Freitag, März 29, 2024

Korruption bleibt Korruption – Kommentar

Kommentar

Die WKStA erhebt Anklage gegen den ehemaligen Grünen Christoph Chorherr. Das schmerzt manche, die sonst für schonungslose Aufklärung stehen.

 

Thomas Walach

Wien, 11. November 2021 | Der „Falter“ hat sich um den Aufdeckerjournalismus sehr verdient gemacht, gerade auch, weil er die Arbeit der WKStA stets gegen Angriffe aus der ÖVP verteidigt hatte.

In der Causa Chorherr wird der „Falter“ nun selbst zum Angreifer gegen die Korruptionsermittler. Der „Falter“ schlägt sich auf die Seite von Benko und Tojner weil sie die Mitangeklagten eines Grünen sind. Er veröffentlicht tendenziöse Artikel, in denen die WKStA als unfähig dargestellt und die Projekte der Angeklagten gelobt werden. Da wird das Tojner-Hochhaus am Heumarkt zum „schlanken Turm“ der einen „alten Hotelkasten“ ersetzen sollte – die Einsprüche der UNESCO sind nicht einmal eine Erwähnung wert.

Da wird die Anklageschrift als „dünn“ bezeichnet – die hat mit 47 Seiten plus Anhang erstens einen üblichen Umfang und beruht zweitens auf jahrelangen Ermittlungen. Der Akt ist tausende Seiten stark. Ja, es stimmt, in der Anklageschrift finden sich formale Fehler – etwa, wenn aus dem Planungssprecher Chorherr irrtümlich ein Planungsstadtrat Chorherr wird. Das ist ärgerlich, ändert aber nichts an der Substanz der Ermittlungen.

„Falsche Fakten“

Und anders, als im „Falter” zu lesen geht es auch nicht um die Frage: „Wie viel soziales Engagement verträgt ein öffentliches Amt?“ Es geht um Korruption. Und Korruption bleibt Korruption, mögen auch die mutmaßlichen Motive Chorherrs edler gewesen sein als die mancher Türkiser und Blauer.

Dass sich der Falter-Chefredakteur jetzt sogar das Kurz-Wording von „falschen Fakten“ zu eigen macht, um die WKStA zu attackieren, wird dem Ruf eines der letzten kritischen Medien im Land nachhaltig schaden – eine Katastrophe. Denn über der politischen Linie eines Investigativmediums, über den persönlichen Beziehungen seiner Mitarbeiter zu Politikern muss der unbedingte Wille zur Aufklärung stehen. Beim „Falter“ waren schon im „Tierschützerprozess“ und in Sachen Pilnacek persönliche und berufliche Naheverhältnisse plötzlich wichtiger als der investigative Spürsinn.

Entsteht einmal der Eindruck, dass Investigativmedien Aufklärung nur befürworten, solange es nicht gegen die eigenen Freunde geht, wird der Vertrauensverlust der Leser ebenso groß wie berechtigt sein. Das können wir uns nicht leisten. Dafür sind wir zu wenige.

Titelbild: APA Picturedesk

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41 Kommentare

  1. “Dass sich der Falter-Chefredakteur jetzt sogar das Kurz-Wording von „falschen Fakten“ zu eigen macht, um die WKStA zu attackieren, wird dem Ruf eines der letzten kritischen Medien im Land nachhaltig schaden – eine Katastrophe.”

    apropos Attacke vs. WKStA
    Erinnert mich an den letzten ORF-Report (09.11.2021). Die ganze Sendung zum Thema hindurch musste sich Justizministerin Zadic angreifen lassen und die WKStA in Schutz nehmen. Da will sich die “unabhängige” ORF-Journalistin womöglich mit dem neuen und äußerst türkis-freundlichen ORF-Chef gut stellen und bei ihm ein Stein im Brett haben. Journalisten, die einseitig die Justiz angreifen und den türkisen Korruptionssumpf rund um Kurz in Schutz nehmen, geht gar nicht. Sie haben ihre Berufsbezeichnung nicht verdient.

