Die USA haben erstmals einen Reisepass mit dem nicht binären Geschlecht „X“ ausgestellt. Während die LGBTQI+-Community den Schritt als Meilenstein feiert, wird er von vielen Seiten kritisiert.
Wien, 28. Oktober 2021 | Künftig soll es in den USA eine dritte Möglichkeit der Geschlechtsangabe in Reisepässen geben, informierte das Außenministerium der Vereinigten Staaten. Das Geschlecht „X“ soll für alle Menschen, die sich nicht als männlich oder weiblich identifizieren, stehen. Anfang nächsten Jahres soll es auch Optionen für nicht binäre, intersexuelle und geschlechtsuntypische Personen geben.
„Wir freuen uns darauf, diese Option allen Antragstellern von Routine-Reisepässen anbieten zu können, sobald wir die erforderlichen System- und Formularaktualisierungen Anfang 2022 abgeschlossen haben“, heißt es auf der Seite des US-Außenministeriums.
Geschlecht frei wählbar
Die diplomatische Sonderbeauftragte der USA für LGBTQI+-Rechte, Jessica Stern, bezeichnete die Schritte als historisch und feierlich. Man würde damit die Regierungsdokumente in Einklang mit der „gelebten Realität“, dass es ein breiteres Spektrum an menschlichen Geschlechtsmerkmalen gibt, bringen. „Wenn eine Person Identitätsdokumente erhält, die ihre wahre Identität widerspiegeln, lebt sie mit mehr Würde und Respekt“, so Stern.
Das Außenministerium erlaubt es den Antragstellern nun auch, ihr Geschlecht selbst auszuwählen. Eine ärztliche Bescheinigung muss nicht mehr vorgelegt werden. Damit bezieht sich der Republikaner auf die US-Bürger, die sich seit der Ankündigung des Abzugs aus Afghanistan noch vor Ort befinden. Diese sollen jedoch die Möglichkeit zur Ausreise gehabt haben.
Kritik von Republikanern
Kritik kommt aus den Reihen der Republikaner. In einem Tweet lässt der Republikaner Dan Crenshaw seinem Ärger freien Lauf. Anstatt sich um die Rückholung von US-Soldaten aus Afghanistan zu kümmern, würde sich das Außenministerium lieber mit Dingen wie dem geschlechtsneutralen Pass beschäftigen: “Gute Neuigkeiten für alle US-Soldaten, die nach wie vor in Afghanistan festsitzen”, heißt es im sarkastisch gemeinten Tweet.
US issues first passport with ‘X’ gender marker.
Great news for Americans still stuck in Afghanistan.https://t.co/O7tgDxDrgB
— Dan Crenshaw (@DanCrenshawTX) October 27, 2021
Aber auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums hat sich negativ zum X-Pass geäußert. „Hier sind sie – die X-Menschen. Die ‘neue Normalität’ sozusagen. Die monströse Metamorphose, die uns unter dem Deckmantel der Wahlfreiheit aufgezwungen wird“, kommentiert sie auf Telegram. Als ZackZack im russischen Außenministerium nachgefragt hat, ob es zu Reiseeinschränkungen für „X-Menschen“ in Russland kommen werde, wurde nach der Fragestellung wortlos aufgelegt.
Internationale Kooperation geplant
Die USA schließen sich damit einer Handvoll Ländern an, die den geschlechtsneutralen Pass bereits eingeführt haben. Dazu gehören Australien, Kanada, Neuseeland und Nepal. Stern plant außerdem, auch weitere Länder davon überzeugen zu wollen, einen solchen Pass einzuführen. „Wir sehen dies als Möglichkeit, die Menschenrechte von trans- und intersexuellen, geschlechtsuntypischen und nicht-binären Menschen überall zu bekräftigen und zu fördern.“
(nb)
Titelbild: APA Picturedesk