Freitag, April 19, 2024

Rabensteiner – Das Leben spielt mit uns

Das Leben spielt mit uns

„Gegen all euer Leiden verschreibe ich euch Lachen“, sagte der französische Arzt und Humanist François Rabelais. Die wöchentliche Dosis Medizin verabreicht Fritz Rabensteiner.

Wien, 30. Oktober 2021 | Ich liebe Sebastian Kurz. Er ist nach wie vor mein Bundeskanzler und wird es auch immer bleiben. Egal, was da noch kommen mag. Er ist der Kanzler meines Herzens. Sebastian und ich haben viel gemeinsam. Wir stehen uns, wenngleich auch nicht geografisch, so doch im Geiste sehr nahe. Zwei verwandte Seelen auf stürmischer See. Wir haben in unserem bisherigen Leben zu viel getrickst und deshalb ist bis heute nichts Gescheites aus uns geworden. Aber noch ist nicht alles verloren. Die Hoffnung lebt.

Ich war schon in der Hauptschule verhaltensauffällig. Ich habe die Unterschrift meiner Mutter gefälscht und bin bereits beim ersten Versuch gnadenlos gescheitert. Eine grandiose Niederlage. Danach habe ich geübt und geübt und geübt und als ich die Unterschrift endlich perfekt draufhatte, war das Schuljahr zu Ende. Ein Paradebeispiel für leere Kilometer. In Religion mussten wir eine Weihnachtskrippe basteln. Ich habe aus dem Nachtboten meines Großvaters eine Nackte ausgeschnitten und in den Stall gelegt. Das war meine erste künstlerische Phase. Meine Version der Jungfrau Maria. Die Ohrfeige des Kaplans spüre ich immer noch. So etwas wäre heute gar nicht mehr möglich. Der Nachtbote ist längst eingestellt. Elternsprechtage waren für meine Mutter immer Spießrutenläufe. Ich habe ihr immer wieder gesagt: „Geh da nicht hin. Wenn du etwas wissen willst, frag mich.“ Aber sie hat das System nicht verstanden. Mit schöner Regelmäßigkeit ging sie hoch erhobenen Hauptes in die Schule, um danach gramgebeugt wieder herauszukommen.

Im Halbjahreszeugnis der 2. Klasse Handelsakademie hatte ich zwei Einser, einen Zweier, acht Vierer und vier Fünfer. Das war meine zweite künstlerische Phase. Die blaue Phase. Ich hatte Klassenkameraden, die hatten keinen einzigen Einser. Für mich waren das Loser. Allerdings hatten sie auch keine Fünfer, aber das gehört nicht hier her. Ich habe vormittags an Billardtischen mehr über Geometrie gelernt als während meiner gesamten Schulzeit. Ich bin, und das kann ich ohne Übertreibung behaupten, der Erfinder des Distanzunterrichts. Eines Tages wird man mir dafür dankbar sein. Dennoch beschrieb mich meine Französischprofessorin mit den Worten: „Er ist innerlich hässlich, ein Gefäß voller Bosheit.“ Das Kollegium soll nur stumm genickt haben. Lediglich mein Klassenvorstand hielt eisern an mir fest und verstieg sich zu der These: „Aus ihm könnte etwas werden. Er hat Talent.“ Präziser wurde er leider nicht, weshalb ich seine These widerlegen musste. Ich könnte jetzt, nachdem er noch lebt, den mittlerweile bald 80-Jährigen um Mitternacht aus dem Bett läuten und ihm entgegenbrüllen: „Sie her, du gutgläubiger Narr. Nichts ist aus mir geworden. Und jetzt geh wieder schlafen.“ Aber das mache ich nicht. In meinem Alter gehe ich um Mitternacht nicht mehr aus dem Haus.

Die Rolling Stones singen ‚You Can’t Always Get What You Want‘. Ich glaube, Sebastian Kurz wird nach seiner Zeit als Politiker ein großartiger Vater und Hausmann sein. Schon als Baby wird die Frucht seiner Lenden wissen, wie man SMS schreibt und diese wieder löscht. Sebastian wird seine Aufgaben neu definieren, mit Leben erfüllen und dabei glücklich werden. Warum ich das glaube? Ich habe kürzlich im ORF die Sendung ‚Liebesg’schichten und Heiratssachen‘ gesehen. Im Wesentlichen ging es dabei um glückliche Paare, die dank der Sendung zusammengefunden hatten. Nur eine Kandidatin, eine 38-jährige Wienerin, war nach wie vor solo. Nach ihrem ursprünglichen Berufswunsch gefragt, gab die Feinkostverkäuferin Susanna eine bemerkenswerte Antwort. Sie sagte: „Mein Traumberuf war früher als Kind Leichenbestatterin. Das hat sich leider so nicht ergeben, weil ich dann in frühen Jahren in die Wurstabteilung gekommen bin.“ Und dort ist sie heute glücklich. Also wenn das kein gutes Zeichen für Sebastian Kurz ist, dann weiß ich es auch nicht.

