Mittwoch, April 24, 2024

29 Tonnen Müll aus dem Pazifik gefischt – So will eine Organisation das Meer aufräumen

So will eine Organisation das Meer aufräumen

Kann man das Meer noch retten? Eine Organisation hat sich das zum Ziel gemacht. Ganze 29 Tonnen Plastikmüll wurden mit „The Ocean Cleanup“ aus dem Pazifik gefischt. Und das ist erst der Anfang.

Wien, 23. Oktober 2021 | “Es funktioniert!” In einer mehrwöchigen Testphase hat der Plastikmüll-Fänger der Organisation “The Ocean Cleanup” im Pazifik erste Erfolge erzielt. Bei neun Einsätzen habe das System knapp 29 Tonnen Plastikmüll auf der Meeresoberfläche eingesammelt, teilte die Organisation am Mittwoch im kanadischen Victoria mit. Für den 27-jährigen Initiator und Leiter der Organisation, Boyan Slat, sei dieser erfolgreiche Test der Beweis, dass die Technologie funktioniert.

1,8 Billionen Plastikteile

“Ich denke, dies ist wirklich ein Erfolg für die Menschheit”, erklärte der Niederländer. Ende Juli war das überarbeitete „System 002“ mit dem Spitznamen “Jenny” von Kanadas Westküste zum sogenannten Great Pacific Garbage Patch (dt. Großer Pazifischer Müllteppich) ausgelaufen. In diesem Strömungswirbel im Pazifik sollen sich nach Schätzungen von Wissenschaftlern 1,8 Billionen Plastikteile sammeln.

Der Müllfänger von “The Ocean Cleanup” ist eine 800 Meter lange Netzkonstruktion, die von zwei Schleppern in U-Form langsam durchs Wasser gezogen wird. Der Kunststoffabfall, der sich darin sammelt, wird auf die Schiffe geladen und an Land recycelt.

Fotos: © The Ocean Cleanup

Müllteppich abbauen

Nach Ende der Testphase sollte „System 002“ schon am Donnerstag wieder in See stechen, teilte das Unternehmen mit. Nach den Plänen von “The Ocean Cleanup” soll langfristig eine Flotte von zehn Reinigungssystemen mit einer Länge von je 2.500 Metern im Einsatz sein. Alle fünf Jahre soll damit die Menge von Müll im Great Pacific Garbage Patch um die Hälfte abgebaut werden.

Der erste Müllfänger war im September 2018 von San Francisco aus gestartet. Die Anlage wurde jedoch bei ihrem Testeinsatz beschädigt und konnte den Müll nicht wie geplant festhalten. Bei der Entwicklung des Projekts, das von Unternehmen und Universitäten unterstützt wird, gab es viele Fehlschläge. Zudem gibt es Kritik an der Effektivität und der Nachhaltigkeit des Systems. “Technologien, wie vom Projekt ‘Ocean Cleanup’ vorgeschlagen, werden uns nicht dabei helfen, das Plastikproblem zu lösen”, sagte Agostino Merico vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung Ende August in Bremen. Dennoch: es ist einmal ein Anfang.

20. Oktober 21: CEO und Gründer von Ocean Cleanup Boyan Slat bei einer Ansprache über „System 002″ / Foto: © The Ocean Cleanup

“Nur gemeinsam können wir das Meer retten”

Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane, von denen der Großteil aus Flüssen austritt. Ein Teil dieses Plastiks wandert zu Müllplätzen im Meer und verfängt sich in einem Wirbel zirkulierender Strömungen. „Wenn nichts unternommen wird, wird der Kunststoff zunehmend unsere Ökosysteme, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft beeinträchtigen”.

“The Ocean Cleanup” hat sich zum Ziel gesetzt, 90 Prozent der im Wasser schwimmenden Plastikverschmutzung aus den Weltmeeren zu holen. “Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir an einer Kombination aus dem Schließen der Quelle und der Reinigung dessen arbeiten, was sich bereits im Meer angesammelt hat und nicht mehr von selbst verschwindet”, erklärt Axel Peytavin, Computermodellierer bei ” The Ocean Cleanup”. “Wenn das Problem von allen besser verstanden wird, hilft es den Menschen, die Schwere des Problems vollständig zu erfassen, um zu begreifen, dass wir einzeln und gemeinsam etwas tun müssen, um das Meer entgültig vom Plastik zu befreien”.

