Kommentar
Staatsanwalt Gerhard Jarosch hat den Abschied aus der Justiz bekannt gegeben. Der Präsident der österreichischen und internationalen Vereinigung der Staatsanwälte wechselt in die PR-Agentur von Wolfgang Rosam.
Peter Pilz
Wien, 14. Jänner 2022 | Wenn es ÖVP-nahen Lobbyisten wie Wolfgang Rosam gelingt, Staatsanwälte anzuwerben, dann stellen sich zwei Fragen:
- Liegt das Problem darin, dass Staatsanwälte weniger als Lobbyisten verdienen? Müsste man ihnen, wie etwa Florian Klenk meint, nur mehr Geld bieten?
- Oder wechseln respektierte Staatsanwälte wie Gerhard Jarosch die Seiten, weil sie längst am Unterschied des eigenen Berufsstands zum Lobbyisten zweifeln?
Täglich zeigen hochqualifizierte Staatsanwälte nicht nur in der WKStA, dass Antwort 1 falsch ist. Gerhard Jarosch kommt aus der Staatsanwaltschaft Wien und damit aus dem Pilnacek/Fuchs-Reich der organisierten Justiz. Von Eisenstadt bis Wien und Linz erleben Staatsanwälte dort täglich, dass ihr System einen doppelten Boden hat. Große Verfahren gegen die einen werden trotz dichter Beweise „daschlogn“, dafür werden substanzlose Verfahren gegen die anderen ohne stichhaltige Beweise mit aller Härte geführt. Der Bogen reicht von Benko bis Hessenthaler.
Das Problem am System ist nicht sein Gehaltsschema, sondern das politische Regime, das den Staatsanwälten darunter den Glauben an ihren Beruf zerstört. Wenn die Überzeugung stirbt, geht es nur noch ums Geld. Ich würde Jarosch nie unterstellen, dass er die Arbeit als Rosam-Spezi über die eines österreichischen Staatsanwalts stellt. Er ist einfach an dem Punkt angelangt, an dem ihn Rosam erwartet hat.
Es ist ein türkis-schwarzes System aus organsierter Justiz, organisierter Polizei und Medienkorruption, das Jarosch verlassen hat. Aber letztlich war es eine persönliche Entscheidung, dass er nicht wie andere Staatsanwälte Rechtsanwalt, sondern Rosam-Amigo geworden ist.
Daher wünsche ich ihm persönlich alles Gute. Und nur das.
Titelbild: APA Picturedesk