    “Denn über der politischen Linie eines Investigativmediums, über den persönlichen Beziehungen seiner Mitarbeiter zu Politikern muss der unbedingte Wille zur Aufklärung stehen.”

    So ist es.

  2. Korruption bleibt Korruption. Sie haben irrtümlich ein Komma gesetzt, wo ein Punkt hingehört … hoffentlich … oder?

  3. Naja … hab den Falter schon vor mehr als 20 Jahren storniert, wie den Relotius-Spiegel auch und das Geld für Wein & Weib & Gesang ausgegeben – schön wars … 😉

  4. Lieber Herr Walach, was meinen Sie mit dem dubiosen Satz-“Und Korruption bleibt Korruption, mögen auch die mutmaßlichen Motive Chorherrs edler gewesen sein als die mancher Türkiser und Blauer”
    Bis zum Beistrich sind wir ja einer Meinung, aber dann? Sind die Motive grüner Diebe edler als die türkiser oder blauer Diebe? Kann es sein, daß beim Verfassen des letzten Halbsatzes das parteipolitische Korsett gezwickt hat?
    Bitte um Aufklärung!
    Es muß heller werden Österreich!

  5. Falter: partou nannten sie den namen des orf angestellten nicht, der mittels schiffschraube seinen bootmitfahrer aufcdem kärntner see getötet hatte.
    Die spatzen pfiffen den namen schon vom dach, als der thurnherr noch eine windungsreiche brgündung abdrucken ließ, warum der name nicht veröffentlicht werden dürfte.

  6. Ich hatte bei ihm immer schon ein komisches gefühl.
    Investoren bauten, verdienten unsummen, für 10 jahre mußten sie ein paar smartwohnungen günstig vermieten, später zum marktpreis.
    Das war eine riesensauerei.

  7. Was mich gerade schockiert hat sind die aktuellen Ergebnisse der ZackZack Umfrage:

    Die Umfrage des Tages

    Ist die Medienfreiheit in Österreich in Gefahr?

    Ja, sehr. 79%, 334 votes
    Ja, eher schon. 16%, 69 votes
    Überhaupt nicht. 3%, 11 votes
    Nein, eher nicht. 1%, 4 votes
    Weiß nicht. 1%, 4 votes

    Abstimmungen insgesamt: 422

    Danke an die ZackZack Redaktion für diese Plattform. Denn auch wenn sich Redaktion und Forum nicht immer einig sind, hat man das Gefühl dass die Meinung der jeweils anderen zu verschiedenen Themen Ernst genommen wird. Respekt auch für eure Whistleblowerbox und den Hinweis auf den Tor Browser. Falls es jemand noch nicht gesehen hat, damit wird es für Nehammers Schwergen schwieriger uns zu besachwalten und zu verklagen für das Veröffentlichen von politischen und gesellschaftlichen Sachverhalten: https://www.torproject.org/

    Leider bin ich kein ITler und kenne mich da nicht gut aus, aber es verschleiert anscheinend die IP Adresse.

    • Danke für die Blumen! Meinungsverschiedenheiten sind in Ordnung, sind sogar wichtig. Viele Leute haben verlernt, dass man unterschiedlicher Ansicht sein, und das Gegenüber dennoch wertschätzen kann.

      • Sie sprechen von sich selbst, oder?

        Oder gilt das nur für Geimpfte?
        Sie haben wahrlich eine enorme Wahrnehmungsstörung, da hat Grete absolut Recht.

  8. Was soll man von diesen Grünen noch erwarten und halten. Der Kogler macht den Steigbügelhalter für den Rechtsaussenkurz, die Glawischnig folgt dem Gold zur Novomatic, und der Chorherr macht gegen einen Betel den Erfüllungsgehilfen der Baumafia.

  9. “Entsteht einmal der Eindruck, dass Investigativmedien Aufklärung nur befürworten, solange es nicht gegen die eigenen Freunde geht, wird der Vertrauensverlust der Leser ebenso groß wie berechtigt sein. Das können wir uns nicht leisten. Dafür sind wir zu wenige.”

