Freitag, April 19, 2024

Kritik an Kocher-Aussagen zu Frauen-Teilzeit – »Zynisch«

»Zynisch«

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) meint, dass das Arbeitskräfteproblem gelöst werden könne, “wenn alle Frauen, die Teilzeit beschäftigt sind, nur ein paar Stunden mehr arbeiten würden.” In Anbetracht der ÖVP-Chats zur gekürzten Kinderbetreuung sehen dies viele als “zynisch”.

 

Wien, 28. Dezember 2021 | Arbeitsminister Kocher (ÖVP) sorgte mit seinem gestrigen Interview im „Standard“ für Empörung. Nach dem Arbeitskräftemangel befragt sagte Kocher: „Wenn alle Frauen, die Teilzeit beschäftigt sind, nur ein paar Stunden mehr arbeiten würden, hätten wir kein Arbeitskräfteproblem mehr.“ Um Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, sei die Attraktivität des Arbeitsplatzes entscheidend, so Kocher, der damit neue Formen der Besteuerung und Selbstentwicklung ansprach.

Aufregung um Kinderbetreuung

Erziehungsarbeit und Pflege von Familienmitgliedern ist zum Großteil immer noch Frauensache. Erst kürzlich wurde im Zuge der ÖVP-Chats rund um Ex-Kanzler Sebastian Kurz und Thomas Schmid bekannt, dass die ÖVP den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen eigenständig torpediert hatte. Um die Regierung Kern-Mitterlehner erfolglos aussehen zu lassen, wollte Kurz „ein Bundesland aufhetzen“. So sollten die geplanten 1,2 Milliarden Euro für Nachmittagsbetreuung mit Rechtsanspruch auf der Zielgeraden noch verhindert werden. Die Regierung Kern-Mitterlehner wurde, wie aus den Chats ersichtlich, torpediert und Neuwahlen vom Zaun gebrochen. In seiner ersten Legislatur als Kanzler kürzten Kurz und Ex-Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) die Nachmittagsbetreuung auf rund ein Drittel des ursprünglich vorgesehenen Betrags.

Den Aufruf, doch einfach mehr arbeiten zu gehen, wollten viele Frauen so nicht stehen lassen:

Arbeiterkammer fordert bessere Kinderbetreuung

Auch die Arbeitnehmervertretung kann die Anregung Kochers nicht nachvollziehen. „Wenn Frauen in Teilzeit mehr arbeiten sollen, muss es ihnen ermöglicht werden. Das Wichtigste dabei: endlich ein ausreichendes Angebot an qualitätsvollen, ganztägigen Kinderbetreuungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zur Schule“, so Gernot Mitter von der AK Wien. Von Frauen dominierte Branchen wie der Handel, böten darüber hinaus oftmals nur Teilzeitstellen an, kritisiert Mitter.

Scharfe Kritik kommt von SPÖ-Frauenvorsitzender Eva-Maria Holzleitner und SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Ruth Manninger an den Aussagen von Arbeitsminister Kocher. “Österreich liegt bei der Teilzeitarbeit EU-weit im Spitzenfeld. Teilzeit ist wegen fehlender Infrastruktur noch immer Frauensache. Kochers Aussagen sind zynisch“, so Holzleitner. „Frauen leisten noch immer 11 Stunden täglich unbezahlte Arbeit. Statt Zynismus braucht es Verantwortung“, so Holzleitner und Manninger unisono

Kocher: Debatte in Österreich „nicht ganz einfach“

Auf seinem Twitteraccount kritisierte Kocher die Diskussionskultur in Österreich. Diese habe seine Aussagen bewertet, obwohl diese völlig wertfrei gemeint gewesen seien. Dass auch Kocher selbst „den Ausbau von Kinderbetreuung weiterführen“ will, stieß angesichts der ÖVP-Chats auf wenig Glaubwürdigkeit, bei den Nutzern in den sozialen Medien.

