Freitag, März 29, 2024

Lokal in Kitzbühel erhielt 137.000 Euro an Coronahilfen – Apres Ski-Video am Wochenende

Apres Ski-Video am Wochenende

Das Lokal in Kitzbühel, in dem Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner am Wochenende gefeiert haben soll, hat 2021 vom Staat über 137.000 Euro an Coronahilfen erhalten. Das geht aus der EU-Beihilfentransparenzdatenbank hervor, in der Hilfen über 100.000 Euro veröffentlicht werden müssen.

Wien, 17. Jänner 2022 | Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hatte am Wochenende gewarnt, dass schwarze Schafe, die sich nicht an die Apres-Ski-Regeln halten, die Hilfsgelder zurückzahlen müssen.

Der Betreiber des Lokals wollte die Summe auf APA-Anfrage nicht bestätigen und sich auch nicht weiter zu dem Video äußern. Er und sein Anwalt seien mit den Behörden wegen des “Vorfalls” in Kontakt. Wegen der “laufenden Verfahren” könne keine Stellungnahme abgegeben werden, meinte er weiter.

Bereits zuvor Anzeigen

Seitens der Polizei hieß es am Montag, dass das Lokal “bekannt” sei und Anzeigen an die Behörde erstattet würden. Es stehe unter “Beobachtung” und soll regelmäßig kontrolliert werden. Dies sei in der Vergangenheit bereits geschehen und habe auch schon einige Anzeigen zur Folge gehabt. Diese seien aber wegen kleinerer Vorkommnisse erfolgt, etwa wegen Nichteinhaltung der Sperrstunde oder weil gegen die Maskenpflicht verstoßen worden war. “So extrem haben wir das noch nie festgestellt”, sagte Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein zur APA. Die Exekutive betonte, dass in Kitzbühel und Umgebung Apres-Ski-Lokale laufend überprüft würden. “Verstöße wurden festgestellt, welche auch der Behörde angezeigt wurden”, hieß es.

https://twitter.com/passtscho2/status/1482443339458822147

Das Land Tirol verurteilte indes die Vorgänge in dem Lokal “aufs Schärfste” und ließ wissen, dass die Gesundheitsbehörde rechtliche Schritte und die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Betreiber prüfe. Der Strafrahmen betrage bis zu 30.000 Euro, hielt die Behörde fest, die zudem eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft angekündigt hatte. Es wurde betont, dass Behörde und Polizei eine “Null-Toleranz-Politik” verfolgen würden.

“Wir sind richtig sauer”

Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler (ÖVP) zeigte sich indes erzürnt. “Wir sind richtig sauer”, sagte er gegenüber der APA und machte aus seinem Ärger kein Hehl. Solche Verstöße seien “völlig inakzeptabel” und hätten ihn “überrascht”. Aktuell liefen “die Telefone heiß”, denn er sei “in ständiger Abstimmung mit Polizei und Bezirkshauptmannschaft, um solche Vorkommnisse künftig zu vermeiden”. Es gebe “wenige schwarze Schafe”, die den Ruf der Branche schädigen.

Momentan werde rechtlich geprüft, wie auf solche Verstöße reagiert werden könne. “Geldstrafen sind offensichtlich zu wenig”, befand Winkler. “Aus meiner Sicht bräuchte es rigorosere Bestimmungen”. Auch eine “Einschränkung der Betriebe”, die sich nicht an die Regeln halten, könne er sich vorstellen. Die Rechtslage werde aktuell evaluiert. “Dies sind keine idealen Zustände – gerade vor den Hahnenkammrennen”, kommentierte Winkler die Auswirkungen des Videos auf den Ruf der Tourismusdestination Kitzbühel.

“Das Video ist ein Schlag ins Gesicht für alle Gastronomen, die sich an die Gesetze und Verordnungen halten”, ärgerte sich Spartenobmann Mario Pulker am Montag über das maskenlose Treiben in der Bar. Er habe aber auch schon solche Videos aus anderen Skiregionen gesehen, sagte er im Gespräch mit der APA. Die Apres-Ski-Bar in Kitzbühel sei nicht das einzige Lokal, das auf die Regeln pfeife. Andererseits könne die Polizei nicht alles kontrollieren und die Eigenverantwortung funktioniere nicht, so Pulker.

Laut Pulker können die Coronahilfen jedoch nicht rückwirkend für vergangene Lockdowns zurückgefordert werden. Betriebe, die gegen die Auflagen verstoßen, drohen nur die laufenden Zahlungen für das jeweilige Monat zu verlieren. “Wenn ich mir das Video aber so ansehe, hat er an dem Abend mehr verdient als er an Hilfen bekommen könnte”, meinte Pulker. Was drohe, sei ein Verwaltungsstrafverfahren.

Pulker erinnerte, dass viele Gastronomie- und Hotelleriebetriebe noch immer mit einer extrem schwachen Auslastung kämpften und sich nur mit Mühe finanziell über Wasser hielten. Und dann sehe man, wie hier losgelöst und ungehemmt Party gemacht wird. Er habe Verständnis für die jungen Leute, die feiern wollen, aber “als Gastronom hat man schon eine Verantwortung”, so Pulker. “Wenn da einer hochansteckend ist, hast du einen riesen Cluster”.

