Donnerstag, April 18, 2024

30. Femizid in diesem Jahr: Frau wurde erstickt und in Wiener Keller gefunden

30. Femizid in diesem Jahr:

Es ist bereits der 30. Femizid in Österreich in diesem Jahr: Am Dienstag wurde eine Frau tot in ihrem Kellerabteil in Wien aufgefunden. Laut Obduktionsergebnis wurde die Frau erstickt. Die Angehörigen werfen der Polizei schwere Ermittlungsfehler vor.

Wien, 01. Dezember 2021 | Eine Frau ist am Dienstag tot in ihrem Kellerabteil in Wien-Brigittenau entdeckt worden. Nun liegt auch das Obduktionsergebnis vor: “Tod durch Ersticken”, berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich der APA am Mittwoch. “Das heißt, ein Fremdverschulden liegt vor. Dementsprechend werden die Ermittlungen weitergeführt.” Nach dem Lebensgefährten wird gefahndet. Er dürfte sich ins Ausland abgesetzt haben, sein Auto wurde am Flughafen Wien-Schwechat gefunden.

Frau war bereits als vermisst gemeldet

Laut der Tageszeitung “Der Standard” (Mittwoch-Ausgabe) hatte sich der Mann ein Flugticket in den Iran gekauft – für sich alleine. “Es hat Reisedatenerfassungen gegeben und man hat feststellen können, dass er sich ein Ticket in den Iran gekauft hat und scheinbar die Reise angetreten hat”, bestätigte Polizeisprecher Dittrich. Der 64-Jährige besitzt die kanadische und iranische Staatsbürgerschaft.

Bis die 60-Jährige gefunden wurde, hatte es einige Zeit gedauert. Die Frau war von ihrer Tochter am 21. November als vermisst gemeldet worden. Diese hatte das letzte Mal zwei Tage zuvor, am 19. November, gegen 22.30 Uhr Kontakt mit ihr. An dem Tag, als die Abgängigkeitsanzeige erstattet wurde, hielt die Polizei Nachschau an der Wohnadresse und auch im Keller der Frau. In der Wohnung wurden keine Kampfspuren oder Hinweise auf Gewaltanwendung entdeckt.

Laut Dokumentation der Polizei wurden im Zuge der Ermittlungen auch diverse Abfragen durchgeführt – bei der Rettungszentrale bzw. dem Rettungsdienst, in den Spitälern, der Anhaltedatei und Haftanstalten. Eine Handyortung sei ergebnislos verlaufen.

Auch nach dem Pkw sei in der Wohnumgebung gesucht worden, ebenfalls ergebnislos. Eine Anfrage bezüglich der Ortung des Wagens sei im Gang gewesen. Laut “Standard” fanden schließlich Freunde und Bekannte der Toten das Fahrzeug am Wiener Flughafen in Schwechat und meldeten es den Ermittlern. Bei der Staatsanwaltschaft hatte die Polizei eine Anordnung eingeholt, um die Konten des 64-jährigen Mannes einsehen zu können.

Polizei soll zu langsam und zu wenig ermittelt haben

Am gestrigen Dienstag durchsuchten schließlich Polizeibeamte mit einem Diensthund erneut das Wohnhaus der Frau. Der Hund führte die Ermittler schließlich zu der Toten, die im Kellerabteil unter Gegenständen vergraben lag. “Die Leiche der Frau wurde bewusst so versteckt, dass man wirklich aktiv danach suchen musste. Man musste Reifen und Decken wegräumen, sie war sehr gut verborgen”, schilderte Dittrich. Ein Verwesungsgeruch sei nicht feststellbar gewesen. Wann genau die Frau gestorben ist, war vorerst nicht bekannt. “Der genaue Todeszeitpunkt liegt mir nicht vor”, so der Polizeisprecher.

