Donnerstag, April 18, 2024

Kommentar – Das Gfrett mit den Pressesprechern, oder: Ist da wer?

Kommentar

Wie verstehen viele Pressesprecher von Politikern eigentlich ihren Job? Diese Frage stellt sich anhand regelmäßig ausbleibender Anfragebeantwortungen. 

Barbara Piontek

Wien, 13. Jänner 2022 | Vielleicht ist es ein österreichisches Phänomen. Regelmäßig bleiben Anfragen, meist an ÖVP-Minister und Ministerinnen unbeantwortet. Als Journalistin muss man eine Menge Energie und Hartnäckigkeit aufwenden, um irgendwann vielleicht eine Antwort zu erhalten. Ob man mit dieser dann etwas anfangen kann, steht auf einem anderen Blatt Papier. Kurz gesagt, es ist frustrierend. Aber woher kommt dieses Selbstverständnis, oft nicht einmal besonders kritische Fragen einfach nicht zu beantworten? War es schon immer so, oder wann hat es begonnen? Von Journalisten aus Deutschland ist Ähnliches nicht bekannt. Anfragen werden von den Regierungsmitgliedern abwärts in einer vernünftigen Zeit beantwortet, auch wenn es sich natürlich teilweise um Null-Antworten handelt, aber es wird professionell agiert.

Selbiges kann über Österreich schon länger nicht gesagt werden. Vor allem in der Ära Kurz wurde das Degradieren von Journalisten zu Bittstellern perfektioniert. Auch die Beliebtheit des Mediums, oder des Journalisten bei der jeweiligen Person spielt bei der Chance, eine Antwort zu erhalten, eine gewichtige Rolle.
Natürlich betrifft das nicht alle Pressesprecher der Regierung. Es gibt auch wenige, die ihre Arbeit mit Journalisten ausgezeichnet machen. Diese Sprecher beantworten Anrufe, machen keinen Unterschied zwischen Medien und können auch mit kritischer Berichterstattung über die von ihnen vertretenen Personen umgehen. Sie haben verstanden, was die Arbeit eines Pressesprecher oder Pressesprecherin ausmacht.

Natürlich sind Pressesprecher dazu da, die Person, für die sie tätig sind, bestens darzustellen, Geschichten den gewünschten Spin zu geben, aber eben auch – und das ist kein unwesentlicher Teil ihrer Arbeit – Fragen von Journalisten zu beantworten. Denn Regierungsmitglieder dienen der Republik und damit allen Österreicherinnen und Österreichern. Journalisten haben die Aufgabe, die Bevölkerung bestmöglich über politische Vorgänge zu informieren und müssen dazu Fragen stellen. Eine Nicht-Beantwortung von Fragen ist also gleichzeitig auch eine Informationsverweigerung gegenüber der Bevölkerung. Dieser Umstand dürfte im Selbstverständnis vieler Regierungssprecher nicht vorhanden sein.

Dabei sollte es eigentlich keine Rolle spielen, ob das Medium von dem die Anfrage kommt, gut gelitten wird oder nicht, oder ob die Fragen die gestellt werden, unangenehm sind. Selbst eine Antwort die besagt, dass man sich zu gewissen Dingen nicht äußert, ist noch besser als gar keine Antwort und zeugt von Professionalität und Respekt, den man seinem Gegenüber entgegen bringt. Es gibt Nachholbedarf.

Titelbild: APA Picturedesk

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30 Kommentare

  1. Sollte man die Pressesprecher auf ein Null-Aussage-Seminar schicken?
    Macht es auch nicht besser.
    In Ö wird auch Amtsgeheimnis stark missbraucht.

  2. Die Schüssel-Doktrin “Mehr Privat statt Staat” hat das eingeleitet. “Den Staat wie ein Unternehmen führen.” Wie Sie es beschreiben, machen das PressesprecherInnen in Unternehmen genauso. Sie müssen es so machen, sonst werden sie entlassen, nein ausgetauscht. ^^ Diese Pressesprecher haben das, weil vom Kanzler Schüssel so gewünscht, ebenso gemacht und tun müssen. So wehrt man nämlich lästige Fragen ab.

    Das fiel bei der Wirtschaftsberichterstattung nicht so auf, weil man eh nicht oft kritisch befragt wurde. Schließlich standen Anzeigen auf dem Spiel.

    Die unternehmensgeschulten Pressesprecher haben dann nicht mehr umgeschaltet auf Politik und redlich Antwort stehen, obwohl dies für eine Demokratie unerlässlich ist, weil “der Staat WIE ein Unternehmen” geführt wurde. In der Gham.

