Donnerstag, März 28, 2024

Billa steckt hinter umstrittener »Nicht gebraucht«-Kampagne

Das ist ein Unterüberschrift

Die gelben Werbeplakate mit Aufschriften wie “Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht” sorgten die letzten Tage für Wirbel. Jetzt ist bekannt: Billa ist für die Kampagne verantwortlich.

Wien, 13. Oktober 2021 | Hinter jener Plakatkampagne, die zuletzt für Aufsehen und Kritik vor allem von Behindertenverbänden gesorgt hat, steht der Lebensmittelkonzern Billa , wie “Heute” zuerst berichtete. Das Unternehmen outete sich via Twitter als Urheber. Man habe mit der Teaser-Kampagne bewusst Vorurteile thematisiert, die “ungerecht, diskriminierend sind und wütend machen”, hieß es.

“Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht”

“Durch diese Irritation lenken wir bewusst auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen”, betonte der Konzern. Noch immer sei es so, dass diese Personengruppe, genauso wie ältere Personen und Jugendliche, am meisten von Arbeitslosigkeit und tagtäglichen Vorurteilen betroffen seien. “Dagegen gilt es aufzutreten”, wurde bekräftigt. Für Billa seien Alter, fehlende Matura oder Behinderung kein Hinderungsgrund bei der Aufnahme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die Plakate, die in einigen Städten – unter anderem in Haltestellenhäuschen in Wien – affichiert waren, sorgten für teils erboste Reaktionen. Slogans wie “Mit einer Behinderung wirst du NICHT gebraucht” waren da etwa zu lesen. Dies hatte auch Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kritisiert. Er stelle sich mit aller Deutlichkeit gegen diese diskriminierende, verletzende und potenziell re-traumatisierende Werbung, betonte er.

Behindertenorganisationen hatten sich bereits am Montag an die Öffentlichkeit gewandt. So sprach etwa das Beratungszentrum “Bizeps” von einer “kalkuliert widerlichen Provokation”. Bizeps-Vertreter Martin Ladstätter warnte: “Das, was Menschen ohnehin schon denken, wird bestätigt und brennt sich durch täglichen Sichtkontakt weiter ein. Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren.” Bizeps hat unter anderem Beschwerde beim Österreichischen Werberat eingebracht.

Kampagne ein “No-Go”

Wie Ladstätter der APA am Mittwoch mitteilte, hat sich Billa nun mit einem Schreiben an Bizeps gewandt. “Wir möchten uns ausdrücklich bei allen entschuldigen, die diese Kampagne als diffamierend wahrgenommen haben”, heißt es darin. Das sei jedoch keine Entschuldigung, hob der Bizeps-Vertreter hervor: “Leider haben es die Verantwortlichen bei Billa bisher noch immer nicht verstanden. Ihre diskriminierende Kampagne auf Kosten verschiedener Gruppen von Menschen – darunter auch Menschen mit Behinderungen – musste aufgrund der heftigen medialen Reaktionen sofort gestoppt werden.”

Billa lüftete schlussendlich das Geheimnis und gab sich als Urheber der Plakat-Kampagne zu erkennen. / Foto: APA

Man erwarte von der Geschäftsführung des Unternehmens eine “ordentliche, öffentlich wahrnehmbare Entschuldigung” und das Eingeständnis, dass hier schwere Fehler gemacht worden seien: “Für einen Werbegag und eine Imagekampagne die Menschenwürde verschiedener Gruppen zu attackieren, sollte für ein verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ein No-Go sein.”

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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21 Kommentare

  1. Billa und andere lieben Arbeitskräfte vom Rand der Gesellschaft ganz besonders.
    Die einen arbeiten um einen Hungerlohn und die anderen bringen reichlich Förderungen der öffentlichen Hand mit.

  2. Keine Sekunde habe ich beim ersten Anblick dieses Plakates daran gezweifelt, dass es sich hierbei um eine kritische Aktion handelt, und nicht um die Diffamierung Behinderter.

    Bin ich da etwa der Einzige, der hier korrekt zwischen den Zeilen gelesen hat?

    Unfassbar auf was die Berufsempörten schon alles hereinfallen.

    • Negativ Werbung ist eben die beste Werbung.
      Und Schwupp, Billa ist in aller Munde!

      • Klar. Wenn man mit einem guten Denkanstoß auch noch Werbewert generiert, dann hat endlich einmal ein Werbefuzzi etwas richtig gemacht.
        Ich halte Billa nicht für einen Helden des Anstands. Aber diese Werbe-Aktion finde ich gut. Denn auch wenn nach außen die Inklusion gepredigt wird, wird parallel der Korridor immer enger.

        • Bin mir da nicht so sicher, ob es sich bei dieser Aktion um das heldenhafte Engagement von Billa für Inklusion handelt – es ist halt heutzutage auch so ein Aufhänger wie, Klima, Gendern, regionale Produke, Tierleid, …
          Bitte nicht falsch verstehen, das sind alles wichtige Themen, aber wenn ich mich so umsehe, sind es oft genau jene, die das so groß einfordern und dann bei Amazon bestellen und sich die fettesten Autos auf Pump kaufen, oder sich mit Markenartikel profilieren müssen.
          Die Werbefuzzis wissen genau, wie sie die ferngesteuerten Kunden ködern.

          Mit diesen Sozialthemen fühlen sich die Leute, denen es nie ermöglicht wurde, ihr eigenes Hirn einzusetzen, eben gut, wenn sie auf den “richtigen Zug aufspringen”

    • Ich stimme Ihnen zu.
      “Durch diese Irritation lenken wir bewusst auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen”,
      Genauso habe ich es verstanden.