Wie der „Standard“ am Mittwoch berichtet, werfen die Angehörigen der ermordeten Frau der Polizei schwere Ermittlungsfehler vor. Zehn Tage lang sei trotz eindeutiger Hinweise nicht ermittelt worden, sagen Sohn und Tochter der ermordeten Frau. Nach mehrmaligen Hinweisen durch die Geschwister gingen die Ermittler lange nicht von einem Tötungsdelikt aus. Erst nach über einer Woche nach der Vermisstenmeldung soll im Keller des Opfers nachgeschaut worden sein. Die Landespolizei weist die Vorwürfe zurück.

“Niemand fühlt sich in der Sicherheits- und Frauenpolitik zuständig”

Da nun feststeht, dass die 60-Jährige ermordet wurde, ist ein weiterer Femizid zu beklagen. Laut einer Aufzählung der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser sind damit in Österreich bereits 30 Frauen von ihren (Ex-)Partnern in diesem Jahr getötet worden.

„Es ist unerträglich, dass in Österreich laufend Frauen ermordet werden und niemand fühlt sich in der Sicherheits- und Frauenpolitik zuständig“, zeigt sich Klaudia Frieben, Vorsitzende des Frauenrings, betroffen und zornig. „Während bei Gewaltschutzgipfeln schöne Worte fallen, werden Frauen im Stich gelassen“, so Frieben.

Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Die Morde an Frauen werden auch als Femizide bezeichnet. Das bedeutet, dass hinter dieser Tat oft keine individuellen, sondern gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen.

Hilfe für von Gewalt Betroffene gibt es hier:

Frauenhelpline (Mo–So, 0–24 Uhr, kostenlos): 0800 / 222 555

Opfer-Notruf (Mo-So, 0-24 uhr, kostenlos, anonym): 0800 / 112 112

Männerberatung (Mo–Fr, Ortstarif): 0720 / 70 44 00

Männernotruf (Mo–So, 0–24 Uhr, kostenlos): 0800 / 246 247

Telefonseelsorge (Mo–So, 0–24 Uhr, kostenlos): 142

(apa/jz)

Titelbild: APA Picturedesk

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11 Kommentare

  1. Femizid……für mich eine Verharmlosung von Mord an Frauen.
    Eingeführt wurde das Wort erst, als sich die Mehrzahl der Täter auf Ausländer bezog.

  2. Vielleicht hatte man weniger Zeit, weil Turnschuhkäufer kontrolliert werden mussten?

  3. Die wahnsinnige Covid-Zwangspolitik führt an allen Ecken der Gesellschaft zu Leid und zusätzlichen Todesfällen, Gewalt in der Familie ist explodiert, psychosoziale Anlaufstellen sind völlig überlastet, hunderttausende Familien sind in schwerste Krisen geschlittert….. aber man macht einfach weiter, was für ein Wahnsinn! Selbst wenn es Ebola gewesen wäre hätte jedem klar denkenden Menschen bewußt sein müssen was hier gesellschaftlich mit so einer Wahnsinnspolitik angerichtet wird.
    Diese Regierung hat mit ihrer Bösartigkeit und Unfähigkeit tausende Menschen umgebracht, die Hälfte der “Coronatoten” sind an den Folgen der Lockdowns gestorben, nicht an Corona.

    • Nicht die “Covid Zwangspolitik ist schuld an den Frauenmorden und an allem anderen Unrecht was Frauen auf dieser Welt geschieht sondern die Männer. Sie machen es sich ein wenig zu leicht sorry.

  4. Der fast schon wöchentliche Frauenmord. Lang lebe das Patriarchat …..Ironie off…

  5. Femizid, auch Feminizid, (‚Frauentötung‘; aus englisch femicide, analog zu englisch homicide ‚Tötung eines Menschen‘ in Anlehnung an lateinisch femina ‚Frau‘ und lateinisch caedere ‚töten‘) ist die Tötung von Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht (Geschlechtermord).

    Das Wort Femizid wird auch in einer allgemeineren Bedeutung für jegliche Gewalt an Mädchen und Frauen mit Todesfolge unabhängig von der Motivation verwendet.

