Erste Hochschule setzt auf 2G
Auf der Universität in Klagenfurt gilt ab Mittwoch die 2G-Regel. Rektor Oliver Vitouch lässt damit nur noch Geimpfte und Genesene in die Hörsäle. Die Freiheitliche Jugend Kärnten entzündet aus Protest ein Kerzenmeer vor der Hochschule – am hellichten Tag.
Klagenfurt, 09. November 2021 | Die Alpen Adria Universität Klagenfurt stellt diese Woche auf 2G um. “Am 9. November gilt 2,5G, ab 10. November dann 2G in allen Gebäuden der Universität!”, hieß es letzte Woche auf der Homepage der Uni. In einem Mail an die Studierenden schreibt Rektor Oliver Vitouch, dass man eine 2G-Regelung bereits für die Zeit nach Allerheiligen in Betracht gezogen habe – schlussendlich habe es dann am Samstag einen entsprechenden Rektoratsbeschluss gegeben.
2G-Gegner “müssen beizeiten darüber nachdenken, ob eine Uni das Richtige für sie ist”
Die 2G-Regel gilt sowohl für Studierende als auch für Personal. Bei Prüfungen, die in Präsenz stattfinden müssen, werde “nötigenfalls 2,5G gelten”. Bei Lehrveranstaltungen in Präsenz “wird es für jene Studierenden, die 2G nicht erfüllen (wollen)” alternative Wege der Leistungsfeststellung oder Teilnahme geben. Der Entschluss zur Umstellung sei “nicht Schikane, nicht Bosheit und nicht Spaltungslust. Er ist pure Vernunft”, schreibt Vitouch. Die Impfung sei “nicht perfekt, aber sie ist – auf strikt wissenschaftlicher Basis – das beste Präventionsinstrument, über das wir verfügen”. Es gehe auch nicht nur um den eigenen Schutz, sondern ebenso sehr um den der anderen. Und: “Jene, die all das kategorisch von sich weisen, müssen beizeiten beginnen darüber nachzudenken, ob eine Universität das Richtige für sie ist.”
Rektor Oliver Vitouch lässt in seine Uni nur noch Geimpfte und Genesene hinein (Bild: aau/Waschnig)
FPÖ empört über 2G-Regel
Für sein Vorhaben musste Vitouch auch einiges an Kritik einstecken. Die FPÖ protestierte am Sonntag in einer Aussendung gegen die Maßnahme: “Ich bin fassungslos, dass sich eine Bildungseinrichtung dazu entschließt, seine Pforten für Bildungssuchende zu schließen! Wir haben es hier mit einer Form der Ausgrenzung zu tun, die wir in keiner Weise tolerieren dürfen”, erklärte Landesparteiobmann Erwin Angerer. Und Team Kärnten-Parteichef Gerhard Köfer empfand in einer Aussendung Vitouchs Aussagen als “absolut entbehrlich und unangebracht”: “Vitouch sollte als Wissenschaftler eher verbinden und Gräben zuschütten, als Zündstoff für neue Konflikte zu liefern.”
“Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar”
Unter dem Motto „Hier wird das Recht auf Bildung zu Grabe getragen“ wird die Freiheitliche Jugend Kärnten am Dienstag tagsüber ein Kerzenmeer vor der Universität entzünden. “Da stellt sich die Frage, ob die Mittagszeit für ein Lichtermeer besonders gut und effektvoll gewählt ist”, fragte sich Vitouch dann am Montagabend im Interview mit der “ZIB Nacht”.
Bei Moderator Stefan Lenglinger verteidigte der Uni-Rektor seine Aussagen. Unter anderem mit einem Zitat von Ingeborg Bachmann: “Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.” Die Impfung kategorisch abzulehnen sei mit einem wissenschaftlichen Universitätsstudium nicht vereinbar. Jeder der denkt, dass Impfen Privatsache ist, müsse sich selbst hinterfragen. “Impfungen gehören zu den größten Erfolgen der Wissenschaftsgeschichte, sie sind wahrscheinlich die Maßnahme, die mehr Menschen gerettet hat, als jede andere”, so Vitouch.
(apa/mst)
Titelbild: aau/Daniel Waschnig