Dienstag, April 23, 2024

Déjà-vu? Frankreichs Bildungsminister nach Ibiza-Aufenthalt unter Druck

Déjà-vu?

Ein Politiker auf Ibiza: Das geht selten gut aus. Nun steht der französische Bildungsminister wegen eines Aufenthalts auf der spanischen Insel unter Druck.

Wien, 18. Jänner 2022 | Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer ist wegen eines von seinem Urlaubsort Ibiza aus geführten Interviews in die Kritik geraten. Mehrere Oppositionspolitiker riefen ihn zum Rücktritt auf. “Anstatt mit Lehrern und Elternvertretern den Schulbeginn unter Corona-Bedingungen vorzubereiten, organisiert der Minister vom Strand aus einen PR-Gag”, schrieb der grüne Präsidentschaftskandidat Yannick Jadot am Dienstag auf Twitter.

Corona-Regeln von Ferieninsel verkündet

Das Nachrichtenportal “Mediapart” hatte am Vorabend berichtet, dass Blanquer die neuen Corona-Regeln für Schulen nach den Weihnachtsferien in einem Interview von Ibiza aus angekündigt hatte.

Die Zeitung “Le Parisien” hatte ein Archivfoto des Ministers in seinem Büro dazu abgedruckt, ohne es als solches zu kennzeichnen. Der stellvertretende Redaktionsleiter Pierre Chausse erklärte auf Twitter, dass die Journalisten nicht wussten, dass der Minister sich auf Ibiza befand und dass die Redaktion nichts habe verschleiern wollen.

Das am 2. Jänner veröffentlichte Interview hatte Entrüstung ausgelöst, weil die Schulen zuvor nicht über die neuen Regeln informiert worden waren, und der Text zunächst mit einer Bezahlschranke versehen war. Die neuen Regeln hatten sich schnell als schwer umsetzbar herausgestellt und wurden seitdem mehrfach geändert.

“Nichts Außergewöhnliches”

Das Bildungsministerium wies die Vorwürfe gegen Blanquer zurück. Ein Interview auf Distanz sei “nichts Außergewöhnliches”, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Blanquer sei vier Tage im Urlaub gewesen. Die Minister hätten die Erlaubnis, sich “zwei Flugstunden” entfernt von Paris aufzuhalten.

Die Regeln für die Schulen basierten auf den Empfehlungen der Gesundheitsbehörde, die erst am selben Tag bekannt gegeben worden waren. “Wäre (der Minister) da gewesen, wären sie auch nicht früher veröffentlicht worden”, hieß es im Ministerium.

Nach Berichten von “Politico” und “Le Monde” hatten mehrere Berater vergeblich versucht, Blanquer von der Ibiza-Reise abzubringen. “Ibiza ist für das Image eine Katastrophe”, zitierte “Le Monde” einen ungenannten Politiker der Regierungsmehrheit.

Unterdessen haben mehrere Lehrergewerkschaften für Donnerstag erneut zum Streik aufgerufen. Ein erster Streik in der vergangenen Woche gegen die als chaotisch empfundenen Corona-Regeln an den Schulen hatte zu zahlreichen Schulschließungen geführt.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

4 Kommentare

  1. es is überall das gleiche
    egal ob johnson oder unsere oder djokovic
    oder eben dieser franzos
    sie glauben, sie sind gleicher als gleich.

    die privilegierten empfinden diskriminierung, wenn sie gleichheit erfahren.

    • Das liegt vielleicht daran, dass sie nicht wissen wie der gemeine Untertane lebt und denkt.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!