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Titelbild: ZackZack/ow

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43 Kommentare

  1. wie immer, sehr gut und lustig.
    was die schulzeit betrifft, so können wir uns die hände reichen…geben sie die hoffnung nicht auf!

  2. Und ich dachte immer,ich wäre die Erfinderin des Distanzunterrichts 🙂

    Ein auf der einen Seite gefürchterter auf der anderen Seite geliebter Lehrer,der halt seinen täglichen Alk-Spiegel brauchte,hat schnell kapiert,daß er seinen Unterricht besser beim Urban in Wels abhält.

    Da waren wir halt viele,wir haben dort viel von ihm gelernt,ja auch einiges übers Leben,wichtig war bei den Prüfungen in der Hasch (HAS) zu sein und auch nicht ganz soviele Fehltage zu haben.

    Beides geschafft,Eltern waren glücklich,mir hat es so auch gepasst,also rundherum alles o.k.

    Ist aber nichts,was man seinen Kindern und Enkeln erzählen sollte,solange sie noch nicht aus der Schule draussen sind :). Danach kann man sich ja gegenseitig alles “beichten” und man kann lachen,wenn man merkt,der Apfel ist doch nicht soweit vom Stamm gefallen.

    Solange am Ende alles passt,ist es doch schön so,man ist nur einmal jung und wenn man es trotzdem zu etwas bringt,ist alles gut.

    • 613 fehlstunden von sept bis weihnachten meinerseits ist auch nicht nichts.
      wir könnten einen klub der distanzunterrichteten gründen.

      • Jo,den können wir aufmachen 🙂 Ich glaub da müssen wir eine riesen Halle mieten,wenn wir die erste Klubsitzung machen 🙂

        • Ich meine, beobachtet zu haben, dass das schwänzen in den 90ern nach einführung der ersten sparpakete ziemlich zurückgegangen ist.
          Grund? Keine ahnung.
          In den kaffeehäusern jedenfalls waren die von der schule gelangweilten ziemlich verschwunden.
          Ob der unterricht ab da interessanter wurde?

  3. In die HAK hab ichs gar nicht geschafft. Die wollten mich schon in der Hasch nicht lange dulden.
    Also Übertritt , aus disziplinären Gründen ins Poly. Da hab ich sehr viel mehr übers Leben gelernt als sonst wo.
    Danke für Ihre Zeilen, ein Lichtblick hier im Forum.

    • Ich kenne alle drei Bildungseinrichtungen und habe dementsprechend viel gelernt (leider nicht übers Leben).

      • ja, das geschwafel vom wahren, guten und schönen, ist im leben sehr schnell als blödsinn erwiesen worden.

    • Ja, ich hab auch viel übers Leben gelernt im Poly. Unter Anderem was man beisteuern kann damit man nicht täglich verdroschen wird. Zum Beispiel Schutzgeld, Jausenbrot, Papas Zigaretten etc. Auch gelernt habe ich wie man einhändig einen Joint dreht und wo man Nachts Leergebinde fladert, dies man dann am nächsten Tag zu Bargeld macht. War wirklich eine fruchtbare Zeit.
      Was mir jedoch nie widerfuhr, war das einer meiner Lehrer auf den abwegigen Gedanken gekommen wär dass aus mir einmal etwas wird. 😐

      • Hört sich spannend an. Mein Hobby war damals ja eher meine Optik durch haarstäubende Frisuren und Klamotten aus der Altkleidersammlung zu verunstalten. Dementsprechend wenig Anklang fand ich dadurch bei den Lehrern. Ob ich etwas kann oder nicht war denen sowieso egal, meine Optik dagegen nicht.

        • Wir hatten für 1 Jahr in der Hasch,eine tolle Lehrerin,also von der haben wir wirklich was gelernt,nur Sie hätten ein Problem gehabt mit ihr,die hätte Sie solange auf nette Art “gezwungen” bis sie ihr,Ihre Klamotten,freiwillig verkauft hätten.

