Montag, September 9, 2024

Nicht genügend PCR-Tests: Regierung vor Corona-Strategiewechsel

Nicht genügend PCR-Tests:

Weil acht von neun Bundesländern keine ausreichenden Testkapazitäten haben, sollen künftig nicht mehr alle Anrecht auf einen PCR-Test haben. Was heißt das für die Corona-Maßnahmen?

Wien, 14. Jänner 2021 | In der ZIB-Nacht am Donnerstag kündigte Bundesheergeneral Thomas Starlinger – der Ex-Verteidigungsminister ist Mitglied des Beratungsgremiums GECKO – einen Strategiewechsel bei der Coronabekämfpung an.

Mit Ausnahme von Wien seien die Länder durch die Omikronvariante des Coronavirus überfordert, flächendeckende PCR-Tests anzubieten. Zusätzliche Kapazitäten aufzubauen würde laut Starlinger acht bis zwölf Wochen dauern. Der General stellt daher in Aussicht, man werde außerhalb Wiens gezwungen sein, nur noch in Schulen und der kritischen Infrastruktur zu testen.

Wieder zu spät reagiert

Bereits am 26. November – also vor rund sieben Wochen – stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Omikron-Variante als besorgniserregend ein. Wieso wurde nicht bereits begonnen, ausreichende Testkapazitäten aufzubauen?

Dass man bereits seit einiger Zeit mit einem Anstieg der Infektionszahlen rechnen konnte, aber keine entsprechende Infrastruktur aufgebaut wurde, erzürnt Simulationsforscher Niki Popper, der selbst Berater der Bundesregierung ist. „Wenn ich bei dieser Welle genau wie vor der letzten höre, dass die Infrastruktur erst aufgebaut werden muss, können Sie sich ausmalen, was ich mir denke“, sagte Popper am Freitag zur „Kleinen Zeitung“. Eine Verantwortung der Bundesländer sieht Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein nicht. Auf ZackZack-Anfrage betont ein Ministersprecher, dass Österreich über “eines der besten und umfangreichsten PCR-Testangebote” verfüge. Es werde von den Ländern „kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt.“

Warum funktioniert in Wien, was sonst nicht geht? “Dass Testsysteme bei hohen Positivitätsraten oder bei hohem Testzahlen zusammenbrechen, ist kein Naturgesetz”, sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker zu ZackZack. Die Robustheit des Testsystems in Wien sei “kein Zufall, sondern das Ergebnis von Managemententscheidungen im Vorfeld.”

Weiter keine Schultests

Auch in den Schulen gibt es Probleme mit PCR-Tests. Außer in Wien gab es nach einem Anbieterwechsel überall massive Probleme mit der Auswertung. Bildungsminister Martin Polaschek hatte sich zunächst noch über eine besonders niedrige Zahl positiver Tests gefreut. Doch am Donnerstag musste die „ARGE für molekulare Diagnostik“ technische Schwierigkeiten einräumen. Geschäftsführer Franz Öller sagte, es werde seit Mittwoch „intensiv an der Lösung der Probleme gearbeitet.“ Bisher offenbar erfolglos. Wie ZackZack in Erfahrung bringen konnte, erhielten auch am Freitag Schulen keine korrekten PCR-Ergebnisse. Außer in Wien ist das Land in Sachen Corona an den Schulen im Blindflug unterwegs.

Antigen ist das neue PCR

Wer nicht Schüler ist oder zur kritischen Infrastruktur zählt, werde sich laut Starlinger künftig mit Antigentests begnügen müssen, die dann nur zwölf Stunden gültig sein sollen. Antigentests erkennen laut einer Studie des Mikrobiologen Michael Wagner von der Universität Wien nur rund 20 Prozent der asymptomatischen Fälle.

Was heißt der Strategiewechsel bei den Tests für für die Coronamaßnahmen des Gesundheitsministeriums? Die geltende Coronaverordnung geht von flächendeckend verfügbaren PCR-Tests aus. So sind etwa für Veranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern Tests verpflichtend vorgeschrieben. Nur wenn „nachweislich kein PCR-Test verfügbar ist“, gilt laut Gesundheitsministerium auch ein Antigentest als Alternative. Gelten künftig also außerhalb Wiens Antigentest für den Besuch von Veranstaltungen als PCR-Ersatz? Genau das kündigt ein Sprecher von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein auf ZackZack-Anfrage an.

(tw)

Update: Die Stellungnahme Peter Hackers wurde um 16:15 ergänzt.

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

60 Kommentare

60 Kommentare
Meisten Bewertungen
Neueste Älteste
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare

Jetzt: Sicherheitsrisiko „Kickl“

Nur so unterstützt du weitere Recherchen!