Das ist ein Unterüberschrift
Hochansteckend, aber weniger gefährlich als Delta: die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Omikron stimmen optimistisch. Ein Datenanalyst aus dem Silicon Valley sagt nun gar das Ende der Pandemie nach der aktuellen Welle vorher.
Wien, 19. Jänner 2022 | Gut zwei Jahre ist es jetzt her, seit in der chinesischen Stadt Wuhan der erste Corona-Fall bestätigt wurde und das Virus von dort seinen Weg in die ganze Welt gefunden hat. Mit der Omikron-Welle, die derzeit die Zahlen weltweit in die Höhe schießen lässt, könnte nun die Pandemie endlich ihr Ende gefunden haben. Das behauptet der Datenanalyst und ehemalige Berater im Silicon Valley, Tomas Pueyo, in einem seiner neuesten Artikel.
Erfinder von “Hammer und Tanz”
Der Stanford-Absolvent hat mit seinem „The Hammer and the Dance“-Modell (damit ist ein Brechen der Infektionswelle mithilfe eines harten Lockdowns (Hammer) gefolgt von phasenweise Lockerungen (Tanz) gemeint) schon früh beschrieben, wie auf die Ausbreitung des Virus zu reagieren ist. Zahlreiche Länder bauten in Folge ihre Lockdown-Strategie auf seine Prognosen auf.
„Solange also keine neue Variante auftaucht, die dem Immunsystem entkommt und eine höhere Virulenz aufweist, sollten wir anfangen, uns zu entspannen und unser Leben so zu leben, wie wir es wollen“,
schreibt Tomas Pueyo in seinem neuesten Text „Game over“.
90 Prozent weniger Todesfälle als bei Delta
Doch auf Basis welcher Faktoren baut Pueyo nun seine neueste Vorhersage, nach der die Omikron-Welle die letzte besorgniserregende sein wird, auf?
- So würde Omikron im Vergleich zu Delta zu 50 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen führen. Auch würde Omikron 90 Prozent weniger Todesfälle als Delta und rund 75 Prozent weniger als die ursprüngliche Variante mit sich bringen. Er schließt daraus: Omikron sei nur etwa zweimal so virulent wie eine normale Grippe. Pueyo bezieht sich dabei auf jüngste wissenschaftliche Veröffentlichungen aus Großbritannien, Kalifornien sowie aus Südafrika und Schottland.
This is the end of the pandemic:
• Vaccines reduce deaths by 90%
• Omicron kills 90% less
• Treatments save 90% of pplThese 3 reduce COVID fatality rates by 99.9%
And after Omicron, most ppl will have some sort of immunity.It's time to change our behavior
Details: pic.twitter.com/U2vuFbGp8u
— Tomas Pueyo (@tomaspueyo) January 17, 2022
- Omikron verbreite sich außerdem so schnell, dass der Anstieg der Fälle nach rund einem Monat wieder beendet sei und dann auch wieder schnell sinken werde. Als Beispiel führt Pueyo die Entwicklungen in Südafrika und Großbritannien an.
Weltweite Neuinfektionen Stand 18. Jänner 2022, Quelle: statista.com
Für Pueyo ist daher klar: Wenn keine neue Variante mit vielen Vorteilen auftaucht, könne die Mehrheit wieder „normal“ leben. Ausgeschlossen davon sind vorerst noch: Gesundheitspersonal, Schwellen- und Entwicklungsländer, wo die Impfquote noch sehr gering ist, sowie immungeschwächte Personen und Kinder, da von diesen noch wenige geimpft oder genesen sind.
Während Großbritannien und Südafrika die Spitze der Omikron-Welle bereits erreicht haben, ist Österreich derzeit noch auf dem Weg dorthin. Mit über 31.000 neuen Fällen wurde am Mittwoch erneut ein Allzeithoch erreicht. Und auch hierzulande zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Denn während die Zahlen steigen, schaut die Entwicklung in den Spitälern im Vergleich gut aus. Zwar sind insgesamt gesehen mehr Spitalsaufenthalte wegen Covid zu verzeichnen, jedoch landen immer weniger Menschen auf Intensivstationen (197 am Mittwoch, 15 weniger als am Vortag).
Markowich mahnt zur Vorsicht
Also einfach das Ende der Welle abwarten und danach weiterleben wie davor? Ganz so einfach gestaltet sich die derzeitige Lage nicht. Der Mathematiker und Professor an der Universtität Wien, Peter Markowich, bremst im Gespräch mit ZackZack die Erwartungen: “Im Moment ist Vorsicht angebracht, gepaart mit leichtem Optimismus.” Klar sei, dass Omikron bei Geimpften und Genesenen einen schwächeren Krankheitsverlauf zeigt. Aber deswegen alles aufsperren? Die Gesetze der Mathematik würden anders funktionieren, so Markowich:
“Wenn man exponentiellen Anstieg versteht, weiß man, dass Vorsicht die Mutter der Pandemiebeherrschung ist.”
Seine Einschätzung zur jetzigen Lage daher: weiter das Infektionsgeschehen kontrollieren, denn die Zahl der Ungeimpften und der Menschen, die schwer an Omikron erkranken könnten, ist nach wie vor hoch. Auch dürfe man die vielen Long Covid-Fälle nicht vergessen. Und: auch Delta ist noch im Umlauf.
Endemischer Zustand nach Omikron möglich
Wie wahrscheinlich ist also der Übergang zu einem endemischen Zustand, und damit einem Ende der Pandemie? Markowich ist sicher: “Das Virus wird weiter mutieren. Unklar ist, ob die nächste und übernächste Mutation auf Omikron erzeugte- und Impfantikörper anspricht. Wenn das der Fall ist, würde ich sagen, dass wir auf dem Weg in einen endemischen Zustand sind.” Wenn das nicht so eintritt, würde man es mit einer weiteren Welle zu tun bekommen.
Omikron werde jedenfalls eine gewisse Grundimmunität in der Bevölkerung legen – gepaart mit der Impfung könne man durchaus optimistisch in die Zukunft blicken. Die Impfpflicht aufgrund der milderen Omikron-Variante zu überdenken, darüber will Markowich nicht diskutieren. Noch könne man die Verantwortung nicht individuell abgeben.
Sollte die Pandemie für beendet erklärt werden, müssten für die Zukunft auch mehr Geld in virale Abwehr investiert werden: “Wir haben jetzt gesehen, wie leicht es passieren kann, dass ein neuer Virus die Welt aushebeln kann. Und sowas wird wieder passieren. Je mehr der Mensch der Natur zu nahe rückt, desto wahrscheinlicher wird ein neuerlicher Ausbruch.”
(mst)
Titelbild: APA Picturedesk