Freitag, März 29, 2024

»Nicht mit uns!« – Schüler fordern in offenem Brief gerechte Matura

»Nicht mit uns!«

Die von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) geplante Rückkehr zur verpflichtenden mündlichen Matura sorgt für Wirbel an den Schulen. In einem offenen Brief fordern Schülerverteter erneut Erleichterungen und ein “klares Nein zur geplanten Durchseuchung von Kindern und Jugendlichen”.

Wien, 13. Jänner 2022 | In den vergangenen beiden Jahren war die mündliche Matura nur freiwillig. Wer nicht antreten wollte, bekam in dem betreffenden Fach die Note der Abschlussklasse ins Maturazeugnis. Begründet wurde dies jeweils mit den langen Distance-Learning-Phasen in den vergangenen beiden Schuljahren.

Jugend-Staatssekretärin sieht “nicht wirklich einen Grund” für Erleichterungen

Heuer hat es noch keine vergleichbaren Schulschließungen gegeben. “Dieses Jahr konnte die meiste Zeit des Schuljahres im Klassenzimmer verbracht werden”, argumentierte Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) in einer der APA übermittelten Stellungnahme. “Ich sehe daher nicht wirklich einen Grund, warum die Matura nicht in der gewohnten Form stattfinden sollte.”

Man könne jungen Menschen durchaus etwas zutrauen: “Lehrlinge haben die letzten zwei Jahre ihre Lehrabschlussprüfungen ganz ohne Erleichterungen gemeistert. Ich habe daher vollstes Vertrauen in die Maturantinnen und Maturanten, dass auch sie das gut machen werden.”

Schüler drohen sogar mit Streik

In einem vom Schulsprecher des Gymnasiums Rahlgasse, Mati Randow, veröffentlichten Offenen Brief, der von rund 100 Schulsprechern bzw. deren Stellvertretern unterzeichnet wurde, wird umgekehrt argumentiert: Die heurigen Abschlussklassen seien (aufgrund der Schließungen in den beiden Vorjahren) der bisher am meisten betroffene Jahrgang.

Gleichzeitig wird zusätzlich zur Freiwilligkeit der mündlichen Matura auch gleich noch eine Einschränkung der Themenbereiche für die schriftliche Reifeprüfung und eine nur freiwillige Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeiten (AHS) bzw. Diplomarbeiten (BHS) gefordert. Auf “oe24” drohte Randow sogar ab Montag mit einem Streik (wobei das aufgrund der ohnehin aufgehobenen Präsenzpflicht technisch schwierig sein dürfte, Anm.).

FPÖ unterstützt Polaschek

Ungewohnte Unterstützung für Polaschek kommt von den Freiheitlichen: Bildungssprecher Hermann Brückl plädierte bei einer Pressekonferenz ebenfalls für die Rückkehr der verpflichtenden mündlichen Matura: “Man muss den Schülern die Chance geben, sich beweisen zu können.” Auch der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Herbert Weiß (FCG), kann die Vorgangsweise Polascheks laut Medienberichten nachvollziehen. Man habe dem aktuellen Maturajahrgang auch nie gesagt, dass die mündliche Matura heuer nur freiwillig sei.

Anders als die schriftliche Matura, deren Themen vom Bildungsministerium vorgegeben werden, wird die mündliche Reifeprüfung von den jeweiligen Lehrern erstellt. Diese können daher je nach Umfang des durchgenommenen Stoffs Themenbereiche eingrenzen oder weglassen.

(apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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4 Kommentare

  1. Ja, das finde ich GUT. Richtig und wichtig. Die Schule ist der Arbeitsplatz der SchülerInnen. Und es wird fast nichts unternommen, um ihnen einen sicheren Arbeitsplatz zu gewährleisten. Das aber ist die Grundvoraussetzung für Produktivität, wie jedes Managementbuch Auskunft erteilen wird.

    Und diese Forderung nach Sicherheit am Arbeitsplatz führt noch viel weiter: Wieso haben sich die Angestellten und ArbeiterInnen noch nicht zu Wort gemeldet? Wieso wird immer noch wegen Home Office so herumgeeiert, wo es ginge? Wieso müsse sich Ungeimpfte in der Gastro solchen Gefahren aussetzen?

    Diese Fragen stehen nun im Raum, sie sind ausgelöst durch SchülerInnen. Ich schüttel eigentlich den Kopf darüber, dass es die Gruppe der SchülerInnen ist, die solche Fragen um die Sicherheit am Arbeitsplatz stellen muss. Eigentlich “sorgen” wir uns um die Jungen ja am meisten, wie ich fast täglich höre und lese. Die Erwachsenen stellen diese Forderungen für ihren Arbeitsplatz nicht?

  2. Wer die Genderschreibweise verwendet, den kann man im Vorhinein schon gar nicht ernst nehmen. Aber ich habe mir die erste Seite zugemutet und stelle ich mir die Frage, welche staatsgläubigen obrigkeitshörigen Nachwuchssozialisten hier herangezogen werden. Gesunde Schüler fordern vom Staat tatsächlich Maßnahmen, dass sie sich nicht mehr mit einem Schnupfen anstecken. Und das ist die Elite von morgen. Dieses Land ist nicht mehr zu retten.

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