Gschwandtner in Kurz´ Think-Tank

Pulker plädiert dafür, die Pandemiepolitik ganz generell zu überdenken. Es dürfe sich die geimpfte Mehrheit nicht mehr von einer Minderheit treiben lassen, spricht sich Pulker für ein “beinhartes Durchgreifen” aus. Wenn die Krankenhausbetten voll seien, dann seien sie halt voll.

Gschwandtner, der mit der Fitness-App Runtastic reich wurde, hatte sich am Sonntag für die Party entschuldigt und bedauerte, seiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden zu sein. In der Vergangenheit arbeitete er mehrfach für die ÖVP. Nach den Nationalratswahlen 2017 befand er sich bei den Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ im Team der Türkisen. 2018 holte Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Gschwandtner als Experten in die Strategie-Stabsstelle im Kanzleramt (“Think Austria”), die sich um strategische Themen für die Entwicklung Österreichs kümmern sollte.

(apa/bf)

Titelbild: screenshot/twitter/instagram

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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45 Kommentare

  1. Geld oder Gesetz. Anything goes. Wenn du reich bist, kann dir niemand was anhaben. Wenn du viel Geld verdienst, dann hast du es zu etwas gebracht. Wenn du “Geld scheißen” kannst, bist du der Gewinner. Du willst nicht zu den Loosern gehören. Du musst dich nur ordentlich reinhängen, dann bringst du es auch zu was. Du kannst die Sau rauslassen, wie du willst: Ist nur eine Frage des Geldes. Es geht nur um dich. So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht. Etc.

    Das ist die Ideologie hinter dem Schauspiel in Tirol. Der Reiche geht zum Aprés Ski, der Reiche dokumentiert es filmisch. Der andere Reiche hat das Lokal geöffnet und will noch reicher werden. Und weil alle Reichen so “hart arbeiten”, “müssen” sie auch mal Dampf ablassen (dürfen).

    Wer hätte gedacht, dass ein Virus die Ego-Ideologie, die Aggro-Ideologie so zum Vorschein bringen würde? Sie wendet sich gerade gegen sich selbst.

    Ich halte ein solches Verhalten übrigens für hoch aggressiv: Gegen die Gesetze der Gemeinschaft.

  2. Also mir geht das schön langsam am Arsch vorbei. Bei der Sozialiti darf man das, sind ja nur Promis dabei. Beim Pöbel ist es etwas anderes.

  3. “Das Video ist ein Schlag ins Gesicht für alle Gastronomen, die sich an die Gesetze und Verordnungen halten”,
    BÖSES VIDEO! Bös! Pfui!

  4. zu passtscho – Tweet

    1. Musik ist zum kotzen
    2. Wieso sollten die gescheiter sein, als die auf den Nazi-Demos? Weltweit…

  5. Vielleicht mal nach Südtirol schauen. Wenn da ein Wirt ohne Berechtigung auch nur ein Packerl Tschick verkauft, ist der Laden für zwei Wochen dicht, von jetzt auf gleich. 30.000 nehmen die an einem Abend locker ein, das tut nicht wirklich weh.

  6. Kontrollen werden wahrscheinlich so ablaufen:

    Polizei: …Hearscht Franz schau das deine Leitln olle am Tischsitzen, mia kemman nämlich in 10 Minuten zua Kontrolle.
    Lokalbesitzer: …Daunksche Sepp. Seids olle zum Essen mit da Famülie eingloden…Na passt scho, koane Gutscheine- woast eh a Schriftl is a Giftl. Bis speda.

      • Ja,super,gelle,nur mal ein bissi den Kopf schief legen,soll helfen,daß das Gehirn zusammen rinnt und so das Denken erleichtert,wenn sowenig vorhanden ist,daß man so einen Schwachsinn schreibt.

        Diese Coronahilfen zahlen wir alle,oder sagen wir besser,dank der vielen Schulden unsere Enkel oder Urenkel,ist schon super,wenn man auf der einen Seite fette Hilfen kassiert und auf der anderen noch super Einnahmen hat.

        Und das große Geld kriegen natürlich nur die,die es eh nicht brauchen,die kleinen Geschäfte und Wirte die ohne hin nicht viel haben,warten immer noch auf ein paar Euros vom Staat,aber egal,die können ja Pleite gehen,wenn juckt es,solange in den Skigebieten die mit Geld zugeschüttet werden,wohl gemerkt mit unser aller Steuergeld,der Bär steppt.

        Also echt geil,wenn man sich über sowas so freuen kann wie Sie.

  7. Was soll in der Satz „Pulker plädiert dafür, die Pandemiepolitik ganz generell zu überdenken. Es dürfe sich die geimpfte Mehrheit nicht mehr von einer Minderheit treiben lassen“ ?
    Seit wann dürfen Ungeimpfte in ein Lokal?
    Gestern als T. Walach beim bösen Servus TV geladen war, meinte er noch … kein Ungeimpfter hält sich an den Lockdown….

