Donnerstag, April 25, 2024

Kurzgeschichte – Kommentar

Kommentar

Aus. Vorbei. Dass andere nun den Scherbenhaufen aufkehren müssen, den Kurz hinterließ, ist zwar nicht fair, aber besser so für alle Beteiligten, vor allem für das Land. The show must go on.

Thomas Walach

Wien, 02. Dezember 2021 | Als Kurz Integrationsstaatssekretär wurde, war schon klar: Der wird mal Kanzlerkandidat. Damals glaubte er noch selbst daran, dass sich „Leistung lohnen“ müsse. Damals dachte er noch, man müsse den Kindern von Zuwanderern eine Chance geben, sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg zu schaffen. Wenige Jahre später waren sie und alle anderen im Land nur noch politische Verschubmasse für einen unverbesserlichen Narzissten.

Die politische Vision des Sebastian Kurz hat nur drei Buchstaben: „Ich.“

Dass eine derart substanzlose Politik sich früher oder später als Luftnummer entpuppen würde, war klar. Aber wer hätte damit gerechnet, dass sie solch nachhaltigen Schaden anrichten würde?

Im Pandemiemanagement hat Kurz spektakulär versagt. Wie viele der über 12.000 Toten auf das Konto seiner Showpolitik gehen, werden wir nie erfahren. Zuletzt wirkte es aber, als gäbe sich Kurz alle Mühe, seine Drohung von den 100.000 Toten wahr zu machen.

Was bleibt politisch außer dem Scherbenhaufen der Coronapolitik? Eine Senkung der Unternehmenssteuern, die Abschaffung des Acht Stunden-Tages und die Kontrolle der Sozialversicherung durch die Arbeitgeber. Herzlich wenig für zwei Regierungen, aber man muss wohl froh sein, dass nicht mehr gelang.

Engel oder Verbrecher

Österreich ist dank Kurz und seinem Ego-Trip in eine beispiellose Phase der Instabilität gerutscht. Seit 2017 hatten wir vier Kanzler, ein fünfter steht vor der Tür. Wenn Kurz zurück schaut auf seine Regierungsjahre, kann er dann feststellen, dass Österreich sozialer, sicherer, wohlhabender wurde? Geht es den Menschen im Land besser als während der von ihm sinnlos gesprengten Regierung Kern-Mitterlehner? Das Gegenteil ist der Fall. Und wofür? Damit eine unreife Buberlpartie ihren Machtrausch ausleben konnte.

„Ich bin kein Engel und kein Verbrecher“, sagte Kurz in seiner Rücktrittsrede. Der markige Spruch wird fleißig apportiert, obwohl er reine Litigation-PR ist. Denn ein Verbrecher ist er mutmaßlich schon. (Es gilt die Unschuldsvermutung.)

Die Kurz-Politik wird weitergehen. Für alle, die gegen Korruption und Klassenkampf von oben angekämpft haben, ist es trotzdem ein sehr guter Tag. Aber klar ist: Jene, die Kurz in lichte Höhen lobten, werden das auch mit seinem Nachfolger tun. The Show must go on.

Ehrlich abnehmen konnte man Kurz die Freude über die Geburt seines Sohnes. Ein Kind sei etwas ganz Besonderes, sagte er, man könne es den ganzen Tag anschauen. Hätte er sich bloß auch die Kinder in Moria angeschaut!

Titelbild: APA Picturedesk

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