  3. Billa ist ein Dreckskonzern. Im Billa am Rochus tragen die Mitarbeiter folgende Namensschilder:
    Milena
    20 Stunden Teilzeitkraft

    Josefa
    Kassamitarbeiterin

    Josef
    20 Stunden Teilzeitkraft

    usw.

    Wie gesagt, Dreckskonzern

    • Aber am 8.12. habe sie die Geschäfte zu,werben dann damit,daß sie ja so sozial sind,ihren Mitarbeitern und deren Familien den 8.12. als Feiertag “schenken”.

      Die Wahrheit ist,daß Billa viele kleine Filialen hat,nicht in den großen Einkaufszentren vorhanden ist,im Prinzip in Filialen enorm drauf zahlen würden,wenn sie öffnen würden.

      Also stellt man sich hin und sagt,wir lieben unsere Mitarbeiter,wir gönnen ihnen den Feiertag,nein,sie lieben nur ihre Umsätze und wissen,daß sie mit wenig Umsatz,Feirtagszugschlag enorm drauf zahlen würden.

      Anders schaut es bei Bipa aus,gehört auch zu dem Rewe Konzern,Bipa Mitarbeiter sind ihnen sehr viel mehr wert,wenn sie arbeiten,die dürfen am 8.12. arbeiten,klar,Bipa hat große Filialen gut gelegen in vielen Fußgängerzonen,in Einkaufszentren extrem vorhanden.

      Menschen kaufen halt am 8.12. mehr Geschenke,als was zum Essen,Billa macht Minus,Bipa macht so richtig Plus,da zählen die Mitarbeiter und deren Familien einfach nichts mehr.

      Na ja,Rewe,Deutschland……..sonst noch Fragen? Von denen kam noch nie was Gutes.

  4. Klar, das ist schon sehr kühn. Und Billa bereut es wahrscheinlich. Ich finde es aber ganz gut, weil eben provokant. Sonst redet Keiner darüber!

    Wie wäre es als Nächstes mit folgendem Slogan: “Österreich den Österreichern, Ausländer raus. Rassismus ist gut!”. Ich hatte vor einiger Zeit mal eine Diskussion, wo jemand Stein und Bein geschworen hat, dass es bei uns keinen Rassismus gibt. Dass Rassismus in fast ganz Europa immer wichtiger und stärker wird, ist den meisten Leuten egal. Trifft ja nicht sie.

    Ein reales anderes Bsp. ist eine Werbekampagne eines Bestattungsunternehmens, dass dazu auffordert, dass man sich nicht gegen Covid 19 impfen lassen soll. Die Impfung ist schlecht für ihr Geschäft.
    https://edition.cnn.com/2021/09/21/us/covid-vaccine-billboard-funeral-home-ad-agency-trnd/index.html
    Und ja, das ist so wie die Billa-Werbung sarkastisch gemeint. Und sie hatten Erfolg. In der Stadt ist die Impfquote kurzfristig deutlich gestiegen. Die Menschen haben den Sarkasmus erkannt.

    • Die bereuen gar nix, sind in aller Munde, von allen Medien wird rausgetragen von wem die Kampagne ist. Weshalb ist einem großen Teil der Leute dann nach kurzer Zeit sowieso egal. Ziel erreicht, viel mehr Leute haben davon mitbekommen.

  5. “Mit einer Behinderung wirst Du gebraucht.” Frage: Nimmt REWE nun alle türkisen Familienmitglieder auf?

  6. Machte nicht vor Kurzem auch Amazon Werbung damit, das beeinträchtigte Menschen herzlich willkommen seien oder Migranten usw.? Und dann stellen wir uns als soziales Unternehmen ins Rampenlicht weil wir als Ausbeuter verschrien sind und unser Image aufpolieren wollen.

    • Jö Card
      Durch diesen Pseudo Vorteilsclub hat Billa auch unter den Kunden eine Zwei Klassen und Zwei Preise Gesellschaft unter seinen eigenen Kunden geschaffen!
      Bis heute haben sich die zuständigen Institutionen nicht gegen diese Praxis, mittlerweile auch bei den meisten Mitbewerbern betrieben, gestellt. Ohne Gutschein oder Mitgliedschaft in einer Datenkrake finanzieren die Nicht Mitglieder die Rabatte der willfährigen Idioten!
      „Jö schau, a so a Sauerei!“

    • Statt einem Feigenblatt nimmt man heute einen Rollstuhl. Die ganzen REWE Nachhaltigkeitsschmähs kennt eh ein jeder.

      • Darum ist Lampert, der Initiator von Ja-Natürlich auch zum Hofer gegangen. Zurück zum Ursprung!

  7. Für Billa seien Alter, fehlende Matura oder Behinderung kein Hinderungsgrund bei der Aufnahme von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

    Dieser Satz ist irgendwie interessant.

    Aber das ist irgendwie gar nicht so gut, im zweiten Blick.

    • Na das is ja wohl eine Sauerei! Was kommt als nächstes, ein HH auf einem Plakat, und nachher sagt man, wir stellen auch Juden ein, Hauptsache Provokation, scheinheilig als “Gedankenanstoß” verkauft? Billa sorgt also dafür, dass die Gesellschaft besser wird? Kotzkübel! Davon abgesehen dass ich mit keinem Wort persönlich glaube, dass es mehr geschützte Arbeitsplätze bei REWE gibt als in anderen Großkonzernen. Billa verliert grad Geschäft und Image, Spar ist beliebter, und mit dieser vgl. Trumpmethode will man mE Aufmerksamkeit generieren, um jeden Preis, im Gegensatz zu den “Bienen” allerdings können sich Behinderte gegen diese Benutzung wehren! Immerhin beweist Billa, dass Behinderte als Werbemittel zu gebrauchen =missbrauchen sind!

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