    Haben Sie eigentlich eine gestörte Wahrnehmung auf sich selbst?

    Seit Monaten wird Ihre verheerende Berichterstattung bezüglich C von vielen Kommentatoren angegriffen. Und wie reagieren Sie?

    Beispiel https://zackzack.at/2021/11/06/zwei-szenen-fuer-kickl/
    Da schreibt Bergkas-Anova 6. 11. 2021 19:21 … weiter solche Artikel und ich war Mitglied …

    Und Ihre Antwort ThomasWalach
    6. 11. 2021 20:23
    Antworte auf Bergkas-Anova
    Auf Wiedersehen!

  10. Soweit ich die Chorherr-Angelegenheit mitbekommen habe, halte ich die Anklage wegen Korruption für zwingend.

    Gut finde ich auch – nebenbei – dass die WKStA sozialdemokratische (Schaden, Salzburg), grüne (Chorherr) und türkise Fälle anpackt. Letztere sind allerdings um einiges zahlreicher und höher angesiedelt und tiefgreifender.

    Meine Sorge ist: Die WKStA übernimmt sich. Sind es zu viele Fälle für diese EINE Staatsanwaltschaft? Zahlreich und komplex, wie Korruptionsfälle sind, wäre es wichtig, zwei oder drei Staatsanwaltschaften dafür zu haben – oder die eine personell kräftig aufzustocken.

    Letzteres scheint nicht zu gelingen. Ich habe gelesen, dass es kaum geeignete Bewerbungen für einen Job in der WKStA gibt. Ein fähiger Jurist, dem seine Karriere nicht ganz egal ist, wird sich nicht in ein Himmelfahrtskommando begeben. Man denkt voraus … ÖVP+FPÖ kommt eines Tages … Schon jetzt fürchte ich, dass es vor Gericht bald zu viele WKStA-Misserfolge geben wird.

    • Wie die Chefin der WKStA vorige Woche im Interview gesagt hat, sind sie personell absolut unterbesetzt.

    • Dabei hätten sie sich nur nach der Basis richten brauchen. Aber wen interessiert schon die Basis? Politik wird ja im Hinterzimmer gemacht. So funktioniert das. Dann können auch die Gönner profitieren und die Begönnten freuen sich und alles ist gut – so lange kein Staatsanwalt drauf kommt.

  11. Ob da Zadic auch ihre Schützende Hände über Corherr gibt, wie bei den kriminellen türkisen oder lässt sie ihn auflaufen….
    Vermute sie schützt die Familie und wird wohl auch für Corherr eintreten…

    • Wie soll sie das denn machen, Surfer?
      Und wenn sie sowas machen kann, wieso hat sie es nicht schon längst gemacht?

      Ich nehme eher an, es ist für Zadic und ihren Schutz der WKStA ein Vorteil, dass nicht nur Türkis angegangen wird, sondern auch SPÖ (Schaden, Salzburg) und Grün (Chorherr, Wien). Man sieht dran, die WKStA ist nicht einseitig, nicht polit-parteilich.

      Inwiefern hätte Zadic die WKStA bei den Türkisen “auflaufen lassen”? Sie hat es doch der WKStA ermöglicht, diese fulminanten 104 Seiten zu bringen, die Kurz das Amt gekostet haben.

  12. Bravo für diese Haltung @ZackZack!

    Korruption ist Korruption, egal welche Partei.
    Zeit mal ordentlich aufzuräumen.

    Gemma WKStA, weiter so!

  13. ich war auch sehr überrascht über die wortmeldung vom klenk.

    nobody is perfect

    das gilt ebenso für die grünen als solche.

