Donnerstag, April 18, 2024

Pilotprojekt »Rote Box« – Stadt Wien verteilt gratis Binden und Tampons

Pilotprojekt »Rote Box«

Für Armutsbetroffene sind Periodenartikel wie Tampons oder Binden Luxusartikel und finanziell sehr belastend. Die Stadt Wien hat daher jetzt ein Pilotprojekt gestartet: Die „Rote Box“ wird vorerst an vier Standorten mit Perioden-Artikel zur freien Entnahme aufgestellt.

Wien, 06. Oktober 2021 | Menstruation ist immer noch ein Tabuthema und außerdem ganz schön teuer. Tampons und Binden kosten viel Geld. Viele Frauen und Mädchen können sich das nicht jeden Monat leisten.

„Sich während der Periode sicher zu fühlen, ist ein Grundbedürfnis“

Die Stadt Wien will daher mit einem Pilotprojekt der Periodenarmut entgegenwirken: In der „Roten Box“ im 20. Wiener Gemeindebezirk gibt es deshalb seit dem 01. Oktober 2021 gratis Binden und Tampons für alle, die sie brauchen. „Es ist ein Grundbedürfnis, sich während der Periode sicher zu fühlen. Jede Frau und jedes Mädchen in Wien soll Zugang zu Monatshygiene-Artikeln haben. Das Projekt ,Rote Box‘ bricht ein Tabu und bietet Mädchen und Frauen Unterstützung, wenn sie diese brauchen“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal.

Im Leben durchschnittlich 3.000 Euro

Rund 17.000 Tampons oder Binden braucht eine Frau im Schnitt im Laufe ihres Lebens. Doch der Zugang zu Periodenartikel ist regelrechter Luxus. Durchschnittlich gibt eine Frau im Laufe ihres Lebens dafür rund 3.000 Euro aus. Für viele menstruierende Menschen kann das eine finanzielle Belastung sein. Auch in Wien können sich viele die notwendigen Produkte nur schwer oder gar nicht leisten. Rund 20 Prozent der Frauen und Mädchen im 20. Bezirk sind armutsgefährdet.

Periodenarmut belastet physisch und psychisch

Viele Frauen und Mädchen, die von Periodenarmut betroffen sind – also sich Periodenartikel nur schwer oder gar nicht leisten können – greifen zu unhygienischen und oft gefährlichen Alternativen wie Stoffresten oder Klopapier. Das erhöht die Infektionsgefahr, belastet aber auch die Psyche. Aufgrund von Scham und mangelndem Zugang zu kostenlosen Angeboten, ziehen sich viele Betroffene zurück und isolieren sich während der Menstruation.

In Wien sollen Mädchen und junge Frauen mit all ihren Bedürfnissen ernst genommen werden, so Gemeinderätin Marina Hanke. “Wir wollen ihnen den notwendigen Raum zur Entfaltung geben und ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dass wir im Jahr 2021 immer noch so verklemmt über die Periode sprechen ist ein Problem, das Mädchen im Erwachsenwerden negativ beeinflusst. Umso wichtiger ist dieses Pilotprojekt: Es normalisiert den Umgang mit der Menstruation und entlastet Mädchen und Frauen”.

Vier Boxen in Brigittenau

An vier Standorten im 20. Bezirk können ab sofort kostenlose Binden und Tampons abgeholt werden. An jedem Standort gibt es “Rote Box”-Regale mit Perioden-Artikeln zur freien Entnahme. Bis Ende Jänner 2022 soll das Pilotprojekt dort rund 80.000 Tampons und 32.000 Binden für Frauen und Mädchen in Brigittenau zur Verfügung stellen.

1) Magistratisches Bezirksamt 20. Bezirk, Brigittaplatz 10, 2) MA 17 – Integration und Diversität, Jägerstraße / Ecke Pappenheimgasse, 3) Jugendzentrum BASE 20, Engerthstraße 78-80, 4) Verein SozialShop – Der Sozialmarkt in Brigittenau, Denisgasse 24 / Quelle: Stadt Wien / Karte: OpenStreetMap / Grafik: ZackZack

Die Perioden-Artikel wurden vom Österreichischen Drogeriefachhandel „BIPA“ gesponsert, um in einer ersten Phase den Piloten der Stadt Wien zu unterstützen.  Ziel sei es, die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen aus Haushalten mit niedrigem Einkommen besser kennenzulernen, um so Periodenarmut in Wien auch langfristig entgegenwirken zu können und das Thema Periodenarmut zu enttabuisieren.

„Bei diesem Pilotprojekt geht es um gesundheitliche Chancengerechtigkeit. Die Roten Boxen in der Brigittenau sollen das Thema sichtbar machen und einen unkomplizierten Umgang damit fördern”, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

(jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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4 Kommentare

  1. Seit Jänner 2020 wurde der Steursatz für Damenhygieneartikel von 20% auf 10% halbiert.
    Sinnvoller, weil hygienischer als im Freien aufgestellte “Boxen”, wäre es, die Steuern auf alle Hygieneartikel, dazu gehören auch Windeln, gänzlich zu streichen.

    Ich habe ein ambivalentes Gefühl bei den gratis aufgestellten Boxen. Die Aktion riecht sehr nach Wahlwerbung.

  2. Die Menschen brauchen keine Almosen, sie brauchen Einkommen. Dann wären solche Aktionen Sinnlos und Überflüssig. Genau so wie die Sozialmärkte.
    Aber wenn schon, dann wären gerade in diesen Bezirken Gratis Kondome Sinnvoll.

  3. Der Ludwig hat schon geniale Ideen. Gratis-Tampons für ganz Wien. Muss man dafür 2 G oder 1 G vorweisen können?

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