    Unter Schüssel/Haider begann auch das Anfüttern der politischen Journalistik. Kurz machte da weiter, es entstand eine Erpressungssituation. Wie bei großen Unternehmen eben auch üblich.

  3. Für kritische Fragen haben unsere Politiker nicht das nötige Rückgrat. Denke da an PK´s vom Kurzen, wo ZZ geflissentlich übergangen wurde und wie oft OE24 Fragen stellen konnte.

    • Sie brauchen auch keine Zeit mehr zu haben, denn sie haben sich diese Vorgangsweise ja über Inserate gekauft. Deshalb schweigen eben die gekauften Medien und deshalb geht es eben so weiter.

    • Motto: was erlaubt sich der pöbel, uns royals mit ihm zu beschäftigen , schon gar, ihm rede und antwort zu stehen. Duese lulus leuden alle an asozialem größenwahn.

  4. Ich stimme dem Tenor des Kommentars zu – möchte aber etwas ergänzen:
    Welche Rolle spielen die Österreicher als die Adressaten von Pressekonferenzen?

    Versuch 1: Österreicher neigen vielleicht mehr als andere zum Nörgeln, Motzen, Mosern, Raunzen … Für Politiker heißt das dann: doppelte Vorsicht! Am besten, man sagt gar nichts und gibt damit noch am wenigsten Anlass zu blöden, einfach nur schlecht gelaunten oder einfach nur böswilligen Kommentaren.

    Versuch 2: Österreicher neigen vielleicht mehr als andere dazu, Politik zu vermenscheln. Richtige (also Sach-)Politik ist eher langweilig. Von vorn herein. Da hören die Leute sowieso nicht zu. Also kann man Sachfragen ausweichen – wenn nötig. Sachfragen werden nur interessant, wenn man entweder wüst drüber schimpfen kann – oder wenn man eine Sach-Lösung bejubeln kann. Beides bleibt sachlich naiv. Unkritisch.

    Tatsache ist, dass man in der Politik (und besonders in Österreich) nicht unbedingt belohnt wird, wenn man Klartext redet.

    • Apropos Klartext:

      Journalist: Frau Minister, soll die Medienförderung geändert werden?

      Raab: Eigentlich haben wir dran kein Interesse. Vielleicht zwingt man uns ein paar Änderungen auf, aber wir werden uns bemühen, das bisherige, für uns günstige System aufrechtzuerhalten.
      Journalist: Das wird den anderen Parteien nicht gefallen. Zusammen haben die die Mehrheit.

      Raab: Ja, deswegen werden wir ja auch ein klitzekleines Bisschen nachgeben müssen. Aber lassen Sie uns doch erst einmal versuchen, die ganze leidige Angelegenheit so lang wie möglich zu verzögern. Je mehr Wasser wir in den Wein dieser Debatte gießen können, desto besser – für uns. (Und WIR sind Österreich, gell?)

      Journalist: Sagen Sie mal, wollen Sie hier denn alle provozieren?

      Raab: Wieso nicht? Die Wahrheit IST meistens eine Provokation. Die Wahrheit tut weh. Wollen denn nicht alle hier und da draußen unbedingt die Wahrheit hören? – Aber so geht das, da sag ich mal die Wahrheit – und lobt man mich dafür? Im Gegenteil, man beschimpft mich und fordert meinen sofortigen Rücktritt. Ich antworte da nur – ehrlich, wie ich bin: Sie alle haben die Wahrheit nicht verdient! Denn Sie können die Wahrheit nicht ertragen. Eben jetzt liefern Sie den Beweis dafür.

      — So ungefähr würde es klingen, wenn Raab die Wahrheit sagen würde. Man sieht schon – es geht so nicht. Nirgendwo auf der Welt. Zu keiner Zeit.

    • Das mit dem “Vermenscheln” von Sachfragen unterschreib ich. Das ist so eine Unsitte. Das wäre unter Umständen bei kleinen Kindern angebracht, wenn sie etwas auf andere Weise nicht verstehen können. Aber unter Erwachsenen ist das entwürdigend und entmündigend.

      • Kommt aber von den politikern, ich sage nur: babyelefant.
        Hat der konstantin schon einen ausgestopften als spielzeug vom globalen strategen bekommen?

        • Nicht nur. Es sind auch die Fragen, die gestellt werden. Das beginnt mit Glaskugelfragen und endet mit Glaskugelantworten.

      • Bastelfan = einer, der eigentlich nichts (Politisches) zu sagen hat.
        Er will nur irgendwie reden.
        Sachlich: Null.
        Was ist das für ein Beitrag zur Debatte?

