährigen. Der Verdächtige habe dem Opfer “gezielt von vorne in den Kopf geschossen”, sagte Fuhrmann.
Der Tatverdächtige war Sonntagfrüh auf dem Gelände der Polizei in Idar-Oberstein festgenommen worden. “Wir gehen davon aus, dass er sich stellen wollte”, sagte Triers Polizeipräsident Friedel Durben. “Das ist auf jeden Fall ein besonderer Fall: Wir haben weder im Polizeipräsidium Trier noch im Land Rheinland-Pfalz eine solche Tat gehabt, die einen Zusammenhang zu Corona vermuten lässt.”
Applaus von Rechten auf Telegram
Wie das deutsche Online-Magazin “Tagesspiegel” berichtet, wurde der Hass im Chat-Kanal des rechtsextremen Verschwörungsideologen Sven Liebich besonders rasch entflammt. Der Täter habe wohl einfach die “Schnauze voll gehabt”, hieß es dort, oder: „Wenns die richtigen trifft, hab ich nichts dagegen“.
Ein weiterer habe geschrieben: “Kein Mitleid. Die Leute immer mit dem Maskenscheiß nerven. Da dreht irgendwann mal einer durch. Gut so.”
(apa/red)
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