Dienstag, April 23, 2024

Society-Reporterin in Medienbeirat – Dora Varro Kandidatin des Kanzleramts

Dora Varro Kandidatin des Kanzleramts

Bisher war Dora Varro nur eingefleischten Kennern der österreichischen Medienszene ein Begriff. Nun sitzt die Journalistin seit Mitte November im Fachbeirat der RTR und vergibt somit Millionen an private und nichtkommerzielle Fernsehstationen. Dabei besitzt Varro selbst eine TV-Produktionsfirma.

Wien, 4. Dezember 2021 | Dora Varros Werdegang führte sie quer durch den deutschsprachigen Boulevard mit Stationen bei Österreich/Oe24, Krone und zuletzt als BILD-Korrespondentin, Reporterin und Kolumnistin. Nun sitzt Varro auch im Fachbeirat der RTR GmbH. Diese vergibt jährlich 20 Millionen Euro an private TV-Sender und weitere drei Millionen an nichtkommerzielle Stationen. Der Fachbeirat berät den Geschäftsführer bei Förderentscheidungen, seine Empfehlungen haben intern großes Gewicht.

Nun ist Varro allerdings nicht nur Mitglied im Fachbeirat, sondern besitzt mit der Varro Media GmbH auch eine Produktionsfirma. „Als eine Media GmbH produzieren wir natürlich diverse Inhalte (z.B. Portraits und tagesaktuelle Themen) für verschiedene Auftraggeber. Aber: Nie für eine Partei. Nie fürs Bundeskanzleramt. Nie für Ministerien oder für eine nachgelagerte Stelle von Ministerien”, sagt Varro auf Nachfrage. Für welche Medien ihre Firma produziert, bleibt unbeantwortet.

Sollte Varro für österreichische Privatmedien oder nichtkommerzielle produzieren, stellt sich die Frage der Vereinbarkeit mit ihrer Position im Fachbeirat, welcher Förderungen an eben genau diese Medien berät und bewertet. Die Letztentscheidung trifft zwar die Geschäftsführung, das Wort des Beirats ist nicht bindend, hat aber großes Gewicht.

Von Bundeskanzleramt angefragt

Formal ist der Bundeskanzler für Medien und damit Vorschläge an den Ministerrat zuständig. Alle drei Jahre muss der Fachbeirat der RTR bestätigt oder neu besetzt werden. Heuer gibt es zwei Änderungen im fünfköpfigen Gremium. Die eine ist eben Dorra Varro, die andere DDr. Krisztina Rozgonyi, MBA und Universitätsassistentin am Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Wien. Rozgonyi wurde von den Grünen vorgeschlagen, Varro vom türkisen Koalitionspartner. Laut Varro hat sie sich für die Besetzung nicht selbst in Spiel gebracht, sondern wurde vom Bundeskanzleramt angefragt.

Wie man auf die Journalistin als Kandidatin gekommen ist, bleibt auf ZackZack-Nachfrage unbeantwortet. Man verweist lediglich darauf, dass alle fünf Personen einstimmig im Ministerrat von der Bundesregierung bestellt wurden.

Ganz so begeistert dürfte man bei den Grünen über die Wahl der ÖVP allerdings nicht sein. Man habe auf die mögliche Unvereinbarkeit aufgrund der Produktionsfirma von Varro hingewiesen. Dies sei von der ÖVP aber ignoriert worden, heißt es aus grünen Kreisen.

Ungewöhnlich scheint die Bestellung auch bei einem Blick auf die bisherigen Mitglieder des Fachbeirats. Seit seinem Bestehen 2010 ist Dora Varro die erste Journalistin, die in das Gremium berufen wurde. Den Beirat zur Privatrundfunkförderung leitet seit Entstehung Michael Holoubek (WU Wien), einer der wichtigsten Rundfunkrechtler Österreichs. Auch Philip Graf, Geschäftsführer der Bundessparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer, ist seit 2010 dabei. Die anderen drei Positionen wurden abwechselnd von Personen aus dem Medien- und öffentlichen Recht und der Abteilung für Medienangelegenheiten des Bundeskanzleramts besetzt.

Bisherige Arbeit

Wie bereits erwähnt hat Varro ihre bisherige Karriere im Boulevard verbracht, einen Großteil davon mit Society-Berichterstattung. Am 1. Mai 2016 gab Wolfgang Fellner bekannt, dass Varro die Chefredaktion von Österreich unterstützen werde, zeitgleich übernahm sie laut Aussendung auch den Posten der Chefredakteurin des Fellner-Magazins MADONNA. Allerdings war sie auch für den ORF tätig. 2018 im Zuge der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs produzierte Varro mit der VoooP GmbH, deren Geschäftsführerin sie damals war, die zehnteilige Sendungsreihe „Europa backstage“. Diese wurde vom ORF-Redakteursrat heftig kritisiert, wie der Kurier Ende September 2018 berichtete. „Es herrscht großer Ärger in der Redaktion“, wird Dieter Bornemann in seiner Funktion als Redakteursvertreter zitiert. „Europa backstage hat nämlich die optische Anmutung eines journalistischen Magazins, der Inhalt entspricht aber nur einer unkritischen Belangsendung.“ Auch der Kurier lässt in seinem Artikel kein gutes Haar an der Sendung. „Da wurde Salzburg gelobt, die Polizei gelobt und Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sogar ‚geliebt‘. Selbst bei Ex-SPÖ-Chef Christian Kern war alles palletti“, wurde berichtet.

