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Bundesregierung und Omikron: Verspieltes Vertrauen

Bundesregierung und Omikron:

Die Omikron-Variante schlägt in Österreich gerade voll durch, die Infektionszahlen schnellen in die Höhe. Eltern, Lehrer und Schüler schauen dem Schulstart am Montag nervös entgegen. Das ganze Land blickt wieder einmal gespannt auf die Entscheidungen der Bundesregierung und ihrer neuen GECKO-Kommission. Dabei fragt man sich: Ist da wer?

Barbara Piontek

Wien, 06. Jänner 2022 | Seit Wochen wird vor Omikron gewarnt. Seit Wochen heißt es von Bundesregierung, Experten und Gesundheitsminister man müsse sich vorbereiten, rechtzeitig gegensteuern, die „Welle brechen“.  Nun ist sie da, die Welle. Doch von Maßnahmen ist weit und breit keine Spur. Ganz im Gegenteil, aus den Beratungen der GECKO-Kommission am Dienstag ist zu vernehmen, dass man keine konkreten Empfehlungen abgegeben habe. Man verstehe sich vielmehr als inhaltlicher Lieferant, entscheiden müsse dann die Politik, hieß es.

Und hier sind wir schon mitten im Problem. Die Bundesregierung präsentiert mit großem Trara eine Art Krisenstab (den man in vielen anderen Ländern schon längst hat), mit dem man schneller und zielgerichteter auf neue Varianten und Wellen reagieren kann. Der Stab kann sich zwar treffen, beraten, berichten, doch am Ende bestimmen erst recht wieder die Landeshauptleute über epidemiologische Maßnahmen, was nichts anderes heißt, als dass sich großteils für die eigenen Interessen eingesetzt wird.

Quo Vadis?

Man kann sich ungefähr vorstellen, was bei den Beratungen am Donnerstag zwischen GECKO, Bundesregierung und Landeshauptleuten herauskommen wird, wenn man sich die Inzidenzen in Tirol oder Salzburg ansieht. Vor allem in den Tourismusgebieten greift die Krankheit massiv um sich, doch neuerliche Einschränkungen könnten Geldquellen gefährden. Da ist es ganz praktisch, dass nun Studien den Schluss nahelegen, Omikron könnte meist milde Verläufe zeitigen. Also alles nur halb so schlimm. Schulen können auf jeden Fall (vorerst) offen bleiben, auch wenn der zuständige Bildungsminister selbst keine Ahnung zu haben scheint wie. Das eine Studie des Great Ormond Street Hospital for Children in Großbritannien bei einem von sieben Kindern Long Covid festgestellt hat, fällt unter den Tisch.

Hauptsache scheint zu sein, Eltern können weiter zur Arbeit gehen, und der Wirtschaft fehlen keine Arbeitskräfte. Da passt es auch gut ins Bild, dass mitten im Omikron-Orkan die Tourismusbranche die Aufhebung der wegen Omikron wieder geänderten K1-Regelung fordert. Es fehle sonst zu viel Personal in den Skigebieten.

Es bleibt ein Hin und Her, ein „ja machen wir“ und „nein doch nicht“, ein „koste es was es wolle“ und „ah doch zu teuer“, ein „jedes Menschenleben schützen“ und dann aber doch nur die Wirtschaftsinteressen. Kein Wunder, dass das Vertrauen der Menschen in diese, und vermutlich noch kommenden Regierungen am Boden liegt und die aktuelle anscheinend auch noch Gefallen daran findet, darauf Tango zu tanzen.

Da klingt es fast schon wie blanker Hohn, wenn die GECKO-Kommission verkündet, am Donnerstag mit der Bundesregierung ein Konzept zum Schutz der kritischen Infrastruktur vorzulegen. Im bald dritten Jahr der Pandemie.

Titelbild: APA Picturedesk

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