Samstag, April 20, 2024

Aus für »Meinl-Mohr« – Neueröffnung am Graben mit neuem Logo

Neueröffnung am Graben mit neuem Logo

Nach sechs Monaten Umbau öffnet der Meinl am Graben nun wieder seine Pforten. Im Zuge der Sanierung wurde auch das Logo einer “Verjüngungskur” unterzogen.

Wien, 21. Oktober 2021 | Der Meinl am Graben sperrt wieder auf. Am Freitag öffnen sich die Tore des neugestalteten Luxus-Greißlers. Dieser wurde um 7 Millionen Euro grundlegend saniert.

Altes Motiv “nicht mehr zeitgemäß”

Neu ist auch das Logo. Meinl zeigt künftig nur mehr die traditionelle Fez-Kopfbedeckung. Der immer wieder umstrittene Mohrenkopf ist Geschichte. Das Motiv sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, betonte Herbert Vlasaty, einer der beiden Geschäftsführer der Julius Meinl am Graben GmbH, am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Der neue Markenauftritt setzt nun auf den bekannten Meinl-Hut, der auf petrolfarbenen Hintergrund präsentiert wird.

Fast 100 Jahre lang war der “Meinl-Mohr” das Logo des Unternehmens, es stammt von Josef Binder. Der Wiener Plakatkünstler erhielt von Julius Meinl II. 1924 den Auftrag, eine Kunstfigur zu schaffen, in der sich die Geschichte rund um Georg Franz Kolschitzky widerspiegeln sollte. Die Legende sagt, dass der kaiserliche Kurier, Dolmetscher und Geschäftsmann 1683 nach dem Ende der Türkenbelagerung vor Wien einige zurückgelassene Kaffeesäcke bekommen und damit das erste Wiener Kaffeehaus „Zur blauen Flasche“ gegründet haben soll. Binder zeichnete daraufhin einen jungen, osmanischen KaffeeExperten, der eine Tasse zum Mund führt – das bekannte Meinl-Logo war geboren. Nach mehreren Re-Designs über die Jahre ist der Kopf unter dem Fez nun endgültig Geschichte.

Verkaufsfläche wurde kleiner

So gut wie neu ist auch das Geschäft selbst, dessen Umbau vor fünf Monaten begonnen wurde. Zugleich wurde auch die Verkaufsfläche reduziert, nämlich um rund 300 Quadratmeter auf 1.600 Quadratmeter. Der historische Gebäudeteil an der Ecke Graben/Naglergasse wird nicht mehr genutzt. Dort wird derzeit renoviert, später wird dem Vernehmen nach ein Luxus-Modelabel am Standort einziehen.

Dass trotz des Wegfalls eines Hauses nur relativ wenig Verkaufsfläche verloren ging, liegt daran, dass im Nebentrakt auch ein Restaurant und eine Weinbar zu finden waren. Sie sind inzwischen Geschichte und wurden in das neue Konzept nicht übernommen. Ansonsten ist das Sortiment reichhaltig wie eh und je, wurde heute beteuert. Räumlich vergrößert wurden die Abteilungen für Fleisch und Fisch. Weniger Platz wird es künftig für das Obst geben – aber ohne Einschränkungen im Sortiment, wie es heißt.

“Wir schlagen heute ein neues Kapital auf”, betonte Co-Geschäftsführer Udo Kaubek. Man habe modernste Technik eingebaut und gleichzeitig versucht, den Charme des Gebäudes zu erhalten. Der erste Stock ist nun über eine geschwungene Wendeltreppe zu erreichen. Erhalten blieb die Kaffeebar im Erdgeschoß, wo die hauseigenen Röstungen feilgeboten werden. Die Umgestaltung dauerte fünf Monate. In dieser Zeit wurde ein Pop-Up-Store in der Maysedergasse eingerichtet.

150 Mitarbeiter beschäftigt

Die Meinl am Graben GmbH befindet sich im Besitz der Ragusa Beteiligungs GmbH, die der Julius Meinl Aktiengesellschaft gehört. In dieser führt Julius Meinl V. den Aufsichtsratsvorsitz. Im Vor-Coronajahr 2019 wurde ein Jahresumsatz von 22 Mio. Euro verzeichnet. Heute zeigte man sich zuversichtlich, an diesen wieder anschließen zu können. Beschäftigt sind im Meinl am Graben rund 150 Mitarbeiter.

Froh über die Wiedereröffnung zeigte sich auch Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Der Meinl am Graben sei das kulinarische Wahrzeichen Wiens, befand er. Morgen, Freitag, öffnet das Haus für die Kundschaft – die dort unter anderem auf ein bereits äußerst reichhaltiges Weihnachtsangebot stoßen wird.

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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8 Kommentare

  1. Die nächste Institution, die vor dem derzeit grassierenden Meinungsfaschismus in die Knie geht.
    Der Pöbel muß endlich lernen, wie man richtig spricht, was er zu reden hat, was er essen darf und welche Bezeichnungen er verwenden darf.
    Auch was er unter Toleranz zu verstehen hat, wird ihm bedeutet. Diktiert wird dies von einer kleinen, nicht legitimierten Gruppe, die sehr darauf bedacht ist, ihr perfides Spielchen im Schutz der Dunkehlheit zu spielen. Solange der Pöbel nicht versteht, daß Demokratie der Willensbildungsprozeß der Mehrheit bedeutet, solange wird er von einer Minderheit manipuliert und terrorisiert werden.
    Die Medien (wie ja jetzt augenscheinlich wird) spielen bei diesem (für sie) gut dotierten Matzchen mit. Das unglaubliche daran ist, daß der Pöbel diese Verarschung auch noch selber bezahlen darf…
    Gute Nacht Österreich!

  2. Petrol = Mix aus blau + grün
    Türkis = Mix aus blau + grün

    Ein Zufall? Soso

  3. Im kunsthistorischen Museum zu Wien finden sich zwei alte nordamerikanische Sparbüchsen. Großartige Konstruktionen. Negerbüsten(huch!). Mit jeweils einem Arm und einem Hebel. Man legt eine Münze in die Hand, drückt den Hebel , und zack, der Arm geht hoch, der Mund geht auf und die Münze wandert in den Magen! Fantastisch! Der Name jeder dieser Büchsen: ” Happy Nigger”!
    Skandal! Sofort entfernen, das Zeug! Ab ins Depot damit! Ruck Zuck!
    PS.: Wenn die Artefakte nicht allzu teuer sind, greife ich in die Tasche…

  4. Irgendwie fad. Hätte man doch eine zeitgeistige BIPoC-Aktion draus machen können. Mit Schautafeln, aus welchen unterentwickelten und ausgebeuteten Weltregionen Kaffee, Kakao und andere Spezereien so kommen. Wie sich dort BIPoCs (“Mohren”) für ein paar Cent abrackern müssen, damit uns der Kaffee gut und billig in der Kehle gurgelt. Der Mohr im Logo würde uns ewig daran erinnern, wir würden vielleicht eher zur fairtrade greifen, die guten Sachen und ihre Produzenten mehr achten. Der blöde Fez erinnert eher an eintönige 50iger Jahre Filme, wo das so eine Art häusliche Freizeitmütze für rauchende Müßiggänger war. Oder an die strengen blauen Augen des allmächtigen Atatürk, der das hässliche Ding endlich verbieten ließ.

  5. Julius V hat dem Firmenimage unvergleichlich mehr geschadet als der kleine Mohr, trotzdem muss der Mohr gehen und Julius bleibt. Das hat ja beinahe schon eine politische Note.

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