          Wir Schüler haben sie gemocht,alleine ihre Frisur,immer so als ob ein Vogelpaar drinnen ein Nest gebaut hätte und die Klamotten,waren alle von der Altkleidersammlung,bunt,schrill,gelernt haben wir soviel von ihr.Aber die Alten nach Mottenkugeln stinkenden Lehrer haben sie schnell von der Schule vertrieben,leider.

          Aber Sie hätten bei der ein absolutes Stein im Brett gehabt.

        • also, die erfahrung hatte ich nicht, wissen zählte, zumindest bei den lehrern, die srlber was wussten

      • Das mit einhändig hab ich nie geschafft😉aber einen echten 3 Blatt hab ich schon zweihändig super hingebracht…

        • Also als hübsches Mädchen musste man sich diesbezüglich ohnehin nicht anstrengen weil einem das Zeug nachgeschmissen wurde, man brauchte keinen Finger zu rühren. Allerdings mit Hintergedanken….

          • Das stimmt schon,Frau lässt drehen 🙂 Hintergedanken,kann ich nicht bestätigen,irgendwie waren wir einfach alle heute würde man sagen,gechillt.

            Ach war schon eine gute alte Zeit.

        • Vielleicht ein bisschen zu oft? Soll ja nicht so gut fürs Hirn sein. Bist du der Beweis?

      • meine hatten große hoffnungen on mich, mein klassenvorstand träumte von einer karriere in der vp….

    • Viel mehr übers Leben gelernt hast du auch dort nicht. Bis heute nicht, egal wo du warst.

        • Sagt einer, der die Hasch nicht schaffte und ins Poly musste. Sehr hoher Bildungsgrad, muss man schon staunend zugeben.

          • Und, messen sie den wert eines menschen an seiner schulausbildung? Ich kenne mehrere leute mit dr titel, die ungebildet sind. Die hatten halt, aus welchen gründen auch immer, zeit für ein laaaanges studium.
            Und unter lehrern, also leute in bildungsanstalten, gibt es viele ungebildete.
            Abgesehen von den fachtrotteln.
            Btw, helge schneider hat nie eine schule besucht. Können sie mitgalten bei seiner bildung?
            Für mich zählt der charakter eines menschen. Sonst gar nichts.

          • Lass ihn…. ist er gar nicht wert. Tony is einer von denen , die egal bei welcher Bildung, schwer geschädigt sind.
            Da wäre eher Mitleid angebracht.

    • Nun ja, ich habe 3 akademische Titel, auf die ich mir nichts einbilde; beruflich haben selbige mir wenig gebracht.
      Wie wir an vielen der schwürkisen Huankinda gesehen haben, ist formale Bildung nicht notwendigerweise ein
      essentiale negotii
      um es zu etwas zu bringen.
      Au contraire messieurs dames!

        • also ich mag den Girtler,er kann so herrlich erzählen und nimmt sich selber nie ernst,man merkt ihm halt auch das Alter schon an,aber der Girtler ist einfach eine Marke 🙂

          • Swär wegen der rustikalen ausdrücke.
            Girtler ist schon interessant.

    • ich hab noch rechtzeitig die kurve gekratzt. hätte auch schiefgehen können.
      schuld waren die uninteressanten unf echt, unwissende lehrer.
      im kaffeehaus lernt man auch einiges.

      • Wichtig ist,daß man die Kurve kriegt und das haben Sie,Lehrer können einem echt viel versauen im Leben,es gibt wenig gute,aber es gab und gibt auch immer welche,von denen man auch viel lernen kann,sind meistens die,die man als Schüler fürchtet,weil sie streng sind,aber das sind oft die,die gerecht sind und von denen man viel lernen kann.

        Gibt welche denen ich die Pest an den Hals gewünscht habe,auch auch welche mit denen ich mich auch heute noch gerne unterhalten möchte und das sind die,die einen im Leben weiterbringen,wenn man nicht eine totale Hohlbirne ist und auch auf das Angebot daß sie einem machen einsteigen.

        Gut,daß es solche auch gab,denn so haben wir wohl alle die Kurve noch gekriegt.

        • Ich habe mich einfach abgewendet, wenn bestimmte fächer am stundenplan waren, bog ich in bkaffeehaus ab, obwohl mich gerade die fächer interessiert haben. Wie gesagt, gewisse lehrer waren zu lust und wissenslos.

  4. Seien sie Froh Herr Rabensteiner das sie in der HAK so schlecht waren sonst würden sie heute womöglich in einer Bank ihr Dasein fristen und das wäre eine echte Verschwendung gewesen. Außerdem hätten wir dann nichts zu lachen hier bei Z.Z.

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