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Gut gemacht, Pam! – Kommentar

Kommentar

Die Lorbeeren für den Kurz-Sturz gehören Pamela Rendi-Wagner, Beate Meinl-Reisinger, Herbert Kickl und sieben grünen Abgeordneten. Von allen Beteiligten hatte Rendi-Wagner den schwierigsten Job.

Peter Pilz

Wien, 13. Oktober 2021 | „Ich bleibe!“ Die Antwort von Sebastian Kurz drückte große Sicherheit aus: „Ihr könnt durchsuchen und beschlagnahmen, was ihr wollt. Ihr könnt mich beschuldigen und ihr könnt mir den Buckel runterrutschen.“ Kurz wusste, dass sein Vizekanzler auch weiter im Beiwagerl mitfahren würde.

Ein paar Tage später verkündete Kurz seinen Rücktritt. Wer hat das bewirkt? Die Hofberichterstattung hat eine einfache Antwort: „Werner Kogler“. Es ist kein Geheimnis, dass die Antwort falsch ist.

Die glorreichen 10

Die Lorbeeren für den Kurz-Sturz gehören Pamela Rendi-Wagner, Beate Meinl-Reisinger, Herbert Kickl und sieben grünen Abgeordneten. Sie machten Kurz und Kogler gemeinsam klar, dass es bei der geplanten Sondersitzung am letzten Dienstag eine Mehrheit für den Misstrauensantrag gegen Kanzler Kurz geben würde.

Von allen Beteiligten hatte Rendi-Wagner den schwierigsten Job. Sie musste erklären, warum sie zum ersten Mal mit der FPÖ gemeinsame Sache machen würde. Ihr Vorschlag, eine Übergangsregierung zur Wiederherstellung von Rechtsstaat und Pressefreit zur Vorbereitung fairer Neuwahlen mit allen Parteien außer der ÖVP zu bilden, traf den Kern. Der Misstrauensantrag gegen Kurz bekam damit im Gegensatz zu dem vor zwei Jahren eine Perspektive.

Die Initiative von SPÖ, Neos und FPÖ trug sofort Früchte. Als Werner Kogler kurz nach Ausbruch der Hausdurchsuchungs-Krise in seinen Parlamentsklub kam, saßen dort schon sieben Abgeordnete, die sich entschieden hatte: Sie würden den Misstrauensantrag unterstützen. Damit war der Kurz-Sturz besiegelt. Kogler hatte nur noch die Chance, seinen eigenen Kopf zu retten. So erlebte Sebastian Kurz zum ersten Mal, wie das ist, wenn man fallengelassen wird, wenn man dem Partner zur Last wird.

Häuslberichterstattung

Dann folgte der türkise Maskenball. Kurz installierte seinen Außenamts-Sprecher als Bundesstrohmann und setzte sich selbst als Klubkanzler ins Parlament. Von dort aus will er seinen Endkampf um die Macht führen.

Werner Kogler selbst gibt mit roten, pinken, blauen und ein paar grünen Federn am Kopf den Kurz-Killer. Die ÖVP unterstützt aus dem Hintergrund die Kogler-Fabel, weil sie so eines erreicht: Die Grünen bleiben im Beiwagerl, ohne Lenkrad, wie das die Konstruktion vorsieht. Den Kurs bestimmen nach wie vor Kurz, Blümel, Nehammer und Sobotka.

Die Hofberichterstatter, die sich vier Jahre als Kurz-Claque die Finger wundgeklascht haben, schreiben das jetzt zur Niederlage der SPÖ-Chefin um. Sie wissen, dass sie lügen. Aber sie finden längst nichts mehr dabei. Vielleicht sollten wir das „Hof“ aus ihrer Berufsbezeichnung durch „Häusl“ ersetzen. Das würde der Wahrheit dienen.

Titelbild: APA Picturedesk

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