Donnerstag, März 28, 2024

Neuer Kollektivvertrag für Handel – Einstiegsgehalt 1.800 Euro brutto

Neuer Kollektivvertrag für Handel

Nach einer kurzen vierten Verhandlungsrunde haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel geeinigt. Durch Anhebung des Einstiegsgehaltes für VerkäuferInnen und BerufseinsteigerInnen auf 1.800.- Euro steigen die Gehälter für ein Drittel der Angestellten um 3,45 Prozent.

Wien, 23. November 2021 | Dadurch erhöhen sich laut Gewerkschaft die Gehälter für Berufseinsteiger und VerkäuferInnen um 3,45 Prozent. Für alle anderen gibt es ein Gehaltsplus von 2,55 Prozent.

GPA: “Kräftige Gehaltserhöhung”

Das ergebe ein durchschnittlich gewichtetes Plus von 2,8 Prozent, sagte die gewerkschaftliche Chefverhandlerin Anita Palkovich von der GPA bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Der Abschluss bringe für ein Drittel der Beschäftigung “eine wirklich kräftige Gehaltserhöhung”. “Am Ende ist es eine Mischung aus Krise und Zukunftsdeal geworden”, sagte die Gewerkschafterin. Der coronabedingt große wirtschaftliche Unterschied zwischen den Betrieben sei “eine große Herausforderung” für die KV-Verhandlungen gewesen.

Die Wirtschaftskammer will eine durchschnittliche Gehaltserhöhung um 2,8 Prozent nicht bestätigen. “Das kann man schwer in einen gewichteten Durchschnitt umrechnen”, sagte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik auf Nachfrage. “Trotz schwierigster Umstände ist es gelungen, ein gutes Gesamtpaket zu schnüren.” Der Arbeitgebervertreter bezeichnete die Einigung als “starkes Signal”. Die Sozialpartnerschaft habe sich “auch und gerade in Krisenzeiten bewährt”.

Richtschnur für die KV-Verhandlungen ist die Inflationsrate. Die Teuerung von Oktober 2020 bis September 2021 lag in Österreich bei 2,1 Prozent. Im Oktober stieg die Inflation auf 3,7 Prozent und damit den höchsten Wert seit 13 Jahren.

100 Digitalisierungsbonus

Außerdem haben sich die Sozialpartner auf einen einmaligen Digitalisierungsbonus in Höhe von 100 Euro für Lehrlinge im Handel geeinigt. Laut Gewerkschaft gibt es für Arbeiten in der Nacht bis 5 Uhr künftig einen Nachtzuschlag von 50 Prozent. Weiters gebe es ein Recht der Beschäftigten ihre Teilzeit aufstocken zu können, wenn dies die betrieblichen Sozialpartner per Betriebsvereinbarung ausmachen.

Im vergangenen Jahr einigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft aufgrund der Coronakrise bereits in der ersten KV-Verhandlungsrunde. Damals wurden ein Gehaltsplus für Handelsangestellte von 1,5 Prozent und ein freiwilliger Corona-Bonus vereinbart. Dieses Jahr forderte die Gewerkschaft eine Erhöhung der Gehälter um 3,5 Prozent und eine höhere Abgeltung für Mehr- und Nachtarbeit sowie längeren Urlaub. Nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden erhöhte die Gewerkschaft mit Betriebsversammlungen den Druck auf die Arbeitgeber. Vor allem der aktuelle Lockdown hat dann laut Verhandlerkreisen in der vierten KV-Runde zu einer schnellen Einigung nach kurzen Verhandlungen geführt.

