In der Republik Moldau wird das Gas immer knapper und es konnte bisher keine Vertragsverlängerung mit dem russischen Gaslieferanten „Gazprom“ vereinbart werden. Nun wendet sich die Premierministerin an die Europäische Union.
Wien, 29. Oktober 2021 | Die Ex-Sowjetrepublik Moldau ruft am Freitag angesichts der schweren Energiekrise den Notstand aus. Der Vertrag mit dem russischen Gaskonzern „Gazprom“ ist im September ausgelaufen und eine Verlängerung konnte bis dato nicht vereinbart werden. Kritiker vermuten politische Absichten Russlands dahinter.
Schulden und hohe Preise
„Gazprom“ dementiert die Vorwürfe aus politischen Gründen zu handeln und verweist auf den Schuldenberg der Ex-Sowjetrepublik von 709 Millionen US-Dollar. Man könne sich bei „Gazprom” die Verluste nicht leisten. Moldau erkennt die Schulden so nicht an und „Gazprom“ weigert sich unter diesen Umständen den Vertrag zu verlängern. Ein weiterer Streitpunkt zwischen den beiden Ländern ist, dass der aktuelle Preis mit 790 US-Dollar (681 Euro) je 1.000 Kubikmeter Gas aus Moldaus Sicht zu hoch ist. Im vergangenen Jahr hatte Chisinau unter einer damals moskaufreundlichen Regierung – bei deutlich niedrigeren Weltmarktpreisen – noch deutlich weniger bezahlt.
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Premierministerin wendet sich an Europa
Im Gasstreit mit Russland warnt die verarmte Republik Moldau vor einer Ausnutzung ihrer schwierigen Lage. „Diese abnormale Situation auf dem Gasmarkt sollte nicht benutzt werden, um angesichts eines Mangels an Alternativen Verpflichtungen abzuringen.“, sagte Moldaus Regierungschefin Natalia Gavrilita der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend nach einem Treffen mit EU-Vertretern in Brüssel. „Wir sehen Versuche von Gazprom, politischen Druck auszuüben, anstatt den Gaspreis zu senken. Gas ist eine Ware, es wird verkauft und gekauft und kann nicht als geopolitische Waffe eingesetzt.“, so der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Ihm zufolge wird die Republik Moldau Unterstützung erhalten. Dabei handelt es sich sowohl um Zuschüsse als auch um andere Formen der Unterstützung.
Preisnachlass für Gegenleistung
Die „Financial Times“ hatte zuvor unter Berufung auf Quellen berichtet, dass „Gazprom“ der Republik Moldau einen Preisnachlass auf russisches Gas angeboten hatte. Allerdings unter der Bedingung, dass Chisinau sein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union ändert und die Umsetzung von Vereinbarungen über Energiemarktreformen verschiebt. Diese Reformen hätten eine Liberalisierung der Gasmärkte und Stärkung des Wettbewerbs hervorgebracht. Der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow erklärte, die Gasgespräche zwischen Russland und Moldawien seien nicht politisiert.
(nb/apa)
Titelbild: APA Picturedesk