Freitag, April 19, 2024

Kommentar – Abschied vom Staatsanwalt: Rosam statt Rechtsstaat

Kommentar

Staatsanwalt Gerhard Jarosch hat den Abschied aus der Justiz bekannt gegeben. Der Präsident der österreichischen und internationalen Vereinigung der Staatsanwälte wechselt in die PR-Agentur von Wolfgang Rosam. 

Peter Pilz

Wien, 14. Jänner 2022 | Wenn es ÖVP-nahen Lobbyisten wie Wolfgang Rosam gelingt, Staatsanwälte anzuwerben, dann stellen sich zwei Fragen:

  1. Liegt das Problem darin, dass Staatsanwälte weniger als Lobbyisten verdienen? Müsste man ihnen, wie etwa Florian Klenk meint, nur mehr Geld bieten?
  2. Oder wechseln respektierte Staatsanwälte wie Gerhard Jarosch die Seiten, weil sie längst am Unterschied des eigenen Berufsstands zum Lobbyisten zweifeln?

Täglich zeigen hochqualifizierte Staatsanwälte nicht nur in der WKStA, dass Antwort 1 falsch ist. Gerhard Jarosch kommt aus der Staatsanwaltschaft Wien und damit aus dem Pilnacek/Fuchs-Reich der organisierten Justiz. Von Eisenstadt bis Wien und Linz erleben Staatsanwälte dort täglich, dass ihr System einen doppelten Boden hat. Große Verfahren gegen die einen werden trotz dichter Beweise „daschlogn“, dafür werden substanzlose Verfahren gegen die anderen ohne stichhaltige Beweise mit aller Härte geführt. Der Bogen reicht von Benko bis Hessenthaler.

Das Problem am System ist nicht sein Gehaltsschema, sondern das politische Regime, das den Staatsanwälten darunter den Glauben an ihren Beruf zerstört. Wenn die Überzeugung stirbt, geht es nur noch ums Geld. Ich würde Jarosch nie unterstellen, dass er die Arbeit als Rosam-Spezi über die eines österreichischen Staatsanwalts stellt. Er ist einfach an dem Punkt angelangt, an dem ihn Rosam erwartet hat.

Es ist ein türkis-schwarzes System aus organsierter Justiz, organisierter Polizei und Medienkorruption, das Jarosch verlassen hat. Aber letztlich war es eine persönliche Entscheidung, dass er nicht wie andere Staatsanwälte Rechtsanwalt, sondern Rosam-Amigo geworden ist.

Daher wünsche ich ihm persönlich alles Gute. Und nur das.

Titelbild: APA Picturedesk

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17 Kommentare

  1. Es ist der bequemere und lukrativere? Weg, den Jarosch eingeschlagen hat.

    Ist es vielleicht bereits soweit, dass das schwürkise System nicht mehr umkehrbar ist? Die bittere Konsequenz daraus, entweder du schwimmst in dieser Justizkloake mit, dann kannst du deine positiven Charaktereigenschaften entsorgen und passt dich an, um noch Aufstiegchancen in diesem Klüngel zu haben.

    Schlimme Perspektive!

  2. Dem Rosam muss man die Corona Förderung wegnehmen, Kurz 😅🤣gesagt hier gehört untersucht, ob der mit seinem Blatt nicht zu viel Förderung kassiert hat wie einige nahestehende Schwarze Unternehmen. Könnte dann sein, dass sich der die hübsche gut genährte Glatze dann nicht mehr leisten kann

  3. Es ist ja nicht so, dass ein Staatsanwalt keine andere berufliche Perspektive hat bzw. am Hungertuch nagen muss, wenn er beschließt sich in eine berufliche Umorientierungsphase zu begeben. Man kann natürlich auch den leichtesten Weg gehen wenn der berufliche Frust zu groß wird. Man verbündet sich mit dem System, dann braucht man es nicht mehr mühsam zu bekämpfen und lukrativer ist es vermutlich auch. Eine feige Entscheidung….Pfui. Ich erwarte mir von solchen Leuten eindeutig mehr Rückgrat.

    • Ist es vielleicht nicht ehrlicher, sich offen zu Rosam zu entscheiden? Schlimmer wäre, sich für Rosam zu entscheiden, aber Staatsanwalt zu bleiben.

      • Das stimmt allerdings auch wieder. Ohne seine ÖVP Affinität wäre der Mann vielleicht gar nicht auf den Sessel eines Staatsanwaltes gekommen. Da ist es schon irgendwie ehrlicher, dass er sich jetzt outet. Ist halt auch schwierig die Hand die einen füttert zu beißen.

  4. Ich war erschüttert, als ich die Nachricht, dass Jarosch zu Rosam wechselt. Vor allem, weil Jarosch die Litigations-PR übernehmen soll. Gut, Rosam geht dem Ruhestand entgegen, damit geht die Ära Schüssel dann auch über die Berater zu Ende (Glück und Rosam). Dass diese Ära mit Litigations-PR endet, wo so doch mit Reinwaschen des österreichischen Weins begonnen hatte, spricht schon Bände.

    Jarosch hat einen 10%-Anteil an Rosams Agentur übernommen, hab ich gelesen. Dass es da ums Geld geht, kann ich mir nicht vorstellen. Jarosch musste sich also einkaufen.

    Meine Erschütterung speist sich auch daraus, dass ich Jarosch eigentlich für einen integeren Mann hielt, und nun stellt sich das heraus. Das geht für mich nicht zusammen.

    “Ein Staat, der in seinen Systemen kaputt ist.”, repräsentiert sich dadurch, dass Menschen ohne Bedenken die offiziellen Seiten wechseln, wie andere ihr Hemd.

  5. wird er sagen können:
    ich war jung, dumm und ich brauchte das geld?

    also ich schätz, das mit dem jung wird sich nimmer ausgehen.

  6. Langsam geht es beim schwarz-türkisen Korruptionssumpf in die finale Phase (und um alles). Nach dem Ibiza-UA, den man ja mit Hilfe der Grünen abgedreht hat, kommt es zu einem weiteren UA – speziell zur ÖVP. Kommt es zu weiteren Anklagen von schwarz-türkisen Funktionären? Wird der schwarz-türkise Korruptionssumpf noch tiefer, werden weitere korrupten Machenschaften aufgedeckt und kommt es zu weiteren Ermittlungen? etc. Klar, dass man dann Expertise von Ex-Staatsanwälten braucht.

    • einmal an der macht, immer an der macht. motto von schwürkis.
      noch nicht so arg wie die ami reps (wahlrechts gerrymandering), aber auf dem besten weg dazu.
      übrigens das geht auch so in den kleinsten gemeindestuben.

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