(jz)

Titelbild: © The Ocean Cleanup

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25 Kommentare

  1. 2 große Schiffe im wochenlangen Einsatz für 29 Tonnen “Beute”
    Diese Reinigungsaktion dürfte der Umwelt mehr Schaden als Nutzen gebracht haben.
    Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht.
    Wenn die maritimen Müllsammler von der Existenz von “Microplastik” erfahren bekommen sie die Krise.

    Solange 100e Millionen Küstenbewohner alles (von der verstorbenen Oma bis zu Fässern mit Giftmüll)
    ins Meer werfen – solange wird sich nichts ändern.

  2. Laut WWF landen geschätzte 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastimüll pro Jahr im Meer. Nur ein geringer Teil des Plastikmülls schwimmt auf der Oberfläche, der Rest wird in tiefere Gewässer oder auf den Meeresboden verfrachtet und sind kaum zurückzuholen. Derzeit haben sich nach Schätzungen dort etwa 80 Millionen Tonnen angesammelt.

    https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/unsere-ozeane-versinken-im-plastikmuell/plastikmuell-im-meer-die-wichtigsten-antworten

    Hinzu kommt das Problem des Mikroplastik – in Kleinstteilchen zerfallener PLastikmüll.

  3. 29 t, das ist ca. eine LKW Ladung und dafür zwei so riesige Schiffe. Lächerliche Ausbeute, da geht sicher noch mehr. Wichtig wäre in Asien und Afrika … die Mülentsorgung in die Flüsse anzugehen.

  4. Eine tolle Idee!
    Da setzt jemand endlich den ersten Schritt – statt rum zu mosern was alles *nicht* geht.
    Da könnte sich Klein-Greta mal eine Scheibe abschneiden – handeln statt reden!
    Denn viele erste Schritte ergeben einen guten Weg!

      • Genau das meine ich ja: irgendwo muss man anfangen, wenn nach über 30 Jahren wissenschaftlicher Evidenz noch immer Diesel-SUVs ver- und gekauft werden.

    • Dieser erste Schritt ist leider sinnlos, weil weit mehr Müll nachkommt, als man raus fischen kann. Besser wäre es, wenn die Machthaber endlich Schritte für einen plastikfreien Konsum setzen würden. Ähnlich wie beim CO2 wird man da nicht ohne Steuer etwas erreichen können.

      Bei Greta ist es ähnlich, weil die Machthaber nicht handeln wollen. Da muss man überzeugen und darin ist Greta bemerkenswert erfolgreich.

        • Was genau erwarten Sie von einer Jugendlichen nach über 30 Jahren Untätigkeit der Politik? Seien Sie doch froh, dass Sie sich überhaupt dafür einsetzt. Trifft Sie bei Ihnen einen wunden Punkt? Ihre Kritik ist doch absolut gerechtfertigt, oder verteidigen Sie die schändliche Umweltpolitik der letzten Jahrzehnte?

          Achja, weltberühmt zu werden, indem man sich für eine lebenswerte Zukunft der Menschheit einsetzt ist sehr erfolgreich. Oder haben Sie es schon geschafft eine Rede vor diversen Parlamenten zu halten? Und das ganz ohne Milliardär-Sponsorgeldern!

    • Klein Greta handelt ebenso. Sie stellen sich nicht hin und prangern das momentane Dilemma an! Das junge Mädchen schon!
      Traurig ist- das diese junge Dame von “Erwachsenen” Menschen angefeindet wird, die ihre Meinung öffentlich kund tut und zu ihrer Meinung steht. Diese junge Dame durfte eine Rede vor der UNO halten, Sie auch?
      Also respektieren sie andere Meinungen und Herangehensweisen.
      Die junge Dame hat erste Schritte für Millionen Jugendlicher ermöglicht.