(dp)

Titelbild: APA Picturedesk

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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30 Kommentare

  1. Bevor Herr Kocher mehr Arbeitsleistung von Frauen einfordert, soll er vorher dafür sorgen, dass auch genügend Kinderbetreuungsplätze für diese Mütter angeboten werden. Und zwar nicht nur von 8 bis 12 Uhr. Denn damit wäre die Wirtschaft selbstverständlich nicht zufrieden.

    Also, Herr Kocher, weiter als bis zum Rand des Suppentellers denken!

  2. Billigarbeitskräfte aus dem Ausland holen: auch die sogenannten Facharbeiter aus dem Ausland zu holen hat nur den Zweck, den einheimischen Fachkräften keinen ordentlichen Lohn zahlen zu müssen. So und so bleiben die Frauen über, denn mit den Fachkräften aus dem Ausland kommen auch deren Frauen als Billigarbeitskräfte…

  3. Die Mütter und die Väter für einen Hungerlohn in die Fabrik und ihre Kinder in die Gosse. Das ist die Wirtschafts-und Sozialpolitik der ÖVP, alles wie gehabt. Aber daran ist natürlich nichts Rechtes, nein, nein. Das alles ist so salonfähig wie das Engelbert-Museum, nicht wahr, Herr Kogler? Nicht wahr, Frau Maurer? Nicht wahr, Herr Mückstein?

  4. Er ist zu ehrlich für die Politik. “Gehts mehr arbeiten, dann fehlen keine Arbeitskräfte, Frauen!” Das ist eine ehrliche Aussage, die ÖVP sieht das genauso, mit jeweils Akzentuierungen: Staatliche Kinderbetreuung brauchen nur die Armen, die Reichen können sie sich eh privat leisten. Wenn die Frauen mehr arbeiten würden, dann müssten wir ihnen nicht mehr bezahlen, weil ja “das Angebot den Preis bestimmt” (auch Kocher). Die ausgepowerten Pflegerinnen sollen sich nicht so anstellen, a bissl was geht immer. Die Frauen sind schuld, wenn noch mehr Ausländer kommen (müssen).

    Er sieht das ganz wertneutral, sagt er. Und in dem Glauben ist er wieder ehrlich. Er glaubt echt daran, dass die Zahlen, die er ins Spiel bringt ohne Wert sind. Das sind sie zwar nicht, aber sie erlauben den status quo zu erhalten und anderen fürs Golfspielen Millionengagen zu geben.

    Das Ressentiment ist so tief verwurzelt, dass es als Grundlage für Wertneutralität stehen kann.

  5. Frauen leisten täglich unbezahlte Arbeit, werden schlechter bezahlt und sollen ihre Kinder am Besten gleich nach der Geburt abgeben! Sie sollen doch “nur” noch ein paar Stunden mehr arbeiten, damit das wenige Geld für die weitere Kinderbetreuung draufgeht! Geht es noch!!!??? Wer da noch Kinder bekommt, hat sich das wirklich nicht gut überlegt !!! Treten Sie gleich zurück, Herr Kocher!!! Der Shitstorm wartet auf Sie!!!

    • Abgesehen davon, dass ich für kocher nix übrig habe, eine frage: muss man, um bei ihnen ein lebensrecht zu haben, in der sog freien wirtschaft tätig sein?

    • Nicht, dass ich Chicago-Boy Kocher verteidigen wollte, nein, nein. Aber man kann ihn auch auf dezentere Weise gerechtfertigter Weise kritisierten, Herr Steißkarli.

  6. Der gehört sofort ausgetauscht der Mensch ist unsozial.
    Dem Volk alles kürzen das können sie. Der sollte mal selber arbeiten zu beginnen dann weiß er auch was Arbeit heißt. Alle Politiker sind sowieso Überbezahlt egal er es ist.

  7. Da sieht man wie kompetent er ist. Erkennt nicht einmal den Grund für die gegebene Teilzeit der Frauen. Aber seine “wertfreie Aussage“ bedeutet ja nichts anderes, als dass die Frauen zu faul wären. Und gar nicht überraschend kommt wieder die alte Masche der ÖVP: Arbeitskräfte aus dem Ausland holen. Das war zuerst der Wirtschaftsbund, der es gar nicht lange nach dem Weltkrieg verlangte, und seither steht es ständig auf dem Programm der ÖVP, anstatt in die Ausbildung und bessere Entlohnung Einheimischer zu setzen, oder in die Besserstellung der Frauen eben.

