Montag, März 18, 2024

Ist das der ehrlichste Mensch der Welt? Teenager in Liberia findet Vermögen und gibt es zurück

Ist das der ehrlichste Mensch der Welt?

Er ist bitterarm. Doch als er ein Vermögen auf der Straße findet, tut Emmanuel Tuloe alles, um es seiner Besitzerin zurückzugeben.

Monrovia, 19. Oktober 2021 | Es war ein Wendepunkt im Leben des 19-jährigen Emmanuel Tuloe: Letzte Woche fand der Jugendliche, der als Motorradtaxifahrer arbeitet, ein Plastiksackerl mit 50.000 Dollar auf der Autobahn. In seinem Heimatland Liberia ist das ein gewaltiges Vermögen. Laut Weltbank lebt fast die Hälfte der Bevölkerung des westafrikanischen Landes von weniger als 1,90 Dollar am Tag. Auf österreichische Verhältnisse umgelegt, wäre der Fund gut 2 Millionen Euro wert. Wie viele seiner Landsleute ist Tuloe bitterarm. In der siebenten Klasse musste er die Schule verlassen, um Geld für die Familie zu verdienen. Doch statt das gefundene Geld zu behalten, gab Tuloe es seiner Besitzerin zurück.

Tante passte auf das Geld auf

“Ich war erschrocken, weil es so viel war” sagte Tuloe zu Associated Press. “Also nahm ich es mit nach Hause und gab es meiner Tante zum Aufpassen, bis der Besitzer sich meldet.” Noch am selben Tag trat Musu Yancy, eine liberische Geschäftsfrau, im Radio auf und bat inständig, ihr das Geld zurückzugeben, falls es gefunden würde. Genau das tat Tuloe. Liberias Präsident George Weah lud Tuloe, der über Nacht zum Nationalhelden wurde, ein, um ihn mit dem höchsten Orden des Landes auszuzeichnen. Tuloe sagt, er wolle mit dem Präsidenten über seine Ausbildung sprechen – der Taxifahrer möchte wieder zu Schule gehen. Weah sagte dem jungen Mann ein Stipendium für eine Ausbildung seiner Wahl zu – finanziert von Weah und seiner Familie. Außerdem schenkte er Tuloe zwei Motorräder.
Präsident Weah wuchs selbst in einem Slum in Monrovia auf. Er wurde Fußballstar und Volksheld. Von seiner Präsidentschaft versprachen sich viele Menschen in Liberia ein besseres Leben. Doch heute sieht sich Weah mit Korruptionsvorwürfen und Protesten konfrontiert. Die Beliebtheit des Präsidenten leidet besonders unter der grassierenden Armut. Vor allem seit einer Ebola-Epidemie, die von 2014 bis 2016 in dem Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern wütete, geht es mit Liberia wirtschaftlich bergab.

Eine Matratze für die Großmutter

Nicht alle in Liberia verstehen Taxifahrer Emmanuel Tuloe. Viele seiner Freunde würden ihn verspotten, sagt der junge Mann. Er würde nun ewig arm bleiben. Seine Taxifahrerkollegen wollen ihm nicht mehr helfen, wenn er Schwierigkeiten bei der Arbeit hat. Tuloe sei an seiner Lage selbst schuld, sagen sie. Die Besitzerin des Geldes, Musu Yancy, übergab dem Finder Geschenke im Wert von 1.500 Dollar, darunter eine Matratze zum Schlafen – keine Selbstverständlichkeit in Liberia. “Die bekommt meine Großmutter”, sagt Tuloe.
(tw)

Titelbild: APA Picturedesk

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12 Kommentare

  1. Großen Respekt vor solchen Menschen.
    Wohltuend so etwas zu lesen in Zeiten wo die meisten von Gier und Neid geblendet sind.

  2. Ok, fassen wir mal zusammen. Ein Slum-Bewohner, der sich nicht mal eine Matratze leisten kann, findet 50000 Dollar, die eine Geschäftsfrau einfach so liegen gelassen hat. Ist ja schließlich ganz normal, 50000 in einem Sackerl in einem Land wie Liberia herumzuschleppen und dann so unachtsam zu sein, um es einfach zu verlieren. Oder ist Liberia so ein reiches Land, dass man 50000 USD wie Kleingeld durch die Gegend schleppt, das einem schon mal einfach so aus der Tasche fallen kann. Nachdem der Slum-Bewohner zufälligerweise den Radiosender genau zu jener Zeit hörte, als der Aufruf gesendet wurde, vermutlich mit seiner neuen HiFi-Anlage, hat er vermutlich sein iPhone gezückt um beim Sender durchzuklingeln. Klingt eigentlich ganz logisch. ^^
    Erinnert mich übrigens an all die herzzerreißenden Geschichten von all den Flüchtlingen, die 2015 praktisch im Wochentakt Vermögen gefunden haben, die sie ihrem Besitzer zurückgegeben haben. Gut, dass auch immer gleich ein Kamerateam zur Stelle war ^^

    • In jedem noch so bitterarmen Staat ist das oberste Prozent irgendwas zwischen wohlhabend und sehr reich. Sei es durch geschützte Import-Export-Lizenzen, Korruption oder schlichtweg Diebstahl von internationalen Hilfsgeldern.
      In Ländern wie Liberia wird wegen der fehlenden Finanz-Infrastruktur nahezu alles bar bezahlt.
      Auch ein Container mit 30.000 T-Shirts aus Asien (nur als Beispiel).

      In einemhaben Sie aber vollkommen recht: Diese Lügerei von 2015 und danach macht es sehr schwierig auch nur irgendwas zu glauben.
      Außer … ja außer man liebt betreutes denken ….

    • Nun, es soll auch anständige Menschen geben.
      1. Vielleicht wurde der Aufruf mehrmals gesendet.
      2. Ein Radio kann sich auch jemand leisten der arm ist. Gerade als Taxifahrer, der vielleicht auf Kundschaft wartet ist es angenehm ein wenig Musik zu hören.
      3. Auch in Österreich war es lange usus Geschäfte mit dem Plastiksackerl zu machen. Mein Vater hat in den 70er Jahren fast ausschließlich große Bargeldbeträge erhalten oder eben geleistet. Damals halt im Konsum-Sackerl 😉

  3. Bei der ÖVP (und etlichen Mitbewerbern) wäre das eine schwere Charakterschwäche und würde zum Parteiausschluss führen.

    So ehrlichen Leuten kann man einfach nicht trauen …

  4. Und die Welt wurde ein kleines Stückchen besser, großartig!
    Hoffentlich wird es auch in Österreich heller!

  5. Thumbs up, junger mann.
    Er ist ehrlicher als die, die bei der polizei im bgld zigtausende € gestohlen haben.
    Ihr hättet euch an diesem ehrlichen finder ein beispiel nehmen sollen.
    Ich wünsche ihm viel gutes in seinem weiteren leben.

  6. Noch die Eafoahrungan da ledsdn Wochn is die Story a ächte Woihtåt….es gibt do no eahliche Menschn

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