  5. Aha, … also der Müllberg aus dem Meer wird an Land aufgetürmt da nicht recyclebar … und dann wenn er zu groß wird entweder “thermisch verwertet” wobei die dabei entstehende Salzsäure wieder ins Meer gespült wird, oder vergraben wobei die Chemikalien die dann ausgelaugt werden unser Grundwasser vergiften …was an der Grschichte soll der Benefit für das “Spaceship Earth” sein ?

    • Vertrauen wir auf die kommende(n) Generationen. Irgendwer (vielleicht schon geboren) wird irgendwas erfinden um dem Müllberg den Garaus zu machen.
      Beispiel:

      Ende des 19. Jahrhunderts ließe die Politik in London eine Statistik erheben Vielvölkerstaaten Misthaufen mehr die Stadt nach der Jahrhundertwende brauchen würde, da so und so viele Fuhrwerke und Kutschen mehr benötigt würden, weil so und soviel mehr Menschen in der Stadt leben würden. Und was passierte? Das Auto wurde erfunden!
      Und GENAU SO denke ich, ist unter den Kommenden ein helles Köpfchen, das Lösungen für derzeit prognostizierte Probleme (er)findet. Ein bisschen Vertrauen kann nicht schaden..

      • Genau, jemand der die plastikfreie Verpackung erfindet. Zb Papier. Hilft aber nichts, weil Plastik zu billig ist. Ohne Steuer wird das Meer weiterhin als Müllhalde herhalten müssen.

    • …. stimmt nicht so ganz, Kunststoffe sind gut wiederverwertbar, allerdings erfordert das ein “Sortenreines” vorhanden sein der verschiedenen Kunststoffe.
      Sortieranlagen mit Röntgen-Fluoreszenz-Scannern sind schon sehr effizient. Kunststoffe geben unter “RöntgenLicht” eine eindeutige Antwort und sind so gut trennbar.
      Leider wird das in Österreich noch kaum eingesetzt (in Graz gibt es so eine Anlage), gesammelt wird auch nicht getrennt. Verbrennen ist so gar keine gute Idee, erstens vernichtet man wertvolle Rohstoffe und zusätzlich zu den (giftigen) Schadstoffen wird auch fossiles CO2 freigesetzt, davon haben wir wohl schon genug in der Atmosphäre.
      Eine Zusammenfassung zum Thema: https://mfe.webhop.me/umwelt/plastikmuell-im-meer-die-wichtigsten-antworten/
      In Europa fallen so ungefähr 3 Mio. Tonnen an Plastikflaschen an, obiges sollte noch um den Faktor 1000 effizienter werden und es müsste auf allen Meeren eingesetzt werden.
      Für die “Plastiksäule” unter Wasser braucht es auch noch eine Lösung.

  6. Es ist wirklich interessant, dass in einem Forum der Linken so wenig Kommentare zu diesem Umweltthema abgegeben werden. Ist jetzt Umwelt Vergangenheit, gibt es nur noch Klima?

    • Bei beiden Thmen ist der Widerstand aus der Wirtschaft und damit auch aus der Politik viel zu groß. Außerdem sollten wir Prioritäten setzen.

  7. Von der Meeresoberfläche gefischt…..
    Was ist mit dem nicht sichtbaren Teil der in tieferen Schichten schwimmt oder am Meeresgrund liegt?

    • Das nicht sichtbare, tiefe Plastik werden wir nie wieder aus dem Meer herausbekommen, genausowenig wie Mikroplastik. Priorität eins sollte somit sein, es gar nicht erst zu einer Verschmutzung kommen zu lassen. Nichtsdestotrotz ist das ein tolles Projekt, aber es kann nur ein Anfang sein. Ein nächster Schritt wäre ein verpflichtender Mikroplastikfilter für Waschmaschinen.

  8. Super Aktion. Wäre interessant, beim Plastikmüll zu sehen, wieviele Gesichtsmasken darunter sind.

  9. Endlich einmal eine Organisation die handelt und nicht wie die meisten nur davon spricht! Ich werde diese Organisation auf jeden Fall unterstützen.

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