        Kommt Ihnen Ihr eigenes Posting nicht auch erbärmlich vor, Bastelfan?
        Machen Sie sich doch mal die Mühe, über die Themen, um die es hier geht, nachzudenken!

    • Na das liegt daran dass auch das Ergebnis der pol. Entscheidungen vermenschlicht werden.
      Sprich Macht Moneten Einfluss bevorzugt Einzelnen oder zumindest Wenigen zu gute kommen.
      Da will man verständlicherweise keine Auskunft (an die Mehrheit auf derer Kosten es ja schlussendlich geht, die nur zum wählen gebraucht wird) geben.
      Ja und für einem guten Teil der Österreicher ist Politik uninteressant, leider.
      Wenig Brot viel Alkohol und Spiele reichen.

      • Sie meinen, die Ergebnisse der Politik sind für die Bürger, für die Menschen spürbar.
        Das sind sie. Das hat aber nichts mit “Menscheln” zu tun.
        Die Menschen könnten von Ursache und Wirkung sprechen. Sachlich, die Sachen analysierend. Miteinander drüber reden und dann Schlüsse draus ziehen. Mit Blick auf die bewusst formulierten, im Diskurs geprüften eigenen Interessen.

        Betrachtet man Österreich insgesamt und vergleicht es mit den anderen europäischen Ländern, liegt das Land alles in allem im besseren Drittel. Also – soo schlecht ist die Politik in Österreich nicht. In Bezug auf europäische Länder ist Österreich darum auch ein Einwanderungsland. Es ist attraktiv.

        In welchem Land auf der Erde werden Eliten nicht bevorzugt?
        In welchem Land der Erde wurden früher einmal Eliten nicht bevorzugt?
        Wären Verhältnisse, in denen Eliten NICHT bevorzugt werden,
        erstens möglich,
        zweitens vorteilhaft,
        drittens wünschenswert?

  5. “Aber woher kommt dieses Selbstverständnis, oft nicht einmal besonders kritische Fragen einfach nicht zu beantworten? War es schon immer so, oder wann hat es begonnen? Von Journalisten aus Deutschland ist Ähnliches nicht bekannt.”

    Haben Sie eigentlich einmal bei einer Pressekonferenz mit Merkels Pressesprecher Steffen Seibert zugesehen? Arroganter ging es oft nicht mehr bis hin, er gäbe keine Antwort, weil er vielleicht keine Lust darauf hätte.

    • Wo auf der Welt tun Pressesprecher das, was Sie, Grete, von ihnen fordern?
      Die wären blöd, wenn sie sich nicht primär als Schutzmauer, als verbale Bodyguards für ihre Meister verstehen würden. Sie würden sofort gefeuert. Und das Publikum würde sagen: Dieser Pressesprecher ist inkompetent.
      Ehrlichkeit wird immer nur vom Gegner geschätzt – weil ihm dadurch Schwachpunkte, Angriffspunkte geliefert werden.

      Politik ist ein hartes strategisches Geschäft, keine Familien- und Freundschaftsveranstaltung. Insofern spielen in der Politik Wahrheit und Ehrlichkeit eine andere Rolle als bei uns in privaten Verhältnissen.

      Piontek hat bemerkt, dass Seibert seine Aufgabe geschickter, professioneller erledigt, als das die (meisten) Pressesprecher in Österreich schaffen.
      Es gehört so ganz nebenbei auch zur Aufgabe eines Pressesprechers, ein bisschen “Unterhaltung” zu bieten … Ein Profi wie Seibert konnte sich das erlauben. Er habe jetzt grade vielleicht keine Lust, etwas zu beantworten … Es könnte sein, dass diese Antwort in dem Kontext (an den ich mich jetzt nicht mehr erinnere) ziemlich gut getroffen hat. Auf jeden Fall war sie unterhaltsam.

  6. Mit Kurz wurde die Presse einfach zu einem Instrument degradiert, dass man für den Machterhalt missbraucht. Erinnert irgendwie an das Verhältnis von Trump zu den Medien. Entweder ich kauf dich oder ich mach dich mundtot.

      • Ja, bei Schüssel ist da schon vieles so angelegt worden. Und wenn sich jemand beschwert hat, ist Frau Glück ausgerückt, um denen zu erklären, dass sie psychisch krank sind, dass sie sich aufregen.

        • Die glück sollte sich einmal in den spiegel schauen und uns dann mit ihrem anblick nicht mehr belästigen, detto die very operated rauch kallat. Das einzige, das sie sich chirurgisch wirklich operieren hätte lassen können, nämlich ihr ohrwaschl, hat sie vergessen,

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