Donnerstag, März 28, 2024

Italienische Sozialdemokraten feiern »historisches Ergebnis« bei Kommunalwahlen

Bei den Kommunalwahlen in Italien gehen die Sozialdemokraten als Sieger hervor. Die PD-Kandidaten wurden in Mailand, Neapel, Bologna auf Anhieb zu Bürgermeistern gewählt.

Wien, 05. Oktober 2021 | Kandidaten aus dem Mitte-Links-Lager behaupteten sich beim ersten Wahlgang mit einer Mehrheit von über 50 Prozent in Mailand, Neapel und Bologna. In anderen Großstädten wie Rom, Turin und Triest schafften sozialdemokratische Bürgermeisterkandidaten den Zugang zur Stichwahl in zwei Wochen.

Roms Bürgermeisterin abgewählt

In der Hauptstadt Rom wird der nächste Bürgermeister erst in der zweiten Runde zwischen dem Mitte-Rechts-Kandidaten Enrico Michetti und seinem sozialdemokratischen Gegner, dem früheren Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri, entschieden. Nur auf Platz drei landete die amtierende Bürgermeisterin Virginia Raggi, die 2016 als erste Frau an der Spitze Roms gewählt worden war. Die Kandidatin der insgesamt bei den Kommunalwahlen schwächelnden Fünf-Sterne-Bewegung wurde damit abgewählt.

“Historisches Ergebnis”

Sozialdemokraten-Chef Enrico Letta sprach von einem “historischen Ergebnis”, der die Regierung von Premier Mario Draghi stärke. Seine Demokratische Partei (PD) habe dank eines engagierten Wahlkampfes auf lokaler Ebene gesiegt. “Wir haben gewonnen, weil wir die Einheit in den Vordergrund gestellt haben, sowohl die interne Einheit der PD, als auch jene im Mitte-Links-Lager”, kommentierte Letta.

Die Allianz mit der Fünf-Sterne-Bewegung in mehreren Großstädten zeitige Resultate und müsse konsolidiert und ausgebaut werden, erklärte der PD-Vorsitzende. “Man gewinnt, wenn man die Koalition erweitert. Wir haben gezeigt, dass die Rechte besiegbar ist. Die Mitte-Rechts-Allianz hat im Wahlkampf schwere Fehler gemacht”, sagte Letta.

Der Chef der in Rom ebenfalls wie die PD und die Fünf Sterne mitregierenden, rechten Lega, Matteo Salvini, bestritt, dass die Kommunalwahlen, zu denen ein Viertel der italienischen Wählerschaft aufgerufen war, ein Stimmungstest für die Konzentrationsregierung unter Ministerpräsident Mario Draghi sei. Die Bürgermeisterwahlen hätten nichts mit der Politik des Kabinetts in Rom zu tun.

Der Ex-Premier und Chef der kleinen Regierungspartei Italia Viva, Matteo Renzi, zeigte sich mit dem Wahlergebnis zufrieden. Seine Partei habe in mehreren Gemeinden besser als die Fünf-Sterne-Bewegung abgeschnitten, die im Parlament die stärkste Einzelpartei ist. “Unsere Stimmen waren in mehreren Fällen für den Sieg der Mitte-Links-Kandidaten entscheidend. In der Tat ist dies ein großartiger Tag. Das ist der Weg in die Zukunft”, erklärte Renzi.

Niedrige Wahlbeteiligung

Alle Parteien zeigten sich wegen der niedrigen Beteiligung besorgt. Fast jeder zweite Wähler blieb von den Urnen fern. Die Wahlbeteiligung lag bei 54 Prozent, so niedrig wie noch nie. “Die hohe Stimmenenthaltung bezeugt, dass unsere Demokratie in einer Krise steckt”, warnte die Chefin der oppositionellen Rechtsaußen-Partei Fratelli d’Italia (Fdl/Brüder Italiens), Giorgia Meloni. Lega-Chef Salvini übte Selbstkritik. “In vielen Städten hat die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme nicht abgegeben. Wir müssen konkreter sein, was das reale Leben angeht, nur so können wir die Wähler zurückgewinnen”, so Salvini.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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6 Kommentare

  1. Die Menschen Europas haben sicher bald genug vom gesellschaftsspaltenden Wirtschaftsliberalismus und Konservativismus. Es wird einen Trend hin zur sozialeren, eher gesellschaftlich einenden Politik der Sozialdemokratie geben, davon bin ich überzeugt.

    Aber die niedrige Wahlbeteiligung ist alarmierend und zeugt von einem extremen Vertrauensverlust der Wähler in die Politik. Erschütternd, aber nur konsequent, nach dem was uns Bürgern in den letzten Jahren im politischen Bereich gezeigt wurde.

  2. Die italienischen Wähler*innen stärkten die Regierung Mario Draghi. Da fällt mir nur der alte Spruch ein “Nur die allerdümmsten Kälber – wählen ihren Metzger selber”. Viel Glück, Italien.

  3. In der von Kurz präferierten Achse Rom (Salvini) – Berlin (Irgend jemand aus der CSU, Hauptsache gegen Flüchtlinge) bleibt nur noch er selbst übrig mit einem Land, das in seinem türkisen System kaputt ist.

    • So right.
      Wieso haben wir immer die ausbünde an den anderenhassern?
      Schon der schildermaler sorgte für das unglück des vorigen jahrhunderts.

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