  8. Es ist nur Schade, dass die Roten an der Macht halt auch nicht anders sind/wären … kennt man ja noch von der GroKo …

    • Würde eher sagen wenn die schwarzen nicht gewesen währen in der Koalition . Siehe das Burgenland. Ich muß neidlos anerkennen was die Roten ohne die Schwarzen in kurzer Zeit dort umgesetzt haben.

      • Im Land der Burgen sind es auch nicht “die Roten”, sondern nur eine einzelne integere Person. Siehe vorübergehend rotes Kärnten, ein selbstgefälliger Kaiser der meint sein Sohnemann habe sich nur deshalb für einen hochbezahlten EU-Job qualifiziert, weil er eben der Sohn eines Politikers ist, der gute Wahlergebnisse eingefahren hat.

        • Kannst nicht mit Kärnten vergleichen siehe 100 jähriges bestehen des Burgenlandes. Nur Rote. (2x Schwarz)

      • Genau das hat auch der Kreisky längst bewiesen. Ohne ÖVP in der Regierung wären die Schulen längst reformiert, gäbe es längst genug Kinderbetreuungseinrichtungen, und die gesetzlichen Krankenkassen hätten jetzt kein Milliarden-Minus.
        A1 z.B. würde jetzt nicht einem mutmaßlich gar nicht korrupten Mexikaner gehören, die BUWOG nicht einer mutmaßlich gar nicht korrupten Gesellschaft. Zwei Beispiele aus einer ganzen Reihe. Genug Intensiveinrichtungen in den Spitälern hatte es dank SPÖ schon, wir hätten uns einiges an lockdown sparen können, hätte nicht die ÖVP durchgesetzt, daß so viele Betten in den Intensivstationen abgebaut worden sind. Und die Millionen, welche jetzt an private Krankenhausbetreiber gehen – wo keine COVID15-Patienten behandelt werden, wären wohl in Pflegekräfte und Schwestern und Ärzteschaft besser investiert gewesen. Bessere Arbeitsbedingungen, Ausbildungsmöglichkeiten, und Entlohnung, für all das steht die SPÖ, und all das wurde und wird konsequent von der ÖVP verhindert. Schüssel und Kurz gesagt: gute Nacht Österreich

      • Die roten waren unter anderem Treiber für die Privatisierung der Pflege…….
        Damit die unzähligen Argenturen, die wie Schwammerl aus dem Boden schiessen und sogut wie nicht kontrolliert werden .
        Jeder dahergelaufene Fachfremde kann eine Vermittlungs Argentur eröffnen und importierte Hausfrauen ohne Qualifikationen als “Pflegerinnen” ( sind aber Personen Betreuerinnen!) vermitteln…..

  9. Ein Bilderbucharschloch … scheint die einzige Qualifikation zu sein, die man für ein schwarzises Ministeramt benötigt … und der AMS Kopp ist mit seinen Ansagern auch auf dem selben Gossenkloakensumpfniveau unterwegs …

    • In der ÖVP sind schon eigenartige Vögel unterwegs. Der eine hat auf dem Handy eine riesige Penisfoto-Sammlung, der andere fotografiert den Arsch der Ministerin bei einem Charity-Event. Was sind das eigentlich für krumme Gestalten?

  10. Auf seinem Twitteraccount kritisierte Kocher die Diskussionskultur in Österreich. Diese habe seine Aussagen bewertet, obwohl diese völlig wertfrei gemeint gewesen seien.

    Das heißt er macht die Go auf ohne zu denken oder es ist ihm Scheiss egal was er sagt…

    • Ein Schwarzer halt….. schnell aufgestiegen, und bereit über den Pöbel zu bestimmen.
      Widerlich

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