Donnerstag, März 28, 2024

24h-Pfleger stellen Politik Katastrophen-Zeugnis aus

Nur 10 Prozent der 24h-Pfleger fühlen sich von der Politik wertgeschätzt. Mehr als drei Viertel der Pflegekräfte fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.

Wien, 15. November 2021 | 77 Prozent der in Österreich selbstständig tätigen 24-Stunden-Betreuungskräften sind der Ansicht, dass die geleistete Arbeit von den politischen Entscheidungsträgern wenig bzw. gar nicht wertgeschätzt wird. Als belastend empfinden viele Befragte u.a. den Schlafmangel während der Arbeit, seelische Belastungen oder auch schlechte Arbeitsbedingungen. Das sagt eine im Auftrag der Gewerkschaft erstellten Studie.

Ignorante Politik

Von der Politik wertgeschätzt fühlen sich gerade einmal zehn Prozent der Befragten, 13 Prozent antworteten mit “weiß nicht” bzw. machten keine Angaben. In Bezug auf die zu betreuenden Personen selbst und deren Angehörige, zeichnet die Studie ein anderes Bild: Hier gaben 51 bzw. 44 Prozent der Betreuungskräfte an, von diesen sehr bzw. eher wertgeschätzt zu werden, heißt es laut der von der Gewerkschaft vidaflex, der gewerkschaftlichen Initiative für EPUs und Neue Selbstständige sowie der Gewerkschaft vida beauftragten Studie.

Durchgeführt wurde die Erhebung von Reichmann Research Consulting (RRC). Dazu wurden selbstständig 24-Stunden-Betreuungskräfte in 2.275 Online-Interviews befragt. Zu 90 Prozent kamen die Befragten aus Kroatien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei sowie weiteren südosteuropäischen Staaten.

Kritik von Gewerlkschaft

Vidaflex-Generalsekretär Christoph Lipinski sieht die Bundesregierung in der Verantwortung: “Menschen, die in der Krise in Österreich geblieben sind und unter hohem Druck und enormen Belastungen dafür gesorgt haben, dass die 24-Stunden-Betreuung in Österreich nicht zusammengebrochen ist, haben sich mehr Wertschätzung, eine bessere Bezahlung und Rahmenbedingungen für die Berufsausübung verdient.” Olivia Janisch, stellvertretende vida-Vorsitzende und vida-Bundefrauenvorsitzende verwies darauf, dass laut den Studienergebnissen 26 Prozent der Betreuungskräfte – “überwiegend Frauen” – in ein Angestelltenverhältnis (etwa als Heimhilfe) wechseln wollen. Eine Hürde seien dabei oft die Deutschkenntnisse zum Bestehen der notwendigen Prüfung.

Besonders belastend für die Befragten sind laut der Studie “falsche Informationen zur zu betreuenden Person seitens einer Vermittlungsagentur” oder “von der zu betreuenden Person selbst”. Auch “zu wenig Schlaf während der Betreuungsarbeit” sowie “seelisch belastende Arbeit” wurden von jeweils mehr als 70 Prozent genannt. Dazu kommen “schlechte Arbeitsbedingungen im Haushalt der zu betreuten Person” – sowie Versuche der betreuten Personen und deren Angehörigen, den Verdienst “zu drücken”. Als belastend wurde u.a. auch die “räumliche Distanz zur Familie im Heimatland” sowie “zu wenig Rückzugsraum am Arbeitsplatz” beschrieben.

Knebelverträge

Kritisch sieht Lipinski, dass es immer wieder zu falschen oder mangelnden Informationen durch Vermittlungsagenturen komme, die Verträge würden oft nicht in die Muttersprache der Betreuungskräfte übersetzt. Auch gebe es “Knebelverträge”, die etwa nach einer Vertragskündigung eine Tätigkeit für eine andere Agentur erst nach einem Jahr erlauben.

Um für die 24-Stunden-Betreuungskräfte eine bessere finanzielle Honorierung zu erreichen, fordern vidaflex und vida eine zusätzliche Erhöhung des Pflegegeldes über die jährliche Indexierung hinaus – etwa durch eine Anpassung an die jährliche Lohnentwicklung in vergleichbaren Betreuungs- und Pflegeberufen in Österreich. Auch eine Erhöhung der Landesförderung der 24-Stunden-Betreuung von derzeit maximal 550 Euro im Monat sei “längst überfällig”.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

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13 Kommentare

  1. Ich verstehe nicht,warum die Pfleger nicht geschlossen einen Tag zu Hause bleiben….dann ist diese Regierung Geschichte. Wie lange sollen die noch auf menschliche Bedingungen warten ???

  2. Wer braucht schon Pflegepersonal, wenn wir jetzt so eine tolle Impfung haben…..

  3. Der Artikel ist schlecht recherchiert, es gibt keine LANDESförderung von 550 Euro. Es gibt eine Förderung des Sozialministeriums von 550 Euro, bei der sich das Ministerium seit 2007 (!!! ) weigert sie zu erhöhen oder auch nur anzupaSen.

  4. Wem soll man dafür die Schuld geben? Dem Schüssel seine Schwiegermutter wurde bekanntlich rund um die Uhr für 20,- Euro täglich gepflegt, und so ein Bundeskanzler wurde trotzdem wiedergewählt. Ja wenn’s eh allen wurscht ist

    • Musste ich auch sofort an den Lüssel und seine Schwiemu denken.

      War eines seiner “Gusto” Stückerl.

  5. vom juli 2018 – es hat sich nichts geändert

    ich mag euch ja nicht die gute laune verderben – aber …

    niemand wünscht sich, dass er am ende seiner tage ein pflegefall wird. jeder wünscht sich ein altern in würde. am besten in einem guten gesundheitszustand.

    und wenn dann doch der fall eintritt, nicht mehr selbständig für sich selbst sorgen zu können oder die eigenverantwortung durch krankheiten (demenz, alzheimer) eingeschränkt ist, wünscht und erhofft man sich, dass es um einen rundherum menschen gibt, die die aufgabe der pflege mit sorgfalt und respekt übernehmen. und das am besten daheim in den geliebten eigenen vier wänden. wenn notwendig vierundzwanzig stunden täglich.

    österreich gibt für die pflege mit 1,2 % vom BIP vergleichsweise wenig aus. in den niederlanden sind es 3,7 % und in schweden 3,2 %.

    das geht, weil pflege in österreich noch immer eine „familiäre“ angelegenheit ist.

    https://www.hagerhard.at/blog/2018/07/pflege/

    • Das geht, weil Idioten ÖVP wählen und die bei den Sozialleistungen alles runterfahren. Schuld sind dann Ungeimpfte, Ausländer, Opposition, der Krampus etc.

  6. Die Politik muss endlich anerkennen, wie wichtig die Pflegeberufe für unseren sozialen Zusammenhalt ist!

    Deshalb muss der Pflegeberuf finanziell aufgewertet werden und die Ausbildung dafür bereits mit 15 Jahren ansetzen. Und die Ausbildungszeit mit einer finanziellen Entschädigung abgegolten werden.

    Wenn das alles nicht jetzt passiert, werden wir uns in 10Jahren einer desaströsen Situation in Bereich der Pflege wiederfinden.

  7. Na wenns von Amnesty schon eine Rüge gegeben hat braucht man wohl nicht mehr lange herumreden.

    • Die Pflege ist ein Skandal. Die 24h-Pflege gehört sofort abgeschafft und gegen ein, wie in anderen Branchen übliches Dreischichtenmodell ausgetauscht. Die Pflegerinnen werden von einer Dachorganisation mit einheitlichem KV und Schichtplänen angestellt und normal kranken- und sozialversichert.

      • Ganz ihrer Meinung.
        Nur wie wollen sie drei Schichten belegen, wenn alle schon so angefressen sind, dass es sie nicht mehr interessiert.

    • Na ja Amnesty kritisiert auch Polen und vergisst dabei auf Lukaschenkow. Wäre mal interessant zu wissen wer alles (!) Amnesty finanziert und wie demokratisch es da zugeht.

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