    Für Frauen in Österreich, ist es wahrscheinlicher ermordet zu werden, als bei einem Autounfall auf einer Autobahn ums Leben zu kommen.

    https://www.hagerhard.at/blog/2019/01/femizid/

    • Der Frauenmord ist ja nur die Spitze des ganzen Wahnsinns. Die allermeisten Frauen in meinem Umfeld können von mehr oder weniger schwerem sexuellen Missbrauch berichten oder kennen selber mindestens eine Betroffene. Und damit meine ich nicht nur den berühmten Klapser auf den Po sondern vor allem sexuelle Übergriffe im Kindes- oder Jugendlichenalter oder später von ihren Ehemännern. Sie wären schockiert was Frauen erzählen, wenn sie unter sich sind.

      • Ich denke jeder wäre schockiert,wenn man das erfahren würde. Und ich weiß,wielange es dauert bis Frauen überhaupt darüber sprechen können.

        Jede Gewalttat ist Eine zuviel.

        Aber eines darf bei all dem schlimmen nicht vergessen,es gibt auch Frauen,die Männer ermorden,die Männer schlagen,die Männer demütigen. Da wären auch viele schockiert,wenn ich da einiges erzählen würde und wenn ich an den ewig langen Kampf denke bis es das erste Männerhaus gab,da gab es schon lange Frauenhäuser,aber Männerhäuser nein,das war ein Kampf,besonders mit der ÖVP,manchesmal dachte ich,ich haue alles hin,ich kann nicht mehr. Aber es war und ist ein großes Tabu Thema in unserer Gesellschaft,die Gewalt der Frauen gegenüber Männer. Die ÖVP hat damals war noch unter Ratzböck,alles,aber auch alles blockiert,nur irgendwann wurde ihnen in Wels das Pflaster dann zu heiß,war zu einer Zeit,wo wir Roten schon so müde und mürbe waren und mehr oder weniger den Kampf augegeben haben,dann kamen die Schwarzen und haben es als ihre Idee verkauft,war in Wels im übrigen auch beim Frauenhaus so.

        Und ich denke mir oft,wenn so mancher Mensch egal welchen Geschlechtes mal hören würde,was da zum Vorschein kommt,wenn sich jemand darüber reden traut,viele würden es anders sehen.

        Kenne es doch,von Männern kommen doch oft die Aussagen,na ja,die Alte bettelt doch darum,Frauen sagen oft über Frauen,na ja,die sucht sich doch immer den selben Typen,die braucht das.

        Bei Gewalt von Frauen gegen Männern,hört man,von Männern,das macht meine Alte genau einmal mit mir,dann faschiere ich sie und von Frauen hört man oft,mein Gott,was für ein Weichei.

        Ich hab mal einen Spruch gesagt bekommen von einer Frau,den werde ich niemals vergessen,da ging es darum,daß sie ihren Mann eben immer wieder mal eine antauchen musste,wie sie es nannte,auf meine Frage warum denn? Kam von ihr die Ansage,na bitte was willst denn sonst machen mit so einem Mann,gibst ihm ein Glas Wasser säuft er es,gibst ihm a Watschn dann heult er,also muß es eben sein.

        Und ja,es gab immer schon Gewalt in beiden RIchtungen,aber heute steht eben gleich alles in den Medien,damals wussten es die Nachbarn und damals wie heute gibt es Ärzte die den Fall über die Stiege usw. immer noch als gegeben nehmen.

        Gewalt ist zu Verachten,aber ob es jemals anders werden wird,ich habe die Hoffnung verloren.

        • Ich kenn auch beide Seiten und das aus nächster Nähe. Angefangen von einer Frau die vom Freund erdrosselt wurde bis zu einem Ehemann der von seiner Frau so häufig mit Mord bedroht wurde, dass er schließlich im Keller des gemeinsamen Hauses lebte aus Angst. Es sollte für alle Opfer von Gewalt einen sicheren Ort geben natürlich auch für Kinder.

        • Liebe soschautsaus, bin ganz bei Ihnen. Gewalt ist auch immer ein Ausdruck von Hilflosigkeit…
          Trotzdem muss es heller werden Österreich!

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