Keine Zeit für Altkanzler
Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz möchte eigentlich demnächst auf Bundesländer-Tour gehen. In Tirol wird er jedenfalls nicht vorbeischauen. Die ÖVP-Tirol hat keine Zeit für Kurz.
Wien, 10. November 2021 | Rückhalt aus den Ländern sieht anders aus. Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz will mit einer Bundesländertour an seinem innerparteilichen Image basteln. Die Inseraten- und Chataffäre des ÖVP-Klubobmann sorgte im vergangenen Monat für gehörige Verstimmung zwischen ihm und den Landeshauptleuten. Ein Bundesland scheint ganz besonders schlecht auf den Alt-Kanzler zu sprechen zu sein: Tirol.
Gemeinderatswahl wichtiger als Ex-Kanzler
Denn bei der geplanten Bundesländertour erteilte man Kurz eine Absage zu einem möglichen Besuch. ÖVP-Tirol-Landesgeschäftsführer Martin Malaun meinte gegenüber der “Tiroler Tageszeitung”, das habe „terminliche Gründe“. Mit der Gemeinderatswahl im Februar sei man quasi ausgebucht. Die katastrophalen Beliebtheitswerte des ÖVP-Chefs erscheinen dabei offenbar nicht hilfreich. Im letzten “heute”-Politbarometer vom 15. Oktober 2021 stürzte Kurz komplett ab. Er rangiert abgeschlagen auf dem letzten Platz des Vertrauensindexes: Er ist der unbeliebteste Spitzenpolitiker aller Zeiten im Polit-Barometer. Die Umfragewerte der Bundes-ÖVP rasselten ebenfalls in den Keller. Satte elf Prozent sackte man in der letzten ATV/APA-Umfrage von Meinungsforscher Peter Hajek ab.
NATIONALRATSWAHL | Sonntagsfrage Peter Hajek/ATV/APA
ÖVP: 23% (-11)
SPÖ: 23%
FPÖ: 20% (+2)
GRÜNE: 16% (+5)
NEOS: 12%
MFG: 4% (NEU)
Sonstige: 2%Änderungen zur letzten Umfrage vom 25. Juni 2021
Verlauf: https://t.co/tlQQv2oBUr#nrw #NRWahl pic.twitter.com/61fnCFzxq4
— Österreich Wählt (@Wahlen_AT) October 24, 2021
Bereits nach dem Rücktritt von Sebastian Kurz äußerte sich Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kritisch zu den aufgekommenen Chats und distanzierte sich. Er bezeichnete den Kurz-Skandal als “schwerwiegende Vorwürfe, die man nicht wegwischen kann“. Auch der schwarze Arbeiterkammerpräsident Tirols Erwin Zangerl schloss sich im Oktober der Distanzierung zu Kurz an. Er ging sogar noch einen Schritt weiter und schaltete ein Inserat mit dem Titel: “Schaden durch türkisen Putsch ist aufzuklären”.
Immerhin: Für Videokonferenzen mit Kurz reicht es noch. So soll eine Konferenz mit dem Tiroler Parteivorstand, Landtagklubs und dem Altkanzler geplant sein.
Zangers Anti-Kurz-Inserat in der Tiroler Tageszeitung vom 26. Oktober 2020
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk