Donnerstag, April 25, 2024

Sexueller Missbrauch über Jahrzehnte: R. Kelly schuldig gesprochen

Sexueller Missbrauch über Jahrzehnte:

Im Missbrauchsprozess gegen R. Kelly wurde der frühere Popstar in allen neun Anklagepunkten für schuldig erklärt. Er hätte jahrelang seinen Ruhm ausgenutzt, um Frauen und minderjährige Mädchen für Sex zu locken, lautet es in der Anklage.

 

New York, 28. September 2021 | Vom gefeierten Pop-Superstar zum verurteilten Sexualstraftäter: Im Missbrauchsprozess gegen R. Kelly hat eine Jury den Musiker in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden. Das verkündeten die sieben Männer und fünf Frauen am Montag an einem Gericht in New York, nachdem sie zuvor nur knapp zwei Tage lang beraten hatten. Der 54-Jährige war unter anderem wegen sexueller Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung angeklagt.

„Starke Botschaft“ an Männer wie R. Kelly

Das Urteil nahm der “I Believe I Can Fly”-Sänger, gekleidet in blauem Anzug und weißer Maske, Beobachtern zufolge bewegungslos mit heruntergebeugtem Kopf auf. Dem Sänger, der seit seiner Festnahme im Sommer 2019 im Gefängnis sitzt, droht nun eine jahrzehntelange Haftstrafe. Das Strafmaß soll am 4. Mai 2022 verkündet werden.

“Dieses Urteil brandmarkt R. Kelly für immer als Raubtier, das seinen Ruhm und seinen Reichtum genutzt hat, um junge, verletzliche und stimmlose Menschen für seine eigene sexuelle Befriedigung auszubeuten”, sagte die zuständige Staatsanwältin Jacquelyn Kasulis nach der Verkündung. Die Jury habe eine “starke Botschaft” an Männer wie R. Kelly gesendet: “Egal wie lange es dauert, die Justiz wird euch kriegen.” Vor dem Gericht im Stadtteil Brooklyn hatten sich auch einige Unterstützer von Kelly versammelt.

Fortsetzung der #MeToo-Ära

Das Verfahren ist – nach Fällen wie denen von Filmproduzent Harvey Weinstein und Komiker Bill Cosby – eine weitere viel beachtete juristische Aufarbeitung der #MeToo-Ära. Wegen der Coronavirus-Pandemie war der eigentlich für Mai 2020 geplante Prozess zuvor mehrfach verschoben worden. #MeToo-Begründerin Tarana Burke twitterte gleich nach der Verkündung des Urteils ein kurzes Video von einer tanzenden Frau mit dem Untertitel “Kannst du einen völlig neuen Tag fühlen?”.

Missbrauchsvorwürfe aus mehreren Jahrzehnten

Rund sechs Wochen lang hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung an dem Gericht vor Richterin Ann Donnelly die Missbrauchsvorwürfe gegen Kelly aus mehreren Jahrzehnten detailliert ausgebreitet, auseinandergenommen und ihre Argumente dargelegt. Dutzende Zeugen hatten sich zu Wort gemeldet und Hunderte Beweisstücke waren gesichtet worden.

Kelly sei ein Sexualstraftäter, hatte Anwältin Elizabeth Geddes für die Staatsanwaltschaft argumentiert und seine Verurteilung gefordert. Der Musiker sei selbst Opfer – von ausgedachten Geschichten und ausgeschmückten Erzählungen über Misshandlungen, hatte Kelly Anwalt Deveraux Cannick für die Verteidigung argumentiert. Kelly hatte nicht selbst ausgesagt, das Verfahren aber im Gerichtssaal verfolgt.

Erste Anschuldigungen gegen den 1967 in Chicago als Robert Sylvester Kelly geborenen Musiker wurden bereits vor rund 25 Jahren bekannt. 2008 stand er wegen des Besitzes von Bildern schweren sexuellen Kindesmissbrauchs vor Gericht – und wurde freigesprochen. Der Musik-Koloss schien unangreifbar auf seinem Pop-Thron – mit mehr als 50 Millionen verkauften Alben, mehreren Grammys und anderen Auszeichnungen gehörte er zu den erfolgreichsten Musikern des späten 20. Jahrhunderts.

Stars und Musiklabel distanzieren sich

Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation “Surviving R. Kelly” die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Stars distanzierten sich von ihm, zudem Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört.

Nach dem Urteil in New York drohen Kelly nun zudem noch weitere juristische Auseinandersetzungen: Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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8 Kommentare

  1. Die Jury habe eine “starke Botschaft” an Männer wie R. Kelly gesendet: “Egal wie lange es dauert, die Justiz wird euch kriegen.”

    Die Botschaft finde ich eher schwach, wenn er 25 Jahre lang nicht ernsthaft behelligt wurde.

    Genauso abartig wie der Täter sind jene Mittäter, die ihn so lange vor der gerechten Verfolgung geschützt haben und damit zugelassen haben, dass weiterhin unzählige Opfer missbraucht wurden. Auch hierzulande gibt es Aufholbedarf bei den Gesetzen und deren Durchsetzung.

  2. Im besten Deutschland, das es je gab, gibts für sowas eher eine Bewährungsstrafe. Zumindest wenn man Promi oder nicht Deutscher ist.

  3. Ich kriege es nie in den Kopf warum Männer, an denen eh die Frauen kleben wie die Motten am Licht, sich noch gewaltsam vergreifen müssen.

    • Es wäre besser, wenn sie sich niemals schuldig gemacht hätten. Und zwar für alle.

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