    • Bei Klenk habe ich das Gefühl, er befindet sich in einer Midlife-Crisis. Seit Monaten alles ein bisserl too much, hoffentlich legen sich diese Dinge wieder: bissl zu viel Moralapostel (Posting von Zugreisenden, der seine Füße auf die Bank legt), ständig Fotos allein, da oder dort, mit dem oder jenem, des öfteren exzessiv auf Twitter, bissl zu verbissen bei Verteidigung der WKStA und jetzt – wo es um seinen Freund Chorherr geht – genau das Gegenteil. Korruption bleibt Korruption. So ist es nun mal.

      • Kein wunder, bei dem ganzen wahnsinn, in dem der klenk immer wühlen kuss.
        Ich wäre schon hochgradig depressiv. Das geht ans gemüt.

    • Das sollte man in Österreich nie aus den Augen verlieren: Freunderlwirtschaft ist weder rechts noch mittig noch links mehr als ein Kavaliersdelikt, wenn überhaupt ein Delikt.
      Es soll mal immer schön im Verborgenen bleiben, wie der Gang zur Toilette ja auch – man möchte nicht zuschauen! Aber “der Stuhlgang” gehört halt zum Organismus dazu – und so zum österreichischen Organismus die Freunderlwirtschaft.
      Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die meisten Foristen freunderlwirtschaftlich reagieren würden, wenn’s eine Gelegenheit dazu gibt.
      Freundschaft steht ÜBER dem Gesetz. Denn DAS MENSCHLICHE steht über dem Gesetz.

      Aus deutscher Sicht: Österreicher menscheln a bissl zu gern. Aber bitte, ich (der Piefke) meine ALLE. Auch die Linken, auch die Foristen. Hoch lebe die WKStA!

  14. Wenn der Falter hier befangen ist sollte er sich ganz raushalten. Gibts eh genug andere Skandale wo viel Informations und Aufklärungsarbeit auf sie wartet.
    Für mich persönlich würde sich der Aufwand der WKStA schon lohnen, wenn nur Benko einmal für was verurteilt wird. Wenn nicht würds zumindest nicht schaden wenn er ordentlich in Misskredit gerät. Viel zu lange schon zeigt er uns Normalbürgern, mit seinen ungeahnten “gesellschaftlichen” wie finanziellen Mitteln, die lange Nase. Wär ja schön wenn es ihm in Österreich nicht mehr gefällt und sich nach Übersee oder woandershin vertschüsst. Viele werdens nicht sein die sich darüber grämen würden.

    • Vor dem Gesetz sind wir alle gleich, dazu bekennen wir uns in der Republik Österreich.
      Wir sind weder Monarchie noch Polizeistaat, also zumindest de jure.

  15. Auch schon bekehrt der Falter. Einfach unabhängig streichen und es passt schon.

  16. Der letzte Satz gefällt mir nicht als Begründung.
    Ihr könnt euch das nicht leisten, weil ihr euch der HALTUNG, der Wahrheit verpflichtet habt, egal welche Partei es betrifft.

      • Das ist ja das Markenzeichen von ZZ! Euch gibt es erst seit 2 Jahren, und dann schon solche brisanten Recherchen, auch in internationalen Kooperationen mit Erwähnung in den renommiertesten ausländischen Medien bis zur New York Times. Gratisklopapier gibt es an jedem Straßeneck und hat mehr Leser, es liest sich aber auch wie Gratisklopapier. Euer Licht bitte nicht unter den Scheffel stellen:)

  17. Wos wiegts, dös hots!

    Ob das ein Ex-Grüner ist oder ein Schwürkiser oder Blaubrauner ist spielt keine Rolle.

    Die österreichische Politik oder die Justiz oder die Verwaltung gehört einfach durch eine unbeeinflusste Justiz von all dem verfaulten Fallobst gesäubert.

    Nur so werden wir uns langfristig wieder in den Spiegel schauen können.

  18. Hab den Chorherr vor dem EU Beitritt mal bei einer Podiumsdiskussion erlebt … was soll ich sagen … schon damals das Paradebeispiel von jemanden “dessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe” … von dem dürfte wohl auch die Glawutschnig abgeschaut haben …

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