Donnerstag, April 25, 2024

Wirecard: Möglicher BND-Link zu Ex-ÖVP-Leuten wird zum Staatsgeheimnis

Das deutsche Innenministerium will aus „Staatswohlgründen“ keine Auskunft über eine mögliche Kooperation des BND mit Österreichern aus dem Wirecard-Umfeld geben. Es geht um Ex-Mitarbeiter der ÖVP-Minister Strasser und Spindelegger.

 

Wien, 20. Oktober 2021 | Gab es eine Zusammenarbeit des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) und Ex-ÖVP-Leuten aus dem Wirecard-Umfeld? Das will das Berliner Innenministerium (BMI) nicht sagen. Aus „Staatswohlgründen“, wie es in einer Antwort an Fragesteller Axel Troost (Die Linke) heißt.

Es geht um Ex-Spindelegger-Mann K. und die ehemaligen Vertrauten von Ernst Strasser, U. und G. Interne Dokumente geben Aufschluss über deren Verbindungen zur Milliarden-Luftblase Wirecard. „Diese Personen unterhielten Verbindungen zu Herrn Marsalek und tauchen immer wieder im Rahmen nachrichtendienstlicher Bezüge auf“, so Fabio de Masi, der für die Linken im Wirecard-U-Ausschuss so einiges aufdeckte.

De Masi sicher: „Bundestag wurde angelogen“

Eine mögliche BND-Zusammenarbeit mit den drei Beratern wird jetzt de facto zum Staatsgeheimnis erklärt. So hält das Berliner BMI fest, dass eine Kooperation mit Unternehmen und Personen „im Hinblick auf die künftige Erfüllung des (…) gesetzlichen Auftrages“ besonders schützenswert sei. Eine Offenlegung würde „das Ansehen von und das Vertrauen in den BND erheblich schädigen“. Würde die Regierung die Informationen freigeben, „so wäre zu befürchten, dass Kooperationspartner ihrerseits die Vertraulichkeit nicht oder nur noch eingeschränkt wahren würden.“ Aus all dem leite sich aber nicht ab, dass eine „Kooperation mit den angefragten Personen, Unternehmen bzw. deren Vertretern bestand oder besteht“, heißt es vonseiten des Innenministeriums in Berlin.

Auffällig: Für alle anderen Sicherheitsbehörden, etwa dem Verfassungsschutz, schloss das BMI eine Kooperation ausdrücklich aus. Warum nicht auch für den BND? „Die Antwort lässt tief blicken“, so De Masi. „Hätte der BND damit nichts zu tun, hätte die Bundesregierung dies schlichtweg verneint“, sagt er zu ZackZack. Die Bundesregierung habe gegenüber dem Wirecard-U-Ausschuss in der Vergangenheit immer wieder behauptet, „der BND habe keine Erkenntnisse zu Marsalek und seinem Umfeld gehabt. Offenbar will die Bundesregierung diese Floskel nicht aufrechterhalten, wenn es konkret wird.“

Der künftige Bundestag könnte ihm zufolge gezwungen sein, einen weiteren U-Ausschuss zum Komplex aus Geheimdiensten und Wirecard einzusetzen. Die Mauer des Schweigens will er nicht akzeptieren: „Ich bin mir mittlerweile sicher, das Parlament wurde angelogen. Die Nachrichtendienste stehen aber nicht über dem Gesetz. Ich bin kein Bittsteller gegenüber dem BND. Abgeordnete sind im Zweifel der Dienstherr!“

Wirecard, das ÖVP-Umfeld und lukrative Aufträge

Wer sind die drei Ex-ÖVPler, die im Fokus des Bundestags stehen und zuletzt mehrfach Aufträge von österreichischen Ministerien bekommen haben? U. war als Vertrauter von Ex-Innenminister Strasser einer der Gründungsarchitekten des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) gewesen. Seine Firma war für Wirecard aktiv: 25.000 Euro gab es für „Social-Media-Beratung“, wie aus internen Dokumenten hervorgeht. Den Vertrag schloss U. direkt mit dem mittlerweile inhaftierten Wirecard-Boss Markus Braun und seinem flüchtigen Vorstandskollegen Jan Marsalek.

Neben U. kommt auch G. aus dem Stall Strassers. Im Wirecard-U-Ausschuss führte Marsaleks Assistentin aus, G. habe für seine Firma „Rechnungen namentlich an meinen Chef (Marsalek, Anm.), die auch über mich gingen, zur Freigabe“ ausgestellt. G. soll auch ein Treffen mit Marsalek, Bundesheer-Brigadier Gustav Gustenau und dem deutschen Migrationsexperten Kilian Kleinschmidt 2018 in München organisiert haben. Es ging um ein „Aufbauprojekt in Libyen“ – ein Marsalek-Tarnprojekt für eine Terrormiliz, wie Experten unisono vermuten. Die türkisblaue Regierung, mit der Marsalek bestens vernetzt war, brachte G.s Firma indes eine mindestens sechsstellige Summe an Steuergeldern. Dabei ging es etwa um ein Konzept für ein „Trainingszentrum für Terroreinsatzlagen“. Ein Zusammenhang mit der Libyen-Causa? Laut Auftraggeber Verkehrsministerium angeblich nicht.

Auch K. ist Teil der Linken-Anfrage ans Berliner BMI. Der Ex-Mitarbeiter von Kurz-Ziehvater Michael Spindelegger ist auch heute noch mit dem Ex-Vizekanzler verbunden. Im Auftrag der Personalberaterfirma Spencer Stuart betrieb K. Headhunting für Wirecard. Welche Aufträge hat K. noch ausgeführt? Sein Ex-Chef von Spencer Stuart gab sich gegenüber ZackZack äußerst wortkarg. Er wolle keine Informationen über K. weitergeben – und legte sofort auf. K. selbst war etwas transparenter: Eine Zusammenarbeit mit deutschen Sicherheitsbehörden und dem BND könne er „mit Sicherheit“ ausschließen.

NEOS-Anfrageserie im Anmarsch

Derweil waren weder U. noch G. für eine Stellungnahme erreichbar. Es meldete sich allerdings ein bekannter Anwalt, der praktischerweise gleich beide vertritt. Es bestehe an seinen Mandanten kein öffentliches Interesse, im Übrigen könne man sowohl für U. als auch für G. „eine Zusammenarbeit mit dem BND in dem von Ihnen angefragten Zeitraum ausschließen.“

Die deutsche Geheimsache ist mittlerweile auch in Österreich angekommen, was dem Anwalt G.s und U.s missfallen dürfte. Denn die NEOS planen eine Anfrageserie – „betreffend Ministeriumsaufträge für ehemalige Mitarbeiter von Ex-ÖVP-Innenminister Ernst Strasser mit fragwürdigen Verbindungen zu Wirecard und BVT“, wie es wörtlich heißt. Stephanie Krisper und Co. wollen wissen, welche und wie viele Aufträge an Ex-Strasser-Leute gingen. Wie gingen die jeweiligen Entscheidungsprozesse im Detail vonstatten? Wer traf die Entscheidungen? Bestanden in der Vergangenheit Geschäftsbeziehungen zwischen dem jeweiligen Ressort und der Wirecard AG? All das werden jetzt mehreren Ministerien beantworten müssen. Eines ist aber jetzt schon sicher: der Fall ist durch die erneute parlamentarische Behandlung weiterhin von öffentlichem Interesse.

(wb)

Titelbild: APA Picturedesk

Ben Weiser
Ben Weiser
Ist Investigativreporter und leitet die Redaktion. Recherche-Leitsatz: „Follow the money“. @BenWeiser4
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28 Kommentare

  1. Kannst ned erfinden:

    Der Gaysalbte nimmt sich Grasser-Anwalt Ainedter.

    DAS läßt tief blicken.

    Uiuiuiuiuiuiiiiiii

  2. Ulmer hat als damaliger Kabinettschef von (Fußfessel)Strasser monatlich 10.000.-EUR von Marsalek erhalten, um Wirecard in Österreich salonfähig zu machen. Strasser hat als Innenminister so nebenbei 100 Firmen gemanagt, der wahre Innenminister war (bevor ihn Kickl als neuer Innenminister sofort geschasst hat) immer schon, der vom Onkel Erwin sozialisierte Kloibmüller. Der dann auch wieder in NÖ mit Sonderverträgen unter die Fittiche der Altschwarzenmafia genommen wurde. Alles in Allem ein Sammelsurium von inkompetenten, schwer korrupten und bigotten Lemuren, die auf Knopfdruck funktionieren. Mit diesen Leuten ist es für Nachrichtendienste eine Freude zu arbeiten, bzw. diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Vor Strafverfolgung müssen sie sich nicht fürchten, da der Justiz in diesen Fällen die Hände gebunden sind.
    Im Politsprech heißt das dann Staatsraison…
    Gute Nacht Österreich!

  3. Das ist genau dieser Staat im Staat, der wenn man ihn erwähnt, augenblichklich die Punzierung “Verschwörungstheoretiker” einbringt.

  4. Es wird vieles davon abhängen, was der BND an Infos freigibt und was die neue deutsche Bundesregierung freizugeben erlauben wird. Auch für die österreichischen Aufdeckungen.

    Wenn ein Nachrichtendienst an etwas dran ist, dann wird man schwer alles aufdecken. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Dass Österreich schon wieder mal wo drin ist, wo Sauerei draufsteht, das macht mich missmutig. Danke für die Informationen dazu, mit all dem andern ergibt sich schon ein Bild für eine Netzwerkanalyse.

    Die US-Republikaner brauchen Brückenköpfe in Europa. Und da vermute ich die türkise ÖVP einen gewichtigen dabei.

  5. Die schwarzen Ex-Minister incl. der amtierenden:
    Unholde, wie man sie besser nicht beschreibt. Dass sie aber auch deutsche Politik in Erklärungsnotstand bringen, das ist stark? Eigenartig: Es gibt noch keine Unholdinnen?

    • … und von ihnen auch keine Penis Pics. Die korrupte Türkis/Schwarze Partie blieb unter sich. Höchst professionell und kriminell!

  6. Uiii…I glaub, bei da ÖVP brennt ned nua da Huat. Do stähd scho die gaundse Montua in Flaumman

  7. also war strasser doch ein geheimagent. ich schäme mich dafür ihm nicht geglaubt zu haben. hoffentlich wird er vollumfänglich rehabilitiert

  8. Und immer wieder Steuergeld. Immer wieder Steuergeld. Gibt es eigentlich noch Unternehmer mit Kontakten zur Politik, die auf eigenes Risiko arbeiten?

  9. grauenhaft! Widerwärtig! Wir – damit meine ich gewisse Personen hier in Österreich – brauchen uns nicht über Belarus, Brasilien, Nordkorea, Sizilien und andere korrupte Staaten aufregen! Einfach nur grauslig und schrecklich! Und dafür zahl ich Steuern und versuche einen angemessenen Lebenswandel zu haben. Wie dämlich bin ich überhaupt?

    • Man schickt den Hanger und der erklärt allen,daß das alles sowas von unrgeecht ist,eine große Verschwörung,Hanger macht das schon.

  10. Bin ja schon gespannt ob die Abrissbirne aus Niederösterreich auch in die Wirecard Sache verwickelt ist.

  11. wer weiss, was da noch kommt.
    wir halten dem övp-ua ganz fest die daumen.

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