Freitag, April 19, 2024

Friedensnobelpreis geht an zwei Journalisten

Der Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, Dmitri Muratow, und die Chefredakteurin und Mitgründerin des philippinischen Nachrichtenportals „Rappler“, Maria Ressa erhalten den Friedensnobelpreis. 

Wien, 08. Oktober 2021 | Mit dem Friedensnobelpreis haben die Tage der Nobelpreis-Verkündungen ihren Höhepunkt erreicht. Das norwegische Nobelkomitee gab am Freitag die diesjährigen Preisträger bekannt. Die beiden Journalisten Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland erhielten den Preis für ihren „mutigen Kampf“ und ihren „Einsatz für die Bewahrung der Gedankenfreiheit als Voraussetzung für Demokratie und Frieden“, so die Vorsitzende des Komitees Berit Reiss-Andersen bei der Bekanntgabe in Oslo.

“Unabhängigste Zeitung Russlands”

Der Russe Dmitri Muratow ist Gründer und Chefredakteur der russischen, kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“. Muratow, der schon als Oppositioneller für die liberale Partei „Jabloko“ an Wahlen teilgenommen hatte, hatte sich zuletzt auch mit der Demokratiebewegung in Belarus (Weißrussland) solidarisiert. Er kritisierte in der Vergangenheit zudem öffentlich die Politik des Kreml auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Die Gegner der „Nowaja Gaseta“ reagierten mit Drohungen, Gewalt und Mord. Ihre Journalisten haben mehr als 60 Auszeichnungen erhalten, darunter einen Pulitzer-Preis.

Sechs Journalisten der Zeitung, darunter Anna Politkowskaja, die über den Krieg in Tschetschenien schrieb, wurden seit ihrer Gründung ermordet. Er widmete den Preis seinen ermordeten Kollegen. Muratow sagte, er werde einen Teil des Nobelpreises an die Stiftung „Circle of Kindness“ spenden, die Kindern mit schwer heilbaren und seltenen Krankheiten hilft.

Kritikerin von Duterte

„Ich stehe unter Schock.“, sagte Ressa in einer ersten Reaktion. Sie ist Geschäftsführerin der Online-Nachrichtenseite “Rappler”, die sich für Pressefreiheit auf den Philippinen einsetzt und als scharfe Kritikerin des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte bekannt. Im vergangenen Jahr war sie in einem Verleumdungsprozess zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Journalistin ging aber in Berufung und ist auf Kaution in Freiheit. Ressa, die in den vergangenen Jahren immer wieder vorübergehend verhaftet worden war, wies die Beschuldigungen als politisch motiviert zurück. Das US-Nachrichtenmagazin “Time” hatte sie 2018 zusammen mit anderen Journalisten als “Person des Jahres” geehrt.

Stellvertretend für alle Journalisten

Die beiden Journalisten stünden auch “für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal einsetzen in einer Welt, in der Demokratie und Pressefreiheit zunehmend gefährdet sind”, so Reiss-Andersen. Mit der Auszeichnung für Ressa und Muratow solle die Bedeutung des Schutzes der Meinungs- und Pressefreiheit weltweit unterstrichen werden. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) begrüßte die Auszeichnung für Ressa und Muratow und warnte zugleich vor Gefahren für den Berufsstand. Der Preis sei eine Hommage auf zwei Menschen, “die für alle Journalisten weltweit stehen, die für das Recht auf Information Risiken eingehen”, sagte Christophe Deloire, Generalsekretär der Organisation in Paris.

 (nb/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Nura Wagner
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3 Kommentare

  1. Das Kreml-freundliche Medium RT DE schreibt:

    Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, gratulierte Muratow zur Verleihung des Friedensnobelpreises. Der Kremlsprecher sagte, Muratow sei talentiert und mutig, und die Verleihung des Nobelpreises sei eine Anerkennung seiner Arbeit.

    Auch Vertreter der russischen Opposition standen der Verleihung des Friedensnobelpreises an Muratow trotz der liberalen Ausrichtung der Nowaja Gaseta skeptisch gegenüber. Viele wiesen darauf hin, dass der russische Oppositionsaktivist Nawalny, der jetzt im Gefängnis sitzt, den Preis viel mehr verdient hätte als der Chefredakteur der Nowaja Gaseta.

    https://de.rt.com/russland/125461-friedensnobelpreis-fur-dmitri-muratow-lob-und-kritik/

  2. Die beiden Journalisten stünden auch “für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal einsetzen in einer Welt, in der Demokratie und Pressefreiheit zunehmend gefährdet sind”…….

    Aha, dann also für eine Hand voll Kollegen…..denn mit Meinungsfreiheit hat heutiger Journalismus nur noch selten zu tun, und wenn dann auch oft nur in Spurenelementen…..

    Hätte gerade noch gefehlt, dass sich alle Journalisten als Friedens-Boten bestätigt fühlen, Kämpfer für die Demokratie usw…..

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