Außerdem heißt es in dem Text: „Dass Varros Bruder Mitglied des Kabinetts von Medien-Minister Gernot Blümel ist, muss nichts bedeuten.“

Daniel Varro ist auch heute (wieder) im Kabinett des mittlerweile zurückgetretenen Blümel tätig, er ist stellvertretender Kabinettschef. Dazwischen war er unter Finanzminister Hartwig Löger in dessen Kabinett tätig und sandte ihm im Jänner 2019 eine im Zusammenhang mit der Inseratenaffäre brisante Chat-Nachricht. ZackZack berichtete.

In ÖVP-Kreisen ist Dora Varro auch sonst gut vernetzt: Varro ist gut mit der Ehefrau von ÖVP-Großspender Alexander Schütz, der Herausgeberin des ÖVP-nahen “Exxpress”, Eva Schütz, befreundet.

(bp)

Titelbild: Andreas Tischler

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27 Kommentare

  1. Das zeigt, wie skrupellos diese ÖVP geworden ist. Unvereinbarkeiten werden beiseite geschoben und ignoriert. Es zählt nur mehr, wer nützt meiner Partei und dem schwürkisen Umfeld!

  2. Vielleicht sollte man die Medienförderung bald von den Staaten zur viel unabhängigeren EU auslagern und dort entsprechend überwachen lassen?

  3. Bravo!! Ich war schon besorgt daß sich in Österreich etwas (zum Besseren) ändern könnte!!! 🙂

  4. Hab mich schon gewundert woher das Geld für den exXpreserl herkommt.
    Eigenes Vermögen steckt da sicher nicht drin.

  5. Buchtip

    Warum schweigen die Lämmer

    Rainer Mausfeld
    Verlag Westend
    ISBN 978-3-86489-903-4
    Erscheinungsdatum 29.3.2021

  6. Passt doch perfekt und die ÖVP macht einfach da weiter, wo sie aufgehört hat nur halt mit neuen Namen am Ruder.

  7. Ein gelernter Österreicher hat sich nichts anderes erwartet. Die ÖVP wird ihr falsches Spiel weiterspielen, solange es die Grünen zulassen.

  8. Die Impfung hat eine arge Nebenwirkung: Pausenlos treten Politiker im Fernsehen auf und lügen wie Gedruckt. Und die Medien drucken was die Politiker uns vor lügen.

  9. Ich habe von dieser Dame noch nie etwas gehört. Wollte mich über google schlau machen.
    Dann hab´ ich gespieben.

  10. Selbst zum Abgang wird noch mitgenommen, was geht. Familie auf entscheidende Positionen setzen, die Geld kriegen fürs Geld ausgeben an eben jene Medien, die durch ihre Berichterstattung dann wieder einen Wahlsieg herbeiführen können sollen. Das ist ein Karussell und Karussellgeschäfte sind doch eigentlich verboten.

    Das Karussell zeigt sich ja auch an den Verflechtungen oe24 – Krone – Bild – Produktionsfirma – Bruder – Schütz – exxpressTV – Schmitt – oe24. Da dreht sich auch ein Karussell. Mir wird schwindlich.

    • Die dame muss sofort entfernt werden, genau so wie die ganzen unnötigen message controller, berater, rückabwicklung von personalbesetzungen, etc
      Reinen tisch machen, ihr schwarzen brüder.
      Türkis ist toxisch.

  11. Bemerkenswerter ist wohl, dass eine Oberstaatsanwältin der WKSTA zur Kanzlei Ainedter gewechselt ist. Die veröffentlichten Beweggründe zeigen wie verheerend es in der österr. Justiz aussieht. Auch mit sachlicher Kritik kann man dort überhaupt nicht umgehen. Machtgeil, faul und entscheidungsschwach bezeichnet ein Richter in Deutschland seine Kollegen. In Österreich ist es offenbar noch viel schlimmer.

  12. Langsam wird man vor allem was gekaufte Medien und deren Basiskorruption anbetrifft, schon müde überhaupt noch etwas zu posten.
    Unser BP will nun auch noch dass wir weiter Freude in diesem Land haben, gedenkt aber noch immer nicht diese Sümpfe trocken zu legen und diese Korruption auszumisten.
    Auch dieser ist für mich schon überfällig das er zurücktrit und langsam zum Bottleneck der überfälligen grundlegenden Veränderung

  13. Von der türkis(schwarzen) Medienkorruption scheinen die Schwarzen ja wenig gelernt zu haben. Man mauschelt im Hintergrund so weiter wie bisher. Kurz und seine türkisen Freunde machten ja nur 2 Fehler. Sie haben es massiv übertrieben und der weitaus größte Fehler war, dass ihre (Medien-)Korruption öffentlich wurde. Ansonsten wären Kurz und seine türkisen Freunde weiterhin im Amt und die Schwarzen würden ihren (Ex-)Messias weiterhin beklatschen.

  14. Die ÖVP ist an Kriminellen Handeln nicht mehr zu überbieten ……die Anklagebänke warten schon ist nur mehr eine Frage der Zeit die Ö auch noch übersteht!

  15. family-buisness as usual

    was für eine zutiefst korrupte partei diese övp doch ist.

    es wird wirklich höchste zeit diese verbrecher aus ihren ämtern zu jagen.

  16. Die Entscheidung für Varro ist also unter Schallenberg gefallen. Damit war sie den Herrn Fleischmann und Kurz also mehr als genehm!

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