Donnerstag, April 25, 2024

Missbrauchsgutachten sieht schweres Fehlverhalten Benedikts XVI.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist in einem neuen Missbrauchsgutachten für das deutschen Erzbistum München und Freising schwer belastet worden.

München, 20. Jänner 2022 | Benedikt habe als Münchner Erzbischof Joseph Ratzinger in vier Fällen nichts gegen des Missbrauchs beschuldigte Kleriker unternommen, teilten die Gutachter am Donnerstag in München mit. In einer Stellungnahme bestritt Benedikt demnach seine Verantwortung “strikt”, die Gutachter halten dies aber nicht für glaubwürdig.

In zwei der Fälle, bei denen die Gutachter ein Fehlverhalten Ratzingers sehen, sei es um Kleriker gegangen, denen mehrere begangene und auch von staatlichen Gerichten attestierte Missbrauchstaten vorzuwerfen seien. Beide Priester seien in der Seelsorge tätig geblieben, kirchenrechtlich sei nichts unternommen worden. Ein Interesse an den Missbrauchsopfern sei bei Ratzinger “nicht erkennbar” gewesen. Der spätere Papst war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und wechselte dann an die Spitze der Glaubenskongregation im Vatikan.

Gutachter von Kenntnis überzeugt

Die Gutachter sind mittlerweile auch überzeugt, dass Ratzinger Kenntnis von der Vorgeschichte des Priesters Peter H. hatte, der 1980 aus dem Bistum Essen nach München kam. H. war als Pädophiler verurteilt und beging später im Erzbistum München weitere Missbrauchstaten.

Rechtsanwalt Martin Pusch sagte, Ratzinger habe bei der Erstellung des Gutachtens zunächst eine “anfängliche Abwehrhaltung” gezeigt. Diese habe er aber später aufgegeben und ausführlich schriftlich Stellung genommen.

Das Gutachten wirft zudem auch dem amtierenden Erzbischof Reinhard Marx Untätigkeit vor. Es sei ungeachtet einer Vielzahl von Meldungen nur in “verhältnismäßig geringer Zahl” festzustellen, dass sich der Kardinal überhaupt unmittelbar mit Missbrauchsfällen befasst habe, sagte Pusch. Außerdem sei Marx in zwei Verdachtsfällen ein konkretes fehlerhaftes Verhalten vorzuwerfen.

Dem früheren Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, wurden 21 Fälle von Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch vorgeworfen. Wetter habe die Fälle zwar nicht bestritten, ein Fehlverhalten seinerseits aber schon, sagte Pusch.

Die Studie zu sexuellem Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising in Deutschland listet mindestens 497 Opfer auf. Dabei handle es sich überwiegend um männliche Kinder und Jugendliche im Zeitraum zwischen 1945 und 2019, teilte die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) mit. Sie hatte das Gutachten im Auftrag der Erzdiözese erstellt. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie – darunter 173 Priester und neun Diakone. Allerdings sei dies nur das sogenannte Hellfeld. Es sei von einer deutlich größeren Dunkelziffer auszugehen, hieß es vonseiten der Kanzlei weiter.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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21 Kommentare

  1. sah einmal eine fs doku über missbrauch in den usa.
    der polnische papa hatte jegliche untersuchung abgewürgt.
    am tag nach des polen tod hat ratzinger untersuchungen in den usa in auftrag gegeben.
    die doku war nicht gerade kirchenfreundlich.

  2. Hätt der Ratzinger was gegen die Kinderschänder unternommen, wär er niemals Papst geworden. “Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Studie – darunter 173 Priester und neun Diakone.” Die Zahl macht schon was her, da werden ja die bayrischen Buben gute Chancen haben, auch nicht davonzukommen. Die armen Kerzenschlucker.
    Es gilt ja hoffentlich eh die Unschuldsvermutung, und wenn, dann hat ja der kugelrunde St.Pöltner Erzbischof, dem niemand die Kompetenz absprechen würde, damals ganz klar gesagt, daß die Kinder schuld sind, und der Wiener Kardinal durfte unschuldig in’s Exil nach Schweden, wo ihn die Klosterschwestern auch noch rausgeschmissen haben, den Unschuldigen.
    Blöder Witz von damals: Was ist das schlimmste, was einem bei einem Buffet passieren kann, wenn man in der Schlange steht? Vor einem ist der Kren, der frißt einem alles vor der Nase weg, und hinter einem steht der Gröer, und vernascht ihn von hinten

      • Krenn war schwerster Alki,hat sich als es eng wurde in eine Entzugsklinik in München abgesetzt,war ein Effler vom Feinsten,nannte den Mißbrauch einen dummen Bubenstreich und ist meines Wissens in Gerersdorf nach jahrelanger Pflege der Schwestern dort verstorben.

        Pröll damals noch LH,würdigte die „starke Werthaltung“ Krenns und hob die „Handschlagqualität“ des „streitbaren Mannes der Kirche“ hervor.

        Ja,ja,in N.Ö. ticken die Uhren einfach anders.

        • Dafür war der ÖVP ja der Segen von der katholischen Kirche auch sicher. Und eine Hand wäscht die andere – vor oder nach dem sexuellen Mißbrauch sowieso, und bei den politischen Machenschaften genauso

  3. Mögen manche Menschen weiterhin an einen bärtigen allmächtigen Magier in den Wolken glauben, der uns lieber beim Masturbieren zusieht, als etwas gegen Kindesmissbrauch durch Priester zu tun. Ich bin lieber zurechnungsfähig.

  4. Ein weiteres ernüchterndes Beispiel von Personen, Institutionen oder Gemeinschaften die sich anmaßen, moralisch mahnend dem Pöbel Verhaltensweisen vorzuschreiben. Blickt man dann hinter die Vorhänge selbiger wird schnell klar, mit welch bigotten und verderbten Charakteren man es zu tun hat. Wem jetzt politische “Nachahmer” einfallen, der bilde sich seine Meinung dazu…
    Wenn der Pöbel es nicht endlich schafft selbstständig und kritisch zu agieren und damit zu emanzipieren, wird sich bei den “Lenkern” allerdings nicht viel ändern.
    Trotzdem muss es heller werden Österreich!

  5. Frage an Zackzack :
    Wollt ihr jetzt zur Sexhotline werden? Wenn nicht, dann löscht diesen Schwachsinn!

  6. Bei den Kirchenoberen ging es immer nur um Vertuschen. Die Opfer waren ihnen scheiß egal!!!

  7. “Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.”
    Galileo Galilei

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