Clip in Norwegen bricht Klischees
Die norwegische Post zeigt in ihrem diesjährigen Weihnachtsfilm einen Weihnachtsmann, der sich in einen Mann verliebt – und erntet dabei positive Reaktionen aus aller Welt.
Oslo, 02. Dezember 2021 | Die norwegische Post (“Posten”) hat zur heurigen Weihnachtszeit einen besonders herzerwärmenden Werbespot gedreht. Der knapp vier Minuten lange Clip ist betitelt mit „When Harry met Santa“. Bei der Namensgebung spielt er auf die Komödie „When Harry met Sally“ an. Der norwegische Werbespot zeigt hingegen die Liebesgeschichte von Harry und dem Weihnachtsmann.
Homosexuelle Liebe an Weihnachten
Als der Weihnachtsmann Geschenke in Harrys Haus ablegt, sehen sich die beiden zum ersten Mal. Es scheint Liebe auf dem ersten Blick zu sein. In den darauffolgenden Jahren begegnen sich die beiden immer wieder – jedoch nur an Weihnachten. Im Laufe der Zeit wird es für Harry immer schwerer, ein ganzes Jahr immer wieder aufs Neue von seinem Liebsten getrennt zu sein.
Am Ende des Werbespots bekommt Harry an Weihnachten überraschenderweise diesmal die Geschenke von einer Briefträgerin überliefert, ansatt wie gewohnt vom Weihnachtsmann. Verwundert kehrt Harry zurück ins Haus, wo er den Weihnachtsmann im Wohnzimmer auffindet. Dieser hat sich zu diesem Jahr am Fest der Liebe freigenommen, um seine Zeit mit Harry zu verbringen. Mit einem Kuss und dem Schriftzug „In 2022, Norway Marks 50 years of being able to love whoever we want“ (“In 2022 sind es 50 Jahre, in denen man in Norwegen lieben kann, wen man möchte“) endet der Spot.
50 Jahre Jubiläum Liebe für alle
Der Werbeclip der Norwegischen Post macht auf die Entkriminalisierung der Homosexualität in Norwegen aufmerksam, die 1972 stattfand. Die Marketing-Direktorin von „Posten“, Monica Solberg, sagt: „Posten ist eine inklusive Arbeitsstelle mit großer Diversität und wir würden gerne das 50. Jubiläum mit dieser schönen Liebesgeschichte feiern“.
Norwegen gilt als eines der LGBTQIA+-freundlichsten Länder in Europa und steht im „Spartacus Gay Travel Index 2021“ auf Platz 18 der Welt. Des weiteren legalisierte Norwegen als erstes skandinavisches Land 2009 die Ehe für alle. Auf die Frage, ob der Spot nicht eine Vermischung von Politik und der Weihnachtsbotschaft sei, antwortete Solberg gegenüber lokalen Medien: „Das Recht zu lieben, wen auch immer wir wollen, ist ein fundamentales Menschenrecht und nicht eine politische Sache in freien und demokratischen Gesellschaften im Jahr 2021.“
Positive Reaktionen aus der Welt
Der Werbespot ging nicht nur in Norwegen viral, sondern sorgte auch international für Aufsehen und Diskussionsstoff. Beispielsweise twitterte Randall Garisson, Mitglied des kanadischen Parlaments: „Okay, ich breche meine Kein-Weihnachten-vor-Dezember-Regel um Posten Norge für diese starke und bewegende Botschaft der Inklusion zu danken, die 50 Jahre Entkriminalisierung der Homosexualität in Norwegen feiert.“ Auch britische, amerikanische oder deutsche Medien berichteten von dem Weihnachtsspot.
Trotzdem gibt es auch negative Reaktionen auf den Spot, wie in den YouTube-Kommentaren unter dem Video. Manche Personen sprechen sich gegen das Video aus und kommentieren beispielsweise: „Danke Posten Norge für das, was ich gerade gesehen habe. Alle meine Vorstellungen aus meiner Kindheit über den Weihnachtsmann sind in nur 3 Minuten zusammengebrochen.“, zitiert etwa die deutsche Zeitschrift “Stern”.
Der größte Teil der Kommentare ist jedoch positiv, viele bedanken sich für den Spot. Auch auf Twitter gibt es Unterstützung und Zustimmung. Argumente von Gegner des norwegischen Weihnachtsspots werden beispielweise so entkräftet:
In Norwegen feiert man 50 Jahre Entkriminalisierung von Homosexualität mit einem Clip, in dem sich der Weihnachtsmann in einen Mann verliebt.
Es hagelt entsetzte Kommentare, weil "Santa in Wirklichkeit nicht schwul ist".
Santa. In Wirklichkeit. Ne, is klar, Leute.
— Sebastian 23 (@mondschaf23) November 28, 2021
(jz)
Titelbild: APA Picturedesk