Für den nicht bei den KV-Verhandlungen vertretenen Handelsverband ist der Abschluss die “absolute Oberkante”. Die freie Interessenvertretung vertritt rund 4.000 Mitglieder. “Generell ist diese Tariferhöhung ein Zeichen der Dankbarkeit an die Beschäftigten, die in den letzten zwei Jahren während der Corona-Pandemie Außergewöhnliches geleistet haben”, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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13 Kommentare

  1. Na da habens im Handel aber Glück gehabt, dass es jetzt 1800 Mindestlohn gibt,
    Wenns blöd hergeht blleibt es bei den Pflegeassistenzen in den Spitälern bei tw. (je nach Bundesland) 1540 KV-Einstiegsgehalt, aber gehts doch in den Handel dort wartet der Reichtum für den Pöbel /sarc off

  2. Bitte um Info bzgl. der Verträge zw. Impfstoff-Hersteller und EU und Länder!!!!!

    3 Wochen habts noch Zeit…. Schön langsam wirds…. zum in die Gänge kommen…

  3. Aber bitte nicht alles für Champagner auf einmal ausgeben, ihr müsst auch noch von dem üppigen Gehalt an eure Pension denken und dafür ein paar Euro zur Seite legen. Da die meisten von euch in einem systemrelevanten Beruf arbeiteten, müsst ihr schon verstehen, dass ihr neben dem Applaus nicht auch noch ein Gehalt bekommen könnt, von dem man leben kann. !!!Applaus an die Gewerkschaft!!!

  4. Wie soll man davon leben????

    Besonders, wenn man auf ein Auto angewiesen ist und/oder Familie hat?

  5. Und wieder ein effektives Minus bei den Erhöhungen die wir bereits haben und die noch kommen werden. Danke für nichts!

  6. Das Ergebnis ist durchwachsen. Ich kann verstehen, dass der Kollektivvertrag für Einzelhandel und Großhandel (Supermarkt) da schon eine Kluft beinhaltet. Die Kleinbäckerei mit 2 Angestellten im Verkauf wird da nicht mehr zahlen können. Supermärkte aber schon.

    Da die WKÖ den neuerlichen Lockdown durch ihr Lobbying gegen frühzeitigere und lindere Maßnahmen mitverschuldet hat, und der Handel durch permanente Interventionen der WKÖ bei der Regierung nun wieder schwer geschädigt ist, habe ich eine Frage: Wie wird die WKÖ zur Rechenschaft gezogen? Zahlen die ihren Mitgliedern die Ausfälle? Streckt die Allgemeinheit nun vor und holt sich dann das Geld zurück?

    Die WKÖ hat offiziell 1 Milliarde € Rücklagen. Man munkelt vom Doppelten real. Für solche Krisen wurden die Rücklagen ja geschaffen. Wann zahlt die WKÖ? Noch dazu, da wir grundsätzlich das Verursacherprinzip in unserer Rechtsordnung haben.

  7. Wieder ein Lohnabschluss, bei dem die Gewerkschaft einen Kaufkraftverlust und Reallohnverlust ihrer zahlenden Mitglieder verhandelt. So eine Gewerkschaft braucht niemand. Kein Wunder, dass sich bei den Pflegekräften bereits eine neue Gruppe gegründet hat, die Freien Arbeitnehmer*innen und hoffentlich werden sich andere Branchen auch dazu tun. Neue Gewerkschaften braucht das Land, nicht Funktionäre die die unions als Selbstbedienungsladen ansehen. Und dann ihre Mitglieder verarschen.

    • Bitte verraten sie mir, welche neue Gruppe das ist, ich komme aus der Pflege (gehob. Dienst). Aber ich kenne die neue Gruppe nicht……

  8. Seit 15 Jahren schliesst der ÖGB REALLOHNVERLUSTE vür die Arbeitnehmer ab – diesmal besonders leicht zu erkennen:
    – die Inflationsrate liegt bei ca. 3,7 %
    – und die Abschlüsse bei ca. 3,5 und 2, % für den Handel.

    Was fehlt ist die PRODUKTIVITÄT, das reale Wachstum.!!!

    Liest man irgendwelche Zeitungsberichte wie auch hier … so scheint die Produktivität überhaupt keine Rolle mehr zu spielen … ???
    Die ökomnomische Dummheit ist grenzenlos …

  9. Nachdem unsere bisherigen Regierungen die kalte Progression wie eine heilige Kuh behandeln müssten nun die Gewerkschaften bei allen Lohnverhandlungen nur mehr Nettolohnerhöhungen zustimmen, dann,könnte die Wirtschaft es sich mit dem Finanzminister bei einem kleinen Umtrunk ausmachen wer was zu zahlen hat.i

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