    Werden jetzt die Geimpften, die sich nicht an Verordnungen halten zu den Geimpften gezählt, so wie es Söder oder Tschentscher gemacht hat?

    Ich kenne viele der solidarischen Geimpften, denen Abstände, Kontaktreduktion,.. egal sind, weil sie ja „immunisiert“ sind, und genau das zeigt auch dieses Video.

      • Dann bitte erklären Sie mir in diesem Zusammenhang den Satz „Pulker plädiert dafür, die Pandemiepolitik ganz generell zu überdenken.
        „Es dürfe sich die geimpfte Mehrheit nicht mehr von einer Minderheit treiben lassen“.
        Ich freue mich auf Ihre hochkompetente Erklärung.

    • Kommen wir wieder zu der ÖVP Seuche die in ganz Österreich grassiert.
      Kontakte zur ÖVP; Strategie Experte (gilt das nicht auch für Ho?) und Gschwandtner entschuldigt sich.
      Es tut ihm leid (weil er so dämlich war und erwischt wurde?)

      Wenn die Hilfen nicht zurückgefordert werden dürfen, dann 1. Strafzahlungen ausstellen 2. Hilfszahlungen unterbinden und 3. bei wiederholten Anzeigen sofort das Lokal schließen lassen!

      Jedem Steuerzahler der sich an die Vorgaben hält, wird immer wieder vor Augen geführt; dass es für Parteifreunde (nicht nur schwarz; auch grün!) eben nicht gilt.
      Man siehe –
      Licht ins Dunkel Gala;
      Silvesterfeier unseres BK;
      Feiern bei Ho (und Gschwandtner)

      Lustig finde ich unsere Mücke, der gefühlt bei jeder PK in letzter Zeit ohne Maske in seine Hand hustet; erst gestern wieder, wo ihm sein Fauxpas gerade noch auffiel.

        • Jedes Volksschulkind weiß mittlerweile, dass es in die Ellbeuge husten soll. Das müsste einem Gesundheitsminister nach 2 Jahren auch klar sein, auch wenn er das Amt noch nicht so lange inne hat.

          • Das gibt fiese Flecken im Gewand.

            Wenn man das als Kind so gelernt hat, und Jahrzehnte so gemacht, ist das ein konditionierter Reflex. Es ist etwas viel verlangt, dass man sich das von jetzt auf nächstes Jahr abgewöhnt.

    • “Werden jetzt die Geimpften, die sich nicht an Verordnungen halten zu den Geimpften gezählt, so wie es Söder oder Tschentscher gemacht hat?”
      Aber sicher doch, Elflein. Geimpfte sind doch Geimpfte, zu was sollte man sie sonst zählen?

  8. Das ganze ist meistens ein Ausfluss davon, weil Betriebe bei Sperrstundenüberschreitungen oder sonstigen Übertretungen dermassen geringe Strafen von den Behörden ausfassen, dass es sie gar nicht interessiert, die Gesetze einzuhalten. In Italien ein Sperrstundenüberschreitung und der Wirt würde sich anschauen. Aber bei uns? dududududu !

  9. Na geh, da bin ich jetzt aber auch wirklich überrascht … und noch dazu ein Freund vom Basti. Naja, man (er) kann sich seine Freunde ja nicht aussuchen.

  10. Bei einem ÖVP nahem Etablissement kann das auch 1000x amtsbekannt sein. Da passiert bekanntlich nix weil das Verfahren auf wunderbare Weise eingestellt wird…

  11. “Solche Verstöße seien “völlig inakzeptabel” und hätten ihn “überrascht”. ” – jo eh, genau. weil kitz ist so groß da bekommt man sowas ja gar nicht mit. wie lange verarschen uns die tiroler mit ihrer “alles richtig gemahct” masche eigentlich noch

  12. Also bitte Zackzack, wie könnt Ihr nur?
    In Tirol wird doch alles richtig gemacht.
    So geht’s in Tirol: auf Corona Maßnahmen wird gepfiffen….Hauptsache die Förderungen der türkisen Schwachmatiker fließen.

  13. Sollte der nicht rückwirkend mit seiner Bar das Geld zurück zahlen, gehört die zuständige Behörde welche das Geld ausgezahlt hat und es nicht zurückfordert wegen Untreu angezeigt

  14. Da wird ihm die Elli statt der dafür vorgesehenen gesamten Förderungsrückzahlung eine “saftige” Strafe von 10.000 Euro aufbrummen. Als “Abschreckung” für die anderen Szenewirte mit FAMILIENanschluss!

    Es lebe die spezielle Tiroler Selbsthilfegruppe!

  15. Eigentlich sollte man Mut unterstützen und dass die Coronamaßnahmen alle nichts genutzt haben wird wohl bald der Mehrheit auffallen. Die nächsten 14 Auffrischungsimpfungen sind entscheidend.

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