Mittwoch, April 24, 2024

FPÖ-Kandidat gab an, als letztes »Mein Kampf« gelesen zu haben

»Lese generell wenig«

Aufregung in Waidhofen a. d. Ybbs: In einem Interview gab der FPÖ-Spitzenkandidat im Vorfeld der Gemeinderatswahl an, dass sein zuletzt gelesenes Buch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler gewesen sei. Später ruderte er zurück.

 

Waidhofen (Ybbs), 19. Jänner 2022 | Im Vorfeld der am 30. Jänner in Waidhofen a. d. Ybbs stattfindenden Gemeinderatswahl hat ein Sager von FPÖ-Spitzenkandidat Josef Gschwandegger für Aufregung gesorgt. Der Lokalpolitiker hatte im Rahmen eines Wordraps der “Bezirksblätter” angegeben, als letztes Buch Adolf Hitlers “Mein Kampf” gelesen zu haben. Innegehabt haben will er die Hetzschrift jedoch nicht. “Ich habe das besagte Buch nicht und auch nie besessen”, betonte Gschwandegger am Dienstag auf APA-Anfrage.

“Lese generell wenig”

Im Rahmen des “Bezirksblätter”-Wordraps waren die Spitzenkandidaten der antretenden Parteien u.a. über Freizeitaktivitäten und Lieblingslieder befragt worden. In der Kategorie “Gelesen” antwortete Gschwandegger laut dem Medienbericht mit: “Das letzte Buch, das ich gelesen habe war ‘Mein Kampf’.” Auf erneute Nachfrage der “Bezirksblätter” erklärte der FPÖ-Politiker am Dienstag: “Ich habe ‘Mein Kampf’ schon vor längerer Zeit gelesen. Ich lese generell wenig, vielleicht ein Buch im Jahr.”

“Offensichtlich will man wieder einmal eine Woche vor einer Wahl in Niederösterreich mit Dreck werfen, um von den tatsächlichen Problemen – Stichwort Corona-Chaos – der Bürger abzulenken und versucht, eine Geschichte hochzuziehen, die keine ist. Das ist, wenn auch kein neues, dafür ein umso durchschaubareres Manöver”, hielt Gschwandegger am Abend in einer schriftlichen Stellungnahme fest.

“Der Versuch, mir hier einen Strick zu drehen, mag eine Woche vor einer Wahl aus der Sicht des erklärten politischen Gegners verständlich sein, ist es dennoch unrühmlich und abscheulich”, führte der Freiheitliche weiter aus. Festzuhalten sei, “dass ich die unfassbaren Menschheitsverbrechen und Gräueltaten der hinter diesem Buch stehenden Ideologie zutiefst ablehne”.

Eigentlich Hafenecker-Buch gemeint – Titel nicht eingefallen

Gegenüber dem “Kurier” gab die stellvertretende FPÖ-Landesobfrau Edith Mühlberghuber an, dass sie mit Gschwandegger gesprochen habe. Er habe ihr berichtet, dass seine Position in den Medien „verzerrt und verdreht worden ist“. Gschwandegger ist der Titel des Buches, dass er eigentlich meinte, das Buch von FPÖ-Abgeordneten Christian Hafenecker, nicht eingefallen. Seine Antwort “Mein Kampf” sei nicht ernst gemeint gewesen.

Bernhard Ebner, Landesgeschäftsführer der ÖVP Niederösterreich, fordert jedenfalls den Rücktritt Gschwandeggers: “Wenn es um die Ablehnung des Nationalsozialismus geht, gibt es bei allen politischen Parteien in unserem Land Konsens. Es kann deshalb nur eine Konsequenz geben: Den sofortigen Rücktritt von Josef Gschwandegger als Spitzenkandidaten der FPÖ Waidhofen a. d. Ybbs.”

Ähnlich äußerte sich Wolfgang Kocevar, der Landesgeschäftsführer der SPÖ Niederösterreich. Auch er stellte sich mit einer Rücktrittsforderung ein. “Zu erklären, ‘Mein Kampf’ sei das letzte Buch gewesen, das man gelesen habe, ist provozierend dumm. In unserem Land gibt es einen Konsens, der parteiübergreifend immer gilt: Nein zum Nationalsozialismus, dieser darf niemals verharmlost werden”, wurde in einer schriftlichen Stellungnahme festgehalten.

Aus Juristenkreisen hieß es zur APA, dass die Lektüre von “Mein Kampf” an sich nicht strafbar sei. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass ein öffentliches Bekenntnis zum Lesen der Hetzschrift einen propagandistischen Wert haben könnte. Seitens der zuständigen Staatsanwaltschaft St. Pölten wurde mitgeteilt, dass in der Causa aktuell kein Verfahren zugrunde liege.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

39 Kommentare

  1. Liebe Zackzack Redaktion! Ich hoffe sie werden nun genauso empört gegen diese von Korruption stinkende Impfpflicht auftreten und sämtliche Geld und Chatflüsse auch in dieser Sache vehement nachgehen und aufdecken !

    • Aha. Themenwechsel. Zu unangenehm, das Thema? Oder nur mal wieder einen rausdrücken, weil’s im Gedärm rumort.

  2. Ist der Verkauf von Hitlers Buch verboten?
    Ist der Besitz des Buches verboten?
    Ist das Lesen desselben verboten?
    Warum regen sich dann die Dauerempörten auf ?
    In Österreich gibt es andere Dinge worüber man nachdenken sollte.

    • “Diese Dauerempörten”, wie putzig. 🙂
      Es wird lediglich festgestellt, dass dieses Exemplar, das ja wenig und selten liest, als letztes Mein Kampf gelesen hat. Das ist in so fern bemerkenswert, weil das seit längerem kein viel gelesenes Buch ist, aber diesem Exemplar war es wichtig genug, es ausdrucksstarken Werken wie “Benjamin Blümchen: Meine liebsten Gutenachtgeschichten” vorzieht.

  3. Als demokrat frage ich mich, warum das buch so lang verboten war. Nicht, dass es mich je interessiert hätte, es zu lesen, aber es hätte möglich sein müssen.

    • Möchte hinzufügen, dass ich auf der seite von hitlers opfern stehe und über diese zeit ziemlich belesen bin.

      • Das hättens jetzt aber eh nicht hinzufügen müssen. Und ja, sie haben natürlich recht. Dieses Werk gehört bedauerlich zu Allgemeinbildung und man sollte sich auch in den Schulen mehr damit befassen. Die Bedenken dass der Einblick in die wahnsinnige Gedankenwelt jenes Kriegstreibers und Volksverhetzers, eine manipulative Breitenwirkung mit sich bringen könnte, sollten wir in unserer aufgeklärten Zeit doch schon hinter uns gebracht haben. Statt die Leute die Nazi – Devotionalien sammeln ( und stolz “Mein Kampf” im Regal stehen haben) zu dämonisieren sollte man diese vielmehr als pathologisch geisteskrank einordnen. Ich denke dass dies ewiggestrige Altnazis wie auch neuere Vollhonks viel mehr treffen würde als wenn man sie als bedrohlich und bekämpfenswürdig handelt.
        Bekämpfen sollte man dagegen, in weit konzentrierteren Rahmen wie jetzt, den missbräuchlichen Besitz von Waffen im Haushalt. Egal ob es sich um durchgeknallte Wutbürger, paranoide Fremdenhasser oder dauerbetrunkene Waidmänner.handelt.

    • Der Besitz von “Mein Kampf” war noch nie verboten, lediglich der Druck in Deutschland war aus Urheberrechtsgründen nicht zulässig.

      • Das Urheberrecht liegt beim Land Bayern, das hat auf die Bremse getreten. Diesen Scheiß muss man nicht lesen, wenn man kein historisches Interesse hat.

          • Nicht meine Frage. Meine Frage: warum liest ein rechtsradikaler Mandatar, der eh kaum mal ein Buch in die Hand nimmt, Mein Kampf? Nächste Frage: warum wird eine Person, der bei so einer Frage nicht mal ein anderer Buchtitel einfällt, für eine Wahl aufgestellt?

            Vielleicht wollte sich Burschi auch nur profilieren: seht her, Volksgenossen, ich bin einer von euch, mich könnt ihr wählen.

  4. Bei vielen Effen und vielen Türken soll mein Kampf Pflichtlektüre sein. Das von den Türken, wurde mir von drei verschiedenen Türken persönlich erzählt. Einer erzählte mir, dass er das sogar am WC liest.

    Der eine Türke ist sogar SPÖ Politiker und in einer Vorfeldorganisation der SPÖ angestellt gewesen.

  5. Endlich ist einmal ein FPÖ-Politiker ehrlich – kann sich überhaupt wer erinnern, daß einmal ein FPÖ-Politiker ehrlich war? – und dann zieht er gleich wieder den Schwanz ein. Immerhin hat er Hirn bewiesen, aber leider halt auch nur das fehlende

  6. Kann sich noch jemand an die Pressekonferenz der FPÖ mit dem “Kamasutra” im Hintergrund erinnern? War eine blaue Jugendorganisation soviel ich mich erinnere.

  7. Vermutlich hat er die Bibel gelesen, aber der Titel fiel ihm gerade nicht ein, der Autor auch nicht…

    • Wurde recherchiert um welche Ausgabe es sich handelt?
      Die Lektüre der kritischen Edition ISBN: 9783981405231 wäre keine Schlagzeile Wert.

      • Richtig.
        Trotzdem bin ich der meinung, dass man in einer demokratie das buch lesen “dürfen” sollte.
        Warum sollte man bevormundet werden? Sind staatsbürger grundsätzlich unmündig und eines eigenen urteils unfähig?
        Bitte keinen beifall von der falschen seite.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Benkos Luxusvilla in Italien

